Umwelt

06.04.2017, Umwelttipp Gartenarbeit

Torffrei gärtnern: umwelt- und klimafreundlich

Bald ist es wieder so weit. Der Beginn der Gartensaison steht kurz bevor. Zeit, für viele Hobbygärtner, sich mit Erde einzudecken. Das Angebot von Gartenerden und Substraten bei Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten ist hierbei groß. Doch woran erkennt man gute Erde und welche ist umweltfreundlich?

Torferde? Nein Danke!

Torffrei gärtnern: umwelt- und klimafreundlichFoto: © coco - Fotolia.com

Die wohl bekannteste Erde unter Freizeitgärtnern ist die Torferde. Auch heute wird sie immer noch von Hobbygärtnern verwendet, da sie preiswert ist, manche Pflanzen auf sauerem Boden gut wachsen, und die Bodendurchlüftung kurzfristig gut ist. Doch aus Umweltsicht ist von torfhaltiger Erde abzuraten. Von Nachteil ist auch, dass Torf durch den niedrigen pH-Wert zur Versauerung des Bodens beiträgt. Durch die Nährstoffarmut von Torf muss außerdem immer wieder künstlicher Dünger zugeführt werden, was Geldbörse und Grundwasser belastet.

 

Deshalb wird Gärtnern ohne Torf immer beliebter. Die meisten bekannten Hersteller haben bereits torffreie, qualitativ hochwertige Substrate im Sortiment. Da die Torfersatzstoffe nicht in allen Eigenschaften dem Torf entsprechen, werden zur Optimierung abhängig vom Hersteller weitere Inhaltsstoffe hinzugefügt. Substrate auf Basis von Rindenhumus und Kompost gelten hierbei als besonders ökologisch. Kompost lässt sich selbst herstellen und spart nebenbei auch noch Dünger.

Torfersatzstoffe

Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl an Stoffen, deren Verfügbarkeit (außer Kompost) im Handel jedoch variieren kann. Hobbygärtner können selbst verschiedene Rezepte testen und eine Mischung aus Substratgrundlage und Zusatzkomponenten herstellen. Wiederbenetzbarkeit bezeichnet hier, wie gut der Boden nach Austrockung erneut Wasser aufnehmen kann. Bei guter Strukturstabilität sackt die Erde auch nach einiger Zeit nicht zusammen. Die Wasserkapazität hingegen beschreibt, wie viel Wasser vom Substrat gehalten werden kann. Wenn diese gering ist, tritt kaum Staunässe auf, das Substrat trocknet jedoch schneller aus und es muss häufiger nachgegossen werden -  mit jeweils nur geringen Wassermengen. Bei hoher Wasserkapazität dagegen muss weniger gegossen werden.

Substratgrundlage Vorteile Nachteile
Rindenhumus nährstoffreich, strukturstabil, gute Bodenbelüftung, Wasserkapazität und Wiederbenetzbarkeit, nachwachsender Rohstoff teilsweise sehr hoher Nährstoffgehalt
Kompost (aus Rinden oder Grünschnitt) idealer pH-Wert, immenser Nährstofflieferant, Wiederbenetzbarkeit hoch, nachwachsender Rohstoff

Wasserkapazität gering,

sehr hoher Nährstoffgehalt

Holzfasern gute Luftkapazität, nachwachsender Rohstoff wenig strukturstabil
Kokosfasern Wiederbenetzbarkeit hoch, sehr strukturstabil, gute Wasser- und Luftkapazität zugleich, idealer ph-Wert, geringes Gewicht, nachwachsender Rohstoff Weniger umweltfreundlich da langer Transportweg
Zusatzkomponenten    
Xylit pH-Wert wie bei Torf niedrig, hohes Porenvolumen, strukturstabil Wasserpeicherkapazität gering, wenig umweltfreundlich da Braunkohleabbau nötig
Perlit unerschöpfliches Naturprodukt (vulkanisch), Verbesserung der Bodenbelüftung, keimfrei, geringes Gewicht, gute Wasserkapazität, als reine Hydrokultur möglich, nährstofffrei, problemlose Rückführung in die Natur möglich durch Brennvorgang hoher Energieaufwand
Tonminerale ideale Nährstoff- und Wasserversorgung relativ schwerer Boden, geringe Luftkapazität
Lavagranulate ideale Nährstoff- und Wasserversorgung, sehr strukturstabil, bodenauflockernd auf Herkunftsland achten

