Umwelt

18.02.2021

So mache ich es mir zuhause nachhaltig gemütlich

Die Menschen verbringen bis zu 90 Prozent ihres Tages in Gebäuden. Zu Zeiten der Corona-Pandemie bedeutet das häufig „zuhause in den eigenen vier Wänden“. Arbeitszeit und Freizeit bieten nur noch wenig Möglichkeiten für einen Ortswechsel. Eine räumliche Trennung entfällt zunehmend. Dadurch gewinnt die Gestaltung des privaten Wohnraums an Bedeutung. Viele Verbraucher*innen nutzen diese Zeit für Renovierungsarbeiten und passen ihre Einrichtung an die veränderten Lebensverhältnisse an. Der VerbraucherService Bayern gibt Tipps, wie Sie Ihr zuhause gemütlich, gesund und zugleich nachhaltig gestalten.

So mache ich es mir zuhause nachhaltig gemütlichFoto: © New Africa - stock.adobe.com

Gesunde, saubere Innenraumluft fördert das Wohlbefinden

Die Raumausstattung beeinflusst das Raumklima. Deshalb sollten Einrichtungsgegenstände, Boden- und Wandbeläge sowie verwendete Baustoffe möglichst emissionsarm sein – das schützt die Gesundheit und die Umwelt. Eine davon ausgehende Abgabe von Schadstoffen an die Raumluft, also ein Ausgasen, kann bei erhöhten Konzentrationen zu Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Augenreizungen führen. Produkte, die zu hundert Prozent schadstofffrei sind, gibt es zwar nicht, aber die getroffene Auswahl minimiert die Belastungen.

Auch die Lebensweise der Bewohner wirkt sich auf die Luftqualität aus. Geeignetes Lüfte- und Heizverhalten und eine Ausstattung des Wohnraumes mit Zimmerpflanzen fördert eine gesunde Luftqualität. Tipps hierzu finden Sie im Energietipp Homeoffice und im VSB-Umwelttipp Nachhaltiges Wohnen

Möbel sorgen für Wohnlichkeit: Materialien, Neukauf, Label

Möbel gibt es aus den unterschiedlichsten Materialien (u.a. Holz, Pressspan, Kunststoff, Metall, Polster, Textilien, Pappe) mit verschiedenstem Design und in zahlreichen Farben. Neu gekaufte Möbel dünsten mehr flüchtige Soffe aus als ältere, gebrauchte Einrichtungsgegenstände. Das spricht, neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit, für den Erwerb gebrauchter Stücke. Zu beachten gilt es, dass in der Vergangenheit Stoffe Verwendung fanden, die aus gesundheitlichen Gründen und aus Gründen des Umweltschutzes heute nicht mehr erlaubt sind.

Möbel aus Vollholz sind in der Regel stabil, standfest und langlebig. Aus ökologischer Sicht ist der Einsatz von Holz als nachwachsender Rohstoff sinnvoll. Meist wird Holz ohne Dünge- und Pflanzenschutzmittel produziert. In Deutschland sorgt das Bundeswaldgesetz für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes mit dem Ziel, die Wälder zu erhalten und mit der Ressource Holz sparsam umzugehen. Anders ist die Situation bei Tropenhölzern und Hölzern aus nördlichen Wäldern: Sie stammen selten aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Großflächige Rodungen zerstören in diesen Fällen unersetzlich Biotope und Lebensräume mit langer Entstehungsgeschichte. Im Holz natürlich vorkommende Terpene und geringe Mengen an Formaldehyd können dem Holz entweichen. Die Konzentrationen sind jedoch in der Regel wesentlich geringer als die Schadstoff-Emissionen aus den meist großflächigen Oberflächenbehandlungen mit Lacken, Farben, Wachsen und Ölen.

Möbel aus Holzwerkstoffen (z.B. Pressspan) sind im Vergleich zu Möbeln aus Vollholz meist leichter, weniger langlebig, und kostengünstiger. Eine Herstellung aus Recyclingmaterial der Holzindustrie liefert nachhaltige Holzwerkstoffe. Bei älteren, gebrauchten Möbeln aus Holzwerkstoffen wie Pressspan ist Vorsicht geboten. Hier spielen die verwendeten Bindematerialien eine große Rolle. Wenn keine näheren Informationen über das Produkt vorliegen, ist eine Wiederverwendung, besonders von älteren Stücken, nicht ratsam. 

Möbel aus Pappe stellen eine weitere nachhaltige Möglichkeit dar. Sie sind leicht, kostengünstig, vergleichsweise langlebig (bis zu 10 Jahre laut Hersteller) und hauptsächlich aus recyceltem Material hergestellt. Eine spätere umweltfreundliche Entsorgung ist problemlos.

Ausrangierte Möbel finden unter anderem auf Internet-Plattformen, durch Aushänge in Supermärkten oder durch Abgabe bei Sozialkaufhäusern neue Liebhaber. Kaputte, nicht reparable Möbel, sind über den Sperrmüll oder den Wertstoffhof zu entsorgen.

