Presse
15.04.2016, Der gläserne Autofahrer
Pay-as-you-drive-Tarife auf dem Prüfstand
In diesem Jahr steigen auch die großen Kfz-Versicherer in Deutschland in den Markt mit den sogenannten „Pay-as-you-drive-Tarifen“ ein. Dabei wird das individuelle Fahrverhalten laufend erfasst, die Daten werden über Mobilfunk an den Versicherer übertragen, der eine vorsichtige und vorausschauende Fahrweise mit einem Rabatt auf die Prämie belohnt. „Der Fahrer zahlt die günstigere Prämie quasi mit der Herausgabe seiner persönlichen Daten“, berichtet Wolfgang Borcherts, Versicherungsberater beim VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). Verbraucherverbände und Datenschützer sehen ein großes Missbrauchspotential und langfristig höhere Preise für andere Tarife.
Die Fahrzeugdaten werden per Telematik-Box oder Smartphone App über das Mobilfunknetz an einen externen Dienstleister gesendet, dort zu einem Score-Wert aufbereitet und sowohl an den Versicherer als auch an den Versicherungskunden weitergeleitet. Anhand des Score-Wertes, maximal 100 Punkte sind möglich, schätzt der Versicherer das Unfallrisiko des Kunden ein und kalkuliert den Tarif. „Wer vorsichtig und vorausschauend fährt kann mit Beitragsrabatten bis zu 40 Prozent rechnen“, erklärt der Versicherungsberater. Tendenziell sind die Telematik-Tarife eher für jüngere Fahrer geeignet.
Datenschützer befürchten, dass sich aus den erfassten Fahrdaten komplette Bewegungsprofile erstellen lassen und fordern eine verschlüsselte Datenübertragung. Der VerbraucherService Bayern geht davon aus, dass sich Telematik-Tarife in Deutschland durchsetzen werden. Langfristig ist aber zu befürchten, dass die Preise für die Kfz-Versicherung grundlegend angehoben werden, um einerseits die Rabatte für die Telematik-Kunden zu finanzieren und andererseits die stärkere Risikoverteilung auszugleichen. Wer als Autofahrer seine Daten nicht preisgeben will, wird vermutlich mit höheren Prämien bestraft werden. Diese Entwicklung gilt es kritisch zu beobachten.
Mehr Informationen zu diesem und weiteren Rechtsthemen erhalten Sie in den Beratungsstellen des VerbraucherService Bayern.