Presse

23.06.2016, Große Unsicherheit bei Verbrauchern

Bioplastik ist keine Alternative

Angesichts der allgegenwärtigen Plastikflut scheint es auf den ersten Blick sinnvoll, biolo­gisch abbaubare Kunststoffe zu nutzen. Biokunststoffe, kurz „Bioplastik“ genannt, werden als ökologische Lösung vermarktet. Doch ist die Vorsilbe „Bio“ bei Kunststoffen bislang nicht gesetzlich definiert. „‘Bio‘ steht bei Kunststoffen für unterschiedliche Eigenschaften, die die Verbraucher meist nicht erkennen und einschätzen können“, stellt Marianne Wolff, Umwelt­referentin des VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) dar. „Bio“ kann sich auf die bio­logische Abbaubarkeit beziehen, auf die Herstellung aus pflanzlichen Stoffen oder auf beides. Denn bei manchen Biokunststoffen kommen sowohl nachwachsende Rohstoffe als auch Mine­ralöl zum Einsatz. Auch eigens entwickelte Siegel der Hersteller oder das „Kompostierbarkeits­logo“ sorgten bislang nicht für mehr Klarheit.

Was die verschiedenen Formen von Biokunststoffen eint, ist der hohe Aufwand bei der Her­stellung. Bei Biokunststoffen aus pflanzlichen Rohstoffen steht die Erzeugung des pflanzlichen Ausgangsmaterials zudem in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Wird Bioplastik kom­postiert, so wertet es den Kompost nicht auf. Da geeignete Recyclingverfahren noch fehlen, empfiehlt das Umweltbundes­amt die Entsorgung über den Restmüll. „Negative Umweltfolgen hätte es, wenn Plastik, das nicht biologisch abbaubar ist, fälschlicherweise in den Biomüll geworfen wird“ so Wolff. Die Folgen sind Verunreinigungen des Kompostes bis hin zum Eintrag von Plastikmüll auf Feldern, auf die der Kompost ausgebracht wird. Vielerorts ist es verboten, die Tüten aus biologisch abbaubaren Kunststoffen in die Biotonne zu geben.
Fazit: Biokunststoffe sind derzeit nicht automatisch besser als konventionelles Plastik und tra­gen kaum dazu bei, Plastikmüll zu reduzieren.