Ernährung
24.01.2025
Functional Food: Gesundes Extra oder Marketing-Trick?
Lebensmittel wie Joghurt, Brot oder Müsli gibt es zunehmend auch als functional food, also durch Nährstoffe angereicherte funktionelle Lebensmittel. Laut Hersteller bringen sie über ihre Ernährungsfunktion hinaus weiteren gesundheitlichen Nutzen. Im Gegensatz zu Nahrungsergänzungsmitteln und Nährstoffkonzentraten in Form von Tabletten, Pulver oder Kapseln, finden sich funktionelle Lebensmittel beispielsweise als High-Protein-Pudding oder Eiweißbrot im Handel. Wir informieren über Vorteile und Risiko.

Der Begriff „functional food“ ist lebensmittelrechtlich nicht definiert. Aussagen über gesundheitsfördernde Eigenschaften sind nur dann erlaubt, wenn diese wissenschaftlich nachgewiesen sind.
Kennzeichnung ist verpflichtend
Laut Lebensmittelrecht sind Produkte, die mit Nährstoffen angereichert wurden, entsprechend zu kennzeichnen. Verbraucher*innen erkennen so mit Blick auf die Zutatenliste und Nährwerttabelle, was in welcher Menge zugesetzt wurde.
Warum sind funktionelle Lebensmittel so beliebt?
Wer kann schon von sich behaupten, immer gesund und ausgewogen zu essen? Oft mangelt es schlicht an Zeit oder Motivation, um aus frischen Zutaten eine ausgewogene Mahlzeit zuzubereiten. Um das auszugleichen, scheinen angereicherte Produkte mit zusätzlichen Vitaminen oder einer Extra-Portion Eiweiß optimal zu sein. Das suggeriert zumindest die Werbung. Doch die Functional-Food-Produkte können höchstens kleinere Defizite ausgleichen. Ein zusätzlicher Nutzen ist fraglich.
Kritikpunkte bei angereicherten Lebensmitteln
Aktuell gibt es in der EU keine Höchstgrenzen für zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe in Lebensmitteln. Je mehr Zusätze in Lebensmitteln des täglichen Bedarfs enthalten sind, desto eher verlieren Verbraucher*innen den Überblick über die aufgenommene Menge. Dies kann zu Überdosierung oder Wechselwirkungen mit anderen Nährstoffen oder Medikamenten führen. In vielen Fällen fehlt es an gesicherten Daten, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelrecht. Auf europäischer Ebene besteht großer Bedarf an rechtsverbindlichen Definitionen und Höchstgrenzen.
Weitere Aspekte sind die veränderten Rezepturen gegenüber dem ursprünglichen Produkt: Meist sind funktionelle Lebensmittel hochverarbeitet mit vielen Zusatzstoffen wie Süßstoffe oder Verdickungsmittel. Dazu kommt, dass der angebliche zusätzliche Mehrwert auch mehr kostet.
Ausgewogene Ernährung durch angereicherte Produkte?
Gesunde Erwachsene sind mit einem ausgewogenen Speiseplan gut versorgt. Vielfalt, Abwechslung und eine gute Mahlzeitenzusammenstellung mit hochwertigen Lebensmitteln bieten eine gute Versorgung. Ein Mehr an Nähstoffen bringt keinen zusätzlichen Effekt.
Auch ein Plus an Eiweiß hat keine Vorteile für die Gesundheit. Da Verbraucher*innen mit einer ausgewogenen Ernährung mit Milchprodukten, Hülsenfrüchten oder Fleisch und Fisch den Proteinbedarf leicht decken können, sind auch – meist teure – Eiweißprodukte überflüssig.
Wer Nährstoffmängel vermutet, bei Senior*innen, Schwangeren, Stillenden sowie bei Personen mit Vorerkrankungen, sollte nach ärztlicher Diagnose bzw. Absprache auf entsprechende Nahrungsergänