Umwelt

17.07.2019, Wie groß ist Ihr ökologischer Fußabdruck? - Teil 1

Gut leben mit nachhaltigem Konsum

Rohstoffgewinnung, Transport und Erzeugung – alles, was wir konsumieren, erfordert Fläche und andere Ressourcen. Die Menschheit lebt, als hätte sie 1,7 Erden. Gerade die Industrienationen verbrauchen zu viel. Was Sie dazu beitragen können, Ihren Ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, erfahren Sie in unserer 4-teiligen Serie. Der erste Beitrag informiert über nachhaltigen Konsum.

Gut leben mit nachhaltigem KonsumFoto: © PhotoSG - Fotolia.com

Leben im Überfluss – Ressourcen werden knapp

Ein Durchschnittseuropäer besitzt heute im Schnitt 10.000 Gegenstände, vieles davon verwendet er kaum. In einem Haushalt in Deutschland lagern im Schnitt ungenutzte Gegenstände im Wert von rund 1.000 Euro. Die Lebensdauer von Produkten wird immer kürzer. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts ergab, dass Elektro- und Elektronikgeräte kürzer in Gebrauch sind als noch vor einigen Jahren. Die Gründe dafür reichen von niedrigen Anschaffungskosten über teure Reparaturen und fehlende Ersatzteile bis hin zu schnelllebigen Modetrends und technischen Neuheiten.

Dies alles schlägt sich in einem hohen Ressourcenverbrauch nieder. Der weltweite Verbrauch an Rohstoffen nahm in den letzten 30 Jahren um 50 Prozent zu und übersteigt mittlerweile die Regenerationsfähigkeit der Erde deutlich. Die verfügbare und beanspruchte Fläche ist eine Möglichkeit, um unseren Umweltverbrauch sichtbar zu machen. Der Ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Hektar Land Menschen für ihren Lebensstandard beanspruchen. In Deutschland beträgt der ökologische Fußabdruck 5,4 globale Hektar pro Kopf, davon macht unser Konsum knapp ein Fünftel aus.

Lange Nutzung spart Ressourcen

In allen Produkten stecken wertvolle Ressourcen, Energie und Arbeitskraft. Allein ein Handy enthält rund 60 verschiedene Materialien, viele dieser Bestandteile sind auf der Erde nur begrenzt vorhanden. Zudem gehen Rohstoffabbau, Produktion, Transport und Entsorgung oft mit beträchtlichen Belastungen für Mensch und Umwelt einher. Nutzen Sie Produkte so lange wie möglich, um diesen Aufwand zu rechtfertigen.

Nur in wenigen Fällen ist der Austausch eines funktionierenden Geräts sinnvoll, nämlich dann, wenn der Stromverbrauch während der Nutzung sehr stark zu Buche schlägt und Neugeräte deutlich weniger Strom benötigen. Ansonsten gilt: Das lang genutzte Produkt ist das umweltfreundlichere.

Lange Nutzung beginnt beim Einkauf

Wer billig kauft, kauft oft doppelt. Lassen Sie sich nicht von Niedrigstpreisen zum Kauf verleiten. Oft ist festzustellen, dass unterhalb einer gewissen Preisgrenze die Qualität nachlässt und Produkte schneller verschleißen. Doch der Preis ist nur bedingt aussagekräftig: Teure Geräte sind nicht automatisch gut.

Bereits beim Einkauf vorzeitiges Wegwerfen vermeiden, indem Sie hochwertige Produkte nach ihrem Bedarf auswählen:

  • Fragen Sie sich vor jedem Neukauf: Brauche ich das wirklich? Muss ich es neu kaufen?
  • Informieren Sie sich vorab, z.B. mit Hilfe von Gütezeichen, Testberichten oder Internetforen.
  • Achten Sie auf Möglichkeiten der Reparatur und des Wechsels von Verschleißteilen wie Akkus oder LEDs.

