Energie
16.10.2023
Pro und Contra von Holzöfen und Kaminen
Gestiegene Energiepreise sowie die hohen Kosten für neue Heizungen verunsichern Verbraucher*innen bei der Wahl der passenden Heizgeräte. Holzheizungen scheinen eine Möglichkeit zu bieten, nachhaltig und kostengünstig zu heizen. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern beleuchtet Vor- und Nachteile.
Holzfeuer gelten als gemütlich. Daher wundert es auch nicht, dass es laut Umwelt Bundesamt in Deutschland circa 11,3 Millionen Öfen und Kamine gibt. Schätzungen zufolge wird ein Viertel dieser Feuerstätten gar nicht genutzt, viele andere kommen nur sporadisch zum Einsatz. Öfen und Kamine bieten grundsätzlich die Möglichkeit, die Brennstoffkosten für die Zentralheizung zu verringern.
Zunehmende Kritik an Holzheizungen
Holz galt im Unterschied zu fossilen Brennstoffen bislang als nachwachsender Rohstoff und als Brennstoff mit geringer Kohlenstoffdioxid (CO2)-Emission. Die Kritik daran, Holzheizungen als nachhaltig einzustufen, wird jedoch lauter. Sie stützt sich auf drei Erkenntnisse:
- Abgeholzte Bäume binden kein zusätzliches CO2. Blieben die Bäume stehen, würden sie viele weitere Jahrzehnte CO2 binden und damit die Atmosphäre entlasten. Hinzu kommt, dass ein alter Baum im Vergleich zu einem frisch gepflanzten Jung-Baum ein Vielfaches an CO2 bindet. Aktuell entlastet der Zuwachs von Wald in Deutschland jährlich die Atmosphäre um rund 50 Millionen Tonnen CO2. Je weniger Bäume wir fällen, desto mehr trägt der Wald zum Klimaziel, bis zum Jahr 2045 in Deutschland CO2-neutral zu werden, bei.
- Die Verwendung von Holz in Möbeln oder Bau-Konstruktionen dient der angestrebten CO2-Neutralität deutlich mehr als das Verfeuern. Dauerhaft verwendetes Holz bindet CO2 langfristig, das Verfeuern hingegen setzt das gebundene CO2 sofort frei.
- Die Holzentnahme schadet der Artenvielfalt im Wald, da sie den Anteil des sogenannten Totholzes deutlich reduziert. Viele Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen sind auf Totholz angewiesen. Durch die Holzentnahme fehlt dessen Biomasse in den natürlichen Kreisläufen im Wald und bei der Waldbodenentwicklung.
Tipps zum sparsamen und effizienten Heizen mit Holz
Mit der hohen Anzahl an Einzelfeuerstätten geht ein erheblicher Brennholzbedarf einher. Nach Angaben des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik nutzen deutsche Haushalte im Jahr rund 17 Millionen Festmeter Holz zur Wärmeerzeugung. Die richtige Handhabung der Öfen und Kamine minimiert die CO2-Emissionen sowie die Feinstaubbelastung. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern gibt Hinweise zum sparsamen und effizienten Heizen mit Holz:
- Jede Feuerstätte muss vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Anderenfalls steigt das Risiko für Brände und Rauchgasvergiftungen deutlich. Wichtig: Ausstehende Prüfungen dringend nachholen.
- In den Ofen gehört nach den Immissionsschutzvorgaben ausschließlich gut getrocknetes Stückholz. Zeitungen hingegen gehören ins Altpapier und Joghurtbecher in den Verpackungsmüll („gelber Sack“), alte Fensterrahmen und Spanplatten auf Deponien.
- Frisch produzierte Holzscheite müssen an gut belüfteten Orten mindestens ein, besser zwei Jahre trocknen, bevor sie reif für den Ofen sind. Vorher brennen sie schlechter, erzeugen weniger nutzbare Wärme und setzen Schadstoffe bei der Verbrennung frei.
- Wer einen Ofen nutzen möchte, sollte sich vorab informieren, wie dieser richtig angefeuert wird. Dazu gehören sorgfältig geschichtetes Holz, kleine Scheit-Querschnitte für schnelles Anbrennen, Anzünden von oben mit wachsgetränkter Holzwolle, möglichst ungestörter Abbrand, kein Nachlegen von Scheiten. Die Zufuhr an Verbrennungsluft ist ebenfalls wichtig und das rechtzeitige Reduzieren des Abgasquerschnitts hält mehr Wärme im Haus.
Wer mit einem neuen Ofen liebäugelt, sollte den Werkstattofen und Allesbrenner im Baumarkt lassen und stattdessen ein Modell wählen, das die Kriterien des Umweltlabels „Blauer Engel“ erfüllt. Das ist zwar deutlich teurer, aber dafür gibt es unter anderem einen Feinstaubfilter. Außerdem haben diese Öfen eine automatische Zuluft-Steuerung und sorgen somit für den optimalen Betrieb.
Pellet-Öfen als effiziente Alternative
Eine gute und wesentlich effizientere Alternative zu den Scheitholzöfen bieten Pellet-Öfen. Die zur Verbrennung eingesetzten Holz-Pellets bestehen aus Holzabfällen aus der Bauholzproduktion und der Möbelfertigung. Bei zertifizierten Holz-Pellets werden keine Bäume verbrannt, sondern nur die Reste der stofflichen Verwertung verwendet. Der VerbraucherService Bayern bewertet Pellet-Heizungen beim Einsatz von zertifizierten, regional produzierten Pellets grundsätzlich positiv.
Beratung zu Heizgeräten und dem richtigen Einsatz von Holz
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale in Kooperation mit dem VerbraucherService Bayern hilft bei Fragen zu Heizgeräten und dem richtigen Einsatz von Holz. Sie findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt, und ist je nach Beratungsangebot kostenfrei oder kostenpflichtig (30 Euro). Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Beratungsangebote kostenfrei. Terminvereinbarung unter Tel. 0800-809 802 400. Mehr Infos unter www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung. Die Bundesförderung für Energieberatung der Verbraucherzentrale erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.