Energie

07.11.2022

Öfen und Kamine umweltschonend betreiben

Hohe Energiepreise für Gas und Strom führen aktuell zu großen Sorgen. Erstmals seit Jahrzehnten steht auch die Versorgungssicherheit zur Debatte. Zahlreiche Haushalte sehen aus dieser Notsituation einen Ausweg: Mit Öfen und offenen Kaminen können sie zumindest einen warmen Raum beheizen. Doch was bedeutet es für die CO2- und Feinstaubbelastung, wenn diese Feuerstätten nun regelmäßig zum Einsatz kommen? Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern gibt Hinweise.

Öfen und Kamine umweltschonend betreiben© koldunova - stock.adobe.com

Laut Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks für das Jahr 2021 existieren in Deutschland bereits jetzt 11.300.000 Einzelfeuerstätten für Festbrennstoffe. Sie sind die mit Abstand häufigste Feuerstätte in Deutschland, wenngleich in der Vergangenheit die Nutzung in vielen Haushalten nur sehr sporadisch erfolgte. Elf Millionen warme Zimmer sind vor diesem Winter zwar eine tröstliche Botschaft, aber allein die schiere Zahl macht deutlich, dass dies erhebliche Auswirkungen auf die CO2- und Feinstaubbelastung hat, wenn diese Öfen nun regelmäßig zum Einsatz kommen.

Hinweise zu Öfen und zur Verbrennung von Holz

Öfen produzieren erhebliche Mengen an Ruß und Feinstaub. Sie sind vielerorts problematischer als der Straßenverkehr. Wer sie betreibt, sollte das möglichst umweltschonend tun:

  • Jede Feuerstätte ist von einem Profi des Schornsteinfegerhandwerks abzunehmen. Bei einigen Zehntausend Öfen ist dies bislang nicht geschehen. Das bedeutet ein erhöhtes Risiko für Brände und Rauchgasvergiftungen. Die Prüfung muss dringend nachgeholt werden.
  • In den Ofen kommt ausschließlich gut getrocknetes Stückholz. Zeitungen hingegen gehören ins Altpapier und Joghurtbecher in den Gelben Sack, alte Fensterrahmen und Spanplatten auf Deponien, keinesfalls jedoch in Ofen oder Kamin.
  • Frisch produzierte Holzscheite sind an gut belüfteten Orten mindestens ein Jahr, besser zwei, zu trocken, bevor sie reif für den Ofen sind. Vorher brennen sie schlechter und erzeugen weniger nutzbare Wärme. Der Baum, der am Jahresanfang gefällt wurde, hat den kommenden Winter nichts im Ofen zu suchen.
  • Wer plant, einen Ofen zu nutzen, sollte sich vorab ausführlich informieren, wie dieser richtig angefeuert wird. Dazu gehört: Sorgfältig geschichtetes Holz, kleinere Scheit-Querschnitte für schnelles Anbrennen, Anzünden von oben mit wachsgetränkter Holzwolle, möglichst ungestörter Abbrand: kein Nachlegen von Scheiten. Die Menge an Zuluft ist ebenfalls wichtig und das rechtzeitige Reduzieren des Abgasquerschnitts hält mehr Wärme im Haus. Weiterführende Informationen: Broschüre des Bundesumweltamtes „Heizen mit Holz“ oder Tipps des Schornsteinfegerverbands unter https://www.schornsteinfeger.de/tipps-vom-schornsteinfeger.aspx
  • Wer einen neuen Ofen kauft, sollte den Werkstattofen und Allesbrenner im Baumarkt lassen und stattdessen ein Modell wählen, das die Kriterien des Umweltlabels „Blauer Engel“ erfüllt. Es ist zwar deutlich teurer, aber dafür gibt es unter anderem einen Staub- und Feinstaubfilter. Außerdem haben diese Öfen eine automatische Luftsteuerung und nehmen den Betreiber*innen eine besonders schwierige Aufgabe für den optimalen Betrieb ab. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern fordert darüber hinaus, dass künftig alle neu verkauften Kaminöfen mit entsprechenden Filtern ausgestattet sind. Dies dient nicht nur der Umwelt; es ist auch ein Beitrag zum gesundheitlichen Verbraucherschutz. Durch hohe Produktionszahlen würden sich die Filter auch verbilligen.

Kritik an Holzfeuer

Holzfeuer gelten als gemütlich und Holz wird als nachwachsender Rohstoff mit geringster CO2-Emission eingestuft. Der beruhigende Gedanke dabei: Wir entnehmen in Deutschland nicht mehr Holz aus dem Wald, als nachwächst.

Die Kritik an diesem Standpunkt verstärkt sich jedoch, vor allem aus drei Gründen:

  • Ein abgeholzter Baum bindet kein zusätzliches CO2 mehr. Ließe man ihn stattdessen stehen, dann würde er oft noch viele Jahrzehnte CO2 binden und damit die Atmosphäre entlasten. Ein alter Baum bindet zudem ein Vielfaches an CO2 gegenüber einem neu gepflanzter Jung-Baum. Der Zuwachs von Wald in Deutschland entlastet die Atmosphäre schon jetzt um rund 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn es um das sehr ambitionierte Ziel geht, in Deutschland bis zum Jahr 2045 CO2-neutral zu werden, dann gilt es auch zu klären, wie der Wald eine zusätzliche CO2-Entlastung schaffen kann, wenn wir immer mehr Brennholz entnehmen.
  • Für die angestrebte CO2-Neutralität in den nächsten 20 Jahren ist es hilfreicher, wenn wir das Holz langfristig binden statt einfach nur verheizen - vor allem durch dessen Verwendung in Möbeln oder Bau-Konstruktionen. Das direkte Verfeuern von Holz hingegen entlässt das gebundene CO2 sofort in die Atmosphäre und trägt somit eher noch zum Klimawandel bei, statt ihn abzumildern.
  • Nicht zuletzt ist es auch für den Erhalt der Artenvielfalt im Wald ungünstig, wenn durch die Holzentnahme kaum noch Totholz anfällt und dessen Biomasse den natürlichen Kreisläufen im Wald fehlt.
     

Anders sieht es aus, wenn Sie Holzabfälle aus anderweitigen Nutzungen wie Möbelherstellung oder Schreinerei-Abfälle zur Verbrennung einsetzen, zum Beispiel zertifizierte Holz-Pellets. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern bewertet deren Nutzung grundsätzlich positiver als die Verbrennung von Stückholz.

Beratung zum Einsatz von Holz

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale in Kooperation mit dem VerbraucherService Bayern hilft, im Einzelfall die richtigen Entscheidungen beim Einsatz von Holz zu treffen. Sie findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt, und ist je nach Beratungsangebot kostenfrei oder kostenpflichtig (30 Euro). Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Beratungsangebote kostenfrei. Terminvereinbarung unter Tel. 0800-809 802 400. Mehr Infos unter www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung. Die Bundesförderung für Energieberatung der Verbraucherzentrale erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.