Wer beim Möbelkauf auf Siegel wie den Blauen Engel oder das Goldene M (Gütezeichen für Möbel (RAL-GZ 430) der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V.) achtet, erwirbt emissionsarme, umweltfreundliche Produkte. Die genannten Label schließen minderwertige oder schadstoffhaltige Materialien konsequent aus und fordern den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Renovieren für eine gute Atmosphäre: Teppiche, Bodenbeläge, Wandgestaltung

Boden- und Wandbeläge, wie zum Beispiel Teppichböden, Kunststoffbeläge, Tapeten und Wandfarben, nehmen große Oberflächen in der Wohnung ein. Sie liefern dadurch neben dem optischen Eindruck einen erheblichen Beitrag zur Qualität der Raumluft und können flüchtige Schadstoffe direkt oder in Verbindung mit den Staubpartikeln an die Raumluft abgeben. Oft werden unter Bodenbelägen Verlegeunterlagen als Trittschall- und Wärmedämmung eingebaut. Bei Wandbelägen gibt es Unterbeläge wie beispielsweise Untertapeten. Auch hierbei ist auf emissionsarme Produkte zu achten.

Bodenbeläge: Holzparkett, Kork oder Fliesen sind nachhaltige und langlebige Materialien. Genauso wie bei Teppichböden ist auf eine Minimierung der Schadstoffe zu achten. Allgemein ist bei glatten Böden die Feinstaubbelastung höher als auf rauen Böden wie beispielsweise Teppich. 

Wandbeläge: Zahlreiche Verbraucher*innen entscheiden sich für Produkte aus Papier. Häufig sind Papiertapeten mit kunststoffhaltigen Farben und Struktur gebenden Materialien beschichtet. Das kann die Atmungsaktivität beeinträchtigen. Umweltfreundliche Produkte bestehen aus Altpapier und sind chlor- und weichmacherfrei. Besonders atmungsaktiv ist Raufasertapete. Als weichmacher- und formaldehydfreier Wandbelag eignet sich auch Vlies. Es enthält Zellstoff- und Textilfasern. In Nassräumen kommen Fliesen und im Flur oft auch Rauputz zum Einsatz, vergleichsweise emissionsarme Materialien.

Für Wandanstriche sind die Verwendung emissions- und schadstoffarmer Produkte von Bedeutung. Es gibt inzwischen eine gute Auswahl an umweltverträglichen Produkten. Dazu gehören Lehmfarben, die wie Lehmputz aus Tonmehlen, Pflanzenstärke und natürlicher Zellulose oder pflanzlichem Eiweiß bestehen. Sie werden nur mit Wasser angerührt und sind atmungsaktiv, regulieren die Feuchtigkeit und absorbieren Gerüche. Kalkfarben bieten den Vorteil, dass sie neben ihrer Atmungsaktivität durch einen hohen ph-Wert Schimmelbildung vorbeugen. Glatt verspachtelt lassen sie Wasser abperlen. Auch der Einsatz von Mineralfarben wie reine Silikatfarbe aus Kaliwasserglas, Quarzsand und Kaliumkarbonat schützen vor Schimmelbildung und sind schadstofffrei. Dispersionssilikatfarben hingegen können durch die Beimischung von Kunstharzdispersionen flüchtige organische Verbindungen enthalten. Beim Kauf von Dispersionsfarben ist die Wahl von Produkten auf Wasserbasis empfehlenswert. Diese sind frei von Lösungs- und Konservierungsmitteln. Formaldehyd und Isothiazolinone, wegen ihrer konservierenden Wirkung eingesetzt, werden so vermieden. Allerdings fehlen diesen Farben für eine gute Haftung meist Verlaufsmittel und Füllstoffe, so dass eine Grundierung und gegebenenfalls wiederholte Anstriche erforderlich sind.

Orientierung im „Label-Wald“

Verschiedene Umweltsiegel helfen gesundheits- und umweltverträgliche Produkte zu erkennen. Doch welche sind aussagekräftig?

Ein wichtiges Label ist der Blaue Engel, der nicht nur für vielfältige Produkte vergeben wird, sondern für Umweltfreundlichkeit und Gesundheitsverträglichkeit steht.

Daneben gibt es für Möbel das schon erwähnte Goldene M als Gütezeichen.

Das europäische Umwelt-Label natureplus kennzeichnet gesundheitlich unbedenkliche und umweltgerecht hergestellte Bodenbeläge, Holz, Holzwerkstoffe, Farben und Oberflächenbeschichtungsmittel.

Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung tragen das FSC- und das PEFC-Siegel.

Auch mit dem Naturland-Siegel ausgezeichnete Holzprodukte sind umweltfreundlich.

Das eco-Institut Siegel („eu-Blume“) weist darauf hin, dass diese auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft wurden.

Das Rugmark-Siegel dürfen handgeknüpfte Teppiche tragen, die unter Beachtung sozialer Mindeststandards hergestellt wurden (z.B. ohne Kinderarbeit).

Darüber hinaus bieten die Beiträge von Stiftung Warentest und Ökotest weitere Produktinformationen.

 

Weitere Informationen:

Blauer Engel: Das Umweltzeichen

Umweltbundesamt: Spanplatten und andere Holzwerkstoffe

Umweltbundesamt: Augen auf beim Möbelkauf

Umweltbundesamt: Dialog für gesündere Luft in den eigenen vier Wänden 

Utopia: Pappmöbel: langlebig, nachhaltig und recycelbar

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