Energie
14.04.2025
Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern: Chancen und Herausforderungen
In Deutschland ist der Gebäudesektor für rund 40 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Damit dieser deutlicher als bisher sinkt, spielen Wärmepumpen auch in Mehrfamilienhäusern eine größer werdende Rolle und sind eine Schlüsseltechnologie für die Wärmewende. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern erläutert Ideen und Lösungen.

Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern zu installieren ist meistens eine lösbare Aufgabe. Die Anforderungen an die Auslegung des Gesamtsystems sind bei Mehrfamilienhäusern allerdings komplexer als bei Einfamilienhäusern. Denn neben Fragen der Warmwasserbereitung und des Wärmeübertragungssystems gilt es auch, die Wärmequelle in die Überlegungen einzubeziehen. Vielfach wird das Nachrüsten einer Wärmepumpe im Bestand als grundsätzlich problematisch bewertet.
Laut der Energieberatung des VerbraucherService Bayern sollten im Vorfeld Überlegungen zu folgenden Themen stattfinden: Wärmequelle, Aufstellort, Heizlastberechnung sowie das optimierte Verteilnetz inklusive hydraulischem Abgleich.
Herausforderung Wärmequelle und Aufstellort
Die Erschließung der Wärmequelle ist bei einer innerstädtischen Bebauung herausfordernd. Dreißig Prozent der Mehrfamilienhäuser in Deutschland stehen in solchen Gebietslagen. Dies macht die Nutzung von Erdwärme, Grundwasser oder Außenluft als Wärmequelle problematisch.
Erdsonden oder Brunnen in Gebäudenähe zu bohren, wird selten genehmigt oder ist schlicht nicht möglich. Der Betrieb von Grundwasser-Wärmepumpen bedarf zudem einer wasserrechtlichen Erlaubnis.
Wird Außenluft als Wärmequelle genutzt, verringert die Geräuschentwicklung die Aufstellmöglichkeiten für Außengeräte, da der Schallschutz einzuhalten ist. In Einzelfällen lässt sich das Außengerät auf einer Dachfläche installieren, wenn auf dem Grundstück kein besserer Standort zu finden ist.
Herausforderung Heizwasser-Verteilnetz
Um die passende Größe einer Wärmepumpe und aller Raumheizflächen zu bestimmen, sollte eine Heizlastberechnung vorliegen. Ein hydraulischer Abgleich ist sinnvoll und zwingend notwendig, um eine Förderung zu erhalten. Folgende Fragen gilt es außerdem zu klären: Ist überhaupt eine zentrale Heizungsverteilung vorhanden oder muss diese erst hergestellt werden? Müssen vielleicht nur einzelne Heizkörper vergrößert werden, um die maximalen Heiztemperaturen abzusenken?
Wärmepumpen können mittlerweile Temperaturen von bis zu 70°C erzeugen. Für die Effizienz der Wärmepumpe ist es jedoch wichtig die maximale Heizkreistemperatur unter 55°C zu bekommen. Denn: Jedes Grad weniger ist bares Geld, um die Betriebskosten der Wärmepumpe zu senken.
Herausforderung vorhandene Etagenheizung
Sind im Mehrfamilienhaus einzelne Etagenheizungen vorhanden und keine zentrale Heizungsverteilung, könnte die Luft-Luft Wärmepumpe eine Lösung sein. Mehrere Räume können an eine Außeneinheit angeschlossen werden, die an der Fassade befestigt wird. Mit dieser Variante ist jedoch keine Warmwasserbereitung möglich. Dafür ist ein zusätzliches System erforderlich, beispielsweise ein elektrischer Durchlauferhitzer.
Lösungsansätze für Mehrfamilienhäuser
Trotz unterschiedlicher Energiestandards lassen sich in Mehrfamilienhäusern verschiedene Wärmepumpen-Lösungen finden. Die Lösungsansätze reichen von zentralisierten Wärmepumpen-Systemen für das gesamte Gebäude bis hin zu Wärmepumpen für einzelne Räume. Bei sehr hohen Systemtemperaturen können auch hybride Lösungen, zum Beispiel Wärmepumpe mit einem Gaskessel, für die Spitzenlast in Frage kommen. Ein Ratgeber für die Lösungsvielfalt wurde vom Fraunhofer ISE und der Wohnungswirtschaft Deutschland (GdW) erstellt: www.gdw.de/media/2024/03/lf_waermpumpen-in-mfh.pdf
Neutrale und unabhängige Energieberatung
Technisch identisch, aber rechtlich deutlich anders ist die Situation in Wohnungseigentumsgemeinschaften. Einzelne Schritte im und am Haus müssen Wohneigentümer gemäß der im Wohneigentumsgesetz vorgeschrieben Regeln abstimmen. Beim Heizungstausch kann es den Prozess deutlich verzögern, wenn keine ausreichenden Kenntnisse zum Thema vorhanden sind. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale in Kooperation mit dem VerbraucherService Bayern hilft hier weiter. Sie findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch – nach Absprache auch bei Ihnen zu Hause – statt, und ist je nach Beratungsangebot kostenfrei oder kostenpflichtig (40 Euro). Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Beratungsangebote kostenfrei. Terminvereinbarung unter Tel. 0800-809 802 400. Mehr Infos unter www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung. Die Bundesförderung für Energieberatung der Verbraucherzentrale erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.