Leihen, teilen, gebraucht kaufen – Alternativen zum Neukauf

Ob Werkzeug, Bücher, Geräte, Fahrzeuge oder auch Kleidung für besondere Anlässe: Benutzen Sie Güter nur selten oder kurz, ist es sinnvoller, diese auszuleihen oder gebraucht zu beziehen anstatt billigst neu zu kaufen. Dies spart nicht nur Ressourcen sondern auch Platz und Geld. Qualitätswaren aus Zweiter Hand sind häufig preiswerter und langlebiger als manches Billigschnäppchen.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: Gewerbliche, gemeinnützige sowie private Anbieter bieten Produkte zum Verleih, Tausch oder Gebrauchtkauf an. Neben klassischen Flohmärkten, Secondhand-Läden oder Zeitungsanzeigen gibt es zahlreiche Kauf-, Miet- und Tauschmöglichkeiten im Internet. Hier können Sie auch intakte Produkte, die Sie nicht mehr benötigen, zur weiteren Nutzung abgeben. Sensible Daten auf Handy oder PC zuvor löschen.

Mängel beseitigen – Verbraucherrechte und Reparaturmöglichkeiten nutzen

Innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung haben Verbraucherinnen und Verbraucher Anspruch auf die Beseitigung von Mängeln, sei es durch Austausch oder Reparatur. Als Verbraucher haben Sie die Wahl und grundsätzlich ein Recht auf Reparatur. Nutzen Sie Ihre Rechte und reklamieren Sie Mängel. So signalisieren Sie, dass Ihnen eine lange Lebensdauer wichtig ist. Bei bestehenden Gewährleistungs- und Garantieansprüchen empfiehlt es sich, keine Reparatur in Eigenregie vornehmen, sonst riskieren Sie unter Umständen, Ihre Ansprüche zu verlieren.

Bei älteren Geräten stellt sich oft die Frage, ob sich eine Reparatur noch lohnt. Angesichts niedriger Anschaffungs- und vergleichsweise hoher Reparaturkosten erscheint oft ein Neukauf finanziell attraktiver. Aus Umweltsicht lohnt sich eine Reparatur dagegen fast immer. Damit Sie nicht aus Kostengründen darauf verzichten, bieten vielerorts nicht-kommerziell organisierte Initiativen Unterstützung.

Ressourcen wieder nutzen – fachgerecht entsorgen

Um enthaltene Rohstoffe der Wiederverwertung zuzuführen, bedarf es der richtigen Entsorgung des Abfalls. Für Gebrauchtgegenstände gibt es unterschiedliche Regelungen: Elektrogeräte entsorgen Sie nicht über den Hausmüll, sondern an kommunalen Sammelstellen. Ab einer Verkaufsfläche von 400 m² sind auch Händler verpflichtet, bei Neukauf Altgeräte der gleichen Geräteart kostenlos zurück zu nehmen. Kleingeräte mit einer Abmessung unter 25 Zentimeter können Sie auch ohne Neukauf in haushaltsüblicher Menge abgeben. Ziel der getrennten Entsorgung ist es, im Elektroschrott enthaltene Rohstoffe wieder zu verwerten.

Seit 15. August 2018 gelten auch Gebrauchsgegenstände mit fest eingebauten elektrischen Bauteilen als Elektroschrott und sind getrennt zu entsorgen. In diese Kategorie fallen beispielsweise blinkende Schuhe, leuchtende Möbel oder beheizte Handschuhe.

Weitere Informationen erhalten Sie in den VSB-Umweltberatungsstellen. Hier können Sie auch Vorträge und eine Ausstellung zum Thema "Geplanter Verschleiß? (Wie) können sich Verbraucher schützen?" buchen.

Links

Abfallratgeber Bayern: Abfallvermeidung durch Nutzung von online Kauf-, Verkauf-, Tausch- und Verschenkbörsen

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Nachhaltig konsumieren

Germanwatch: Tipps für VerbraucherInnen zum Umgang mit alten Elektronikgeräten

heise online: Neuregelung beim Recycling: Wenn Blinkschuhe zu Elektroschrott werden

Umweltbundesamt: Leihen, tauschen, teilen

Umweltbundesamt: Produkte länger nutzen. Tipps zu Verbraucherrechten, Reparatur und Neukauf

Umweltbundesamt: Wohin mit dem Elektroschrott?

Wuppertal Institut: Ressourcen-Rechner