Umwelt

21.01.2021

Forderung: Nachhaltige Produktpolitik für elektronische Geräte

Smart Home, Smartphone, Online Shopping und Streaming: Die Digitalisierung bestimmt zunehmend den Alltag. Infolge der rasanten technischen Entwicklung entsprechen Geräte schon nach kurzer Zeit nicht mehr dem aktuellen Stand und werden ausgetauscht. Dies führt zu einem höheren Ressourcenverbrauch und einem steigenden Aufkommen an Elektroschrott. Der VerbraucherService Bayern fordert eine nachhaltige Produktpolitik, um Ressourcen weltweit zu schonen. Die Verlängerung der Nutzungsdauer von elektronischen Geräten und die verstärkte Rückgewinnung von Rohstoffen tragen wesentlich zum Klima-, Ressourcen- und Verbraucherschutz bei. 

Forderung: Nachhaltige Produktpolitik für elektronische GeräteFoto: © mekcar - stock.adobe.com

Effizienter Umgang mit Rohstoffen ist unabdingbar 

Nachhaltiges Produktdesign, lange Nutzungszyklen und hochwertiges Recycling sind unabdingbar für einen verantwortungsvollen Umgang mit knappen Ressourcen. Ziel sind geschlossene Kreisläufe. Hier bedarf es verbindlicher Vorgaben, um eine lange Nutzung zu ermöglichen und die Rückgewinnung von Rohstoffen zu erhöhen. Ohne ein sofortiges Umdenken und entsprechende Maßnahmen gehen zu viele Rohstoffe unwiederbringlich verloren.

Der VerbraucherService Bayern forderte bereits 2014 verbindliche Vorgaben zur Reparaturfähigkeit von Produkten sowie zur Bereithaltung von Ersatzteilen und begrüßt die neuen EU-weiten Maßnahmen zum Ökodesign. So sind ab März 2021 Hersteller verschiedener Produktgruppen, darunter Fernseher, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Kühlschränke, verpflichtet, für sieben bis zehn Jahre Ersatzteile und Reparaturanleitungen vorzuhalten (Umweltbundesamt).

Die Anforderungen gelten allerdings nicht für Smartphones sowie für die Verfügbarkeit von Software. Der VerbraucherService Bayern fordert deshalb in einer aktuellen Stellungnahme eine nachhaltige Produktpolitik für elektronische Geräte: „VSB fordert Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer von Geräten“.

Im Antrag an die Politik von 2020 „Einsatz neodymhaltiger Magnete beschränken und Recycling fördern“ forderte der VerbraucherService Bayern bereits einen verantwortungsvollen Umgang mit kritischen Rohstoffen wie Neodym.

Umweltbelastungen durch Rohstoffgewinnung

Die Herstellung von Elektro- und Elektronikgeräten verbraucht Ressourcen und Energie. Die Produkte bestehen zu einem großen Teil aus Kunststoffen, welche in der Regel aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Zudem enthalten sie eine Vielzahl wertvoller und knapper Metalle.

Der Rohstoffabbau erfolgt häufig in Ländern mit niedrigen Umwelt- und Sozialstandards und führt zur Zerstörung von Lebensräumen, Rodung von Urwäldern und Sprengung von Bergen. Edelmetalle werden mit Hilfe giftiger Stoffe aus dem Gestein gelöst. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie die Umweltauswirkungen von 50 Rohstoffen bewertet, mehr als die Hälfte davon weist ein hohes Umweltgefährdungspotenzial auf.

Menge an Elektroschrott nimmt stark zu

Die Ausstattung mit Elektro- und Elektronikgeräten nimmt auch in Deutschland weiter zu. So stieg dem Umweltbundesamt zufolge die Menge der in Verkehr gebrachten Geräte im Jahr 2018 um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich verkürzt sich die Nutzungsdauer von Elektro- und Elektronikgeräten. Eine schnelle Abfolge von Kauf, Nutzung und Entsorgung verbraucht knapper werdende Ressourcen und führt zu mehr Elektroschrott.

Dem Global E-waste Monitor 2020 zufolge fielen im Jahr 2019 weltweit 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott an, Tendenz stark steigend: Für das Jahr 2030 erwarten die Fachleute bereits eine Menge von 74,7 Millionen Tonnen Elektroschrott. Verbraucher*innen in Deutschland erzeugen mit durchschnittlich 19,4 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf im Jahr deutlich mehr Altgeräte als der weltweite Durchschnitt mit 7,3 Kilogramm pro Kopf.

