Versicherungen

23.01.2012

10 Jahre Riester-Rente: zu kompliziert und oft unrentabel

Vor zehn Jahren wurde die Riester-Rente als staatlich geförderte private Altersvorsorge und als Ergänzung zur gesetzlichen Rente eingeführt. Bis Mitte 2011 haben jedoch nur 40 Prozent der 40 Millionen förderberechtigten Bürger einen Riester-Vertrag abgeschlossen. Der VSB kritisiert die Riester-Rente als zu kompliziert und unrentabel.

Als Jahrhundertreform wurde Riester bei der Einführung im Jahr 2001 gefeiert. Der Wandel von der rein umlagefinanzierten zur kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge, so versprach Arbeitsminister Riester, werde sich für die Bürger auszahlen. Die Realität für Riester-Sparer sieht nach den Krisen an den Finanzmärkten jedoch anders aus.

Geringverdiener profitieren nicht
Trotz staatlich gefördertem Vorsorgesparen werden in Deutschland als Folge der Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus zukünftig mehr Menschen von Altersarmut betroffen sein. Ein Großteil der Riester-Sparer wird aufgrund einer niedrigen gesetzlichen Rente im Alter auf Grundsicherung angewiesen sein. Die mühsam angesparte Riester-Rente wird aber nach geltender Rechtslage auf die Grundsicherung angerechnet, so dass das Sparen allein für das Sozialamt erfolgt wäre.

Für Geringverdiener lohnt sich die Riester-Rente meist nicht und ist aufgrund einer kürzeren Lebenserwartung ein besonders schlechtes Geschäft. Dies bestätigt die aktuelle Studie „Zehn Jahre Riester Rente“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW) und der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES).

Hohes Einkommen, Kinder und ein langes Leben als Renditevoraussetzung
Die Studie belegt weiterhin, dass sich die Riester-Rente hauptsächlich für gut verdienende Eltern rechnet, die für die Kindererziehung hohe staatliche Zuschüsse erhalten und aufgrund ihrer besseren Ausbildung und besserer Arbeitsbedingungen länger als der Durchschnitt der Bevölkerung leben. Der Versicherungsmathematiker und Vorsitzende des Bundes der Versicherten Axel Kleinlein hat für das DIW berechnet, dass eine Frau, die mit 35 Jahren einen Riester-Vertrag abschließt, 77 Jahre alt werden muss, um das einbezahlte Geld zurückzuerhalten. Erst ab dem 90. Geburtstag würde sie eine Rendite von 2,5 Prozent erzielen. Ein Inflationsausgleich erfolgt über die lange Laufzeit nicht und bei Auszahlung sind die Renten zudem voll steuerpflichtig.

Geänderte Rahmenbedingungen bei Riester-Verträgen führen zu sinkenden Erträgen
Die Ursachen für die mickrigen Erträge der Riester-Rente liegen zum einen in hohen Gebühren für den Vertragsabschluss und die Vertragsführung. Zum anderen wurden in den letzten zehn Jahren die Rahmenbedingungen für die Riester-Rente immer wieder zum Nachteil der Sparer geändert:
  • Die Garantieverzinsung sank von 3,25 Prozent auf heute 1,75 Prozent.
  • 2006 wurden Unisextarife von der EU verpflichtend zur Kalkulation vorgeschrieben.
  • Die Einführung der neuen Sterbetafeln DAV 04R der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), die mit einer erheblich höheren Lebenserwartung rechnen.
Das Statistische Bundesamt berechnet für einen heute 42-jährigen Vorsorgesparer eine Lebenserwartung von 82 Jahren, eine gleichaltrige Frau wird in etwa 88 Jahre alt. Die DAV prognostiziert hingegen, dass Frauen im Schnitt 97 Jahre, Männer durchschnittlich 93 Jahre alt werden. Eine hohe Lebenserwartung führt zu einem Prämienanstieg und schmälert die Rendite für den Riester-Sparer.

Die „Rente ab 85“
Diese neuen Rahmenbedingungen bedeuten für den Riester-Sparer, dass sich die zu erwartende Rentenhöhe bei gleichbleibender Einzahlung um mindestens ein Drittel verringert. Die verbindlichen Unisextarife und die neuen Sterbetafeln haben ebenfalls dazu geführt, dass bei Bank- und Fondssparplänen, die zwingend eine „Rente ab 85“ für den Vorsorgesparer kalkulieren müssen, bei Rentenbeginn in etwa ein Drittel des angesparten Kapitals an einen Lebensversicherer für die Leibrente abgezweigt werden muss. Im Jahr 2001 wurde die „Rente ab 85“ noch mit einem Anteil von 12,7 Prozent am angesparten Kapital bewertet. Legt man die Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes zugrunde, stirbt ein heute 42- jähriger Mann im Alter von 82 Jahren. Das Geld für die „Rente ab 85“ muss er von seinem angesparten Kapital bei Rentenbeginn abzwacken. Von der lebenslangen Rente ab 85 wird er mit aller Wahrscheinlichkeit nicht profitieren können.

Das Altersvorsorgekonto als sinnvolle Alternative zur Riester-Rente
Der VerbraucherService Bayern stellt bei der Riester-Rente in der jetzigen Form dramatische Schwachpunkte fest und sieht dringenden Handlungsbedarf, damit für den Bürger eine zukunftsfähige und rentable private Altersvorsorge möglich wird. Riester-Verträge sollen einheitliche und für Verbraucher verständliche Informationen zu Kosten, Rendite und Risiko enthalten. In jedem Fall aber muss das Vorsorgesparen für den Verbraucher wirtschaftlich effektiv sein.

Der VerbraucherService Bayern befürwortet wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen die Einführung eines Altersvorsorgekontos nach skandinavischem Vorbild als Alternative zur Riester-Rente. In einem Staatlichen Pensionsfonds kann private Vorsorge einfach, kostengünstig und transparent gestaltet werden.

Individuelle Beratungen zur Riester-Rente bietet der VerbraucherService Bayern in den Beratungsstellen Augsburg, Ingolstadt, Neufahrn, Regensburg, Traunstein und Würzburg.