Quellen: dpa, Burda, Deutscher Bauernverlag GmbH, Advanco GmbH

Tipps:

Gute Erde rieselt leicht durch die Finger und wird beim Gießen nicht schlammig.

  • Besonders günstig und ökologisch ist die Kompostierung im eigenen Garten. Durch die enthaltenen Nährstoffe und organischen Bestandteile trägt Kompost zugleich zur Bodenverbesserung bei. Tipps und Regeln für guten Kompost enthält die Kompostfibel vom Umweltbundesamt.
  • Wählen Sie beim Kauf torffreie Erde, achten Sie auf das RAL-Gütesiegel oder das Europäische Umweltzeichen. Torffreie Produkte sind erhältlich bei lokalen Entsorgungs-/Kompostwerken, in Bioläden sowie in Gärtnereien, Gartencentern und Baumärkten. Eine Übersicht über Hersteller und Händler finden Sie im BUND Einkaufsführer.
  • Informieren Sie sich über die wichtigsten Eigenschaften der Torfersatzerden. Teilweise muss anders gedüngt und gegossen werden.
  • Um Überdüngung zu vermeiden und Nährstoffe gezielt zuzuführen, ist eine Bodenuntersuchung sinnvoll. Informationen zum Thema Bodenprobennahmen gibt es bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.
  • Gärtnern Sie naturnah und verzichten Sie bei der Unkrautbekämpfung auf Pestizide. Bevorzugen Sie heimische Pflanzen, da diese mit heimischer Erde besser zurechtkommen als exotische Gewächse wie etwa Rhododendren.

Warum das Gärtnern ohne Torf so wichtig ist

Torf besteht aus den Ablagerungen abgestorbener Pflanzen. Damit dauert die Entstehung eines Moores Jahrtausende. Moorgebiete gehören daher zu den wertvollsten Landschaften der Erde und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz (NABU Bunte Gärten).

Zerstörung der Moore durch Gartenbau

Die Torfschichten sind in Deutschland heute großflächig zerstört, unter anderem  durch die Nutzung im Gartenbau und als Brennmaterial. Daher wurde mit der Ausräumung von Mooren in Osteuropa begonnen (Russland, Baltikum). Das Moor kommt dann in deutschen Baumärkten und Gartencentern in Plastiksäcken wieder zum Vorschein (BUND torffrei gärtnern).

Der Abbau ist hochgradig umweltschädlich. So verschwindet  der Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere zunehmend. Tiere wie Birkhuhn, Sumpfohreule und die Kreuzotter sind bereits selten geworden - auch Pflanzen wie der Sonnentau oder das Wollgras sind vom Aussterben bedroht. Die Zerstörung der Moorlandschaften verstärkt zudem den Klimawandel durch die Freisetzung von CO2 (VSB).

Quellen:

BUND: Blumenerde ohne Torf. BUND Einkaufsführer
Burda Senator Verlag GmbH: Blumenerden: Neuer Ersatzstoff für Torf
Deutscher Bauernverlag GmbH: Torffreie Pflanzerde
dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH: Wo Pflanzen gerne Wurzeln schlagen
Öko-Test: Torffreie Blumenerden im Test
Umweltbundesamt: Kompostfibel
Advanco GmbH: Perlit für Pflanzen und zur Bodenverbesserung
VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB): Ökologische Grabgestaltung an Allerheiligen

Weitere Informationen erhalten Sie in den Umweltberatungsstellen des VSB