Getrennte Entsorgung von Altgeräten

Elektro- und Elektronikgeräte sind nicht über den Hausmüll zu entsorgen, sondern an kommunalen Sammelstellen wie Wertstoffhöfen abzugeben. Wichtig: Als Elektroschrott gelten auch blinkende Schuhe, batteriebetriebene Spielsachen sowie passive Geräte wie Audiokabel, Steckerleisten und Ladekabel.

Die Rückgabe ist unter bestimmten Voraussetzungen auch in Geschäften und bei Versandhändlern, die Geräte vertreiben, möglich: Ab einer Verkaufs- bzw. Lager- und Versandfläche von mindestens 400 m² sind diese verpflichtet, bei Neukauf Altgeräte der gleichen Geräteart kostenlos zurück zu nehmen. Seit Juli 2022 sind dazu auch Supermärkte und Discounter verpflichtet, die regelmäßig Elektro- und Elektronikgeräte anbieten und eine Verkaufsfläche über 800 m² haben. Kleingeräte mit einer Abmessung unter 25 Zentimeter können Verbraucher*innen auch ohne Neukauf in haushaltsüblicher Menge abgeben (Umweltbundesamt).

Darüber hinaus gibt es spezielle Sammlungen von Umwelt- und Sozialverbänden, z.B. von ausrangierten Smartphones.

Verluste trotz getrennter Sammlung und Recycling

Nicht alle Altgeräte werden richtig entsorgt. Beispielsweise landen allein in Bayern pro Jahr rund eine Million Handys im Hausmüll. Mit 43,1 Prozent hat Deutschland im Jahr 2018 die EU-weit vorgeschriebene Sammelquote von 45 Prozent knapp verfehlt. Bei falscher Entsorgung gehen die enthaltenen Rohstoffe vollständig verloren und Schadstoffe können in die Umwelt gelangen.

Auch in Recyclingprozessen kommt es zu Verlusten. Zwar wird durch Recycling ein Teil der enthaltenen Materialien zurückgewonnen, von geschlossenen Kreisläufen ist man derzeit jedoch weit entfernt. Während beispielsweise bei Kobalt, Silber, Gold und Palladium zu einem geringen Anteil die Rückgewinnung erfolgt, gehen Bestandteile wie Indium, Tantal, Dysprosium, Gadolinium, Neodym, Praseodym und Yttrium vollständig verloren (Öko-Instituts).

Bewusster Umgang mit knappen Ressourcen trotz steigender Nachfrage

Metallen wie den Seltenen Erden kommt große Bedeutung in vielen Schlüsseltechnologien zu. Infolge der fortschreitenden Digitalisierung und aufgrund des Bevölkerungswachstums ist eine steigende Nachfrage nach diesen Rohstoffen zu erwarten.

Bereits heut stuft die Europäische Kommission 30 wirtschaftlich bedeutsame Rohstoffe aufgrund ihrer risikobehafteten Versorgung als kritisch ein. Deutschland ist wie andere EU-Länder auch bei vielen Ressourcen von Importen abhängig. Recycling ist hier umso wichtiger, trägt jedoch bei kritischen Rohstoffen kaum zur Deckung der Nachfrage bei.

Auch Verbraucher*innen sind gefordert

Verbraucher*innen nehmen mit jeder Kaufentscheidung Einfluss. Durch bewusste Produktauswahl, lange Nutzung und richtige Entsorgung leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz. Mehr im Beitrag „Gut leben mit nachhaltigem Konsum“.

Weiterführende Informationen

Öko-Institut (2020): Ökologische und ökonomische Auswirkungen einer Verlängerung der Nutzungsdauer von elektrischen und elektronischen Geräten (Smartphones, Notebooks, Waschmaschinen, Fernsehgeräte und E-Bikes)

vzbv (2020): Studie zu Langlebigkeit von Produkten

Forti V. et al. (2020): The Global E-waste Monitor 2020: Quantities, flows and the circular economy potential. United Nations University (UNU)/United Nations Institute for Training and Research (UNITAR)

Umweltbundesamt (2019): Neue Waschmaschinen, Kühlschränke & Co ab 2021 besser reparierbar

Umweltbundesamt (2021): Wohin mit Elektroschrott