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04.05.2021, Zum Januar 2022 sinkt der Garantiezins auf 0,25 Prozent

Das Ende der klassischen Lebensversicherung?

Die Zeiten, in denen Lebensversicherungen Renditen von über sechs Prozent erwirtschafteten, sind längst vorbei. Die niedrigen Zinsen und die relativ streng vorgegebene Anlagepolitik für klassische Policen lassen den Lebens- und Rentenversicherungsmarkt immer unattraktiver erscheinen. Eine der beliebtesten Anlageformen der letzten Jahrzehnte verkümmert damit zur Bedeutungslosigkeit. „Auch wenn der Garantiezins in den seltensten Fällen das große Verkaufsargument war, so ist die Absenkung unter das Inflationsausgleichsniveau zum 1. Januar 2022 wohl der endgültige Todesstoß für diese Produkte, denn mit überrechnungsmäßigen Zinsen ist auf Jahre hinaus nicht zu rechnen“, so Markus Latta, Fachteamleiter für Finanzdienstleistungen beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). Der Großteil der Überschüsse läuft dann in die hochverzinsten Verträge aus den 90er Jahren, weswegen solche nicht vorschnell aufgelöst werden sollten.

Die Versicherungswirtschaft hat auf diesen unvermeidlichen Schritt bereits gewartet und schon im Vorfeld mit neuen Produkten reagiert. Doch die Reduzierung von Beitragsgarantien oder dessen kompletter Verzicht machen die neuen Produkte für die Verbraucher*innen nicht attraktiver. Auch wenn durch die damit freiere Anlagestrategie der Versicherer die Chancen auf höhere Renditen steigen, so bleibt es doch bei dem verhältnismäßig teuren Versicherungsmantel, der in erster Linie Provisionen für den Vertrieb generiert. Vielmehr sollten die neuen Rahmenbedingungen tatsächlich dazu führen, dass Verbraucher*innen Sparvorgang und Absicherung von biometrischen Risiken voneinander trennen, wie es Verbraucherschützer bereits seit langem fordern. „Der damalige Erfolg von Lebensversicherungsprodukten ist auch in der Komplexität zu suchen. Hier wurde mit einem Vertrag das Todesfallrisiko mit einem Sparvorgang verknüpft. Die tatsächlichen Kosten spielten eine untergeordnete Rolle. Die Eigenverantwortung in Sachen Altersversorgung steigt und erfordert Risikobewusstsein und Zeit. Gut aufgeklärte Verbraucher*innen profitieren von den Rahmenbedingungen“, so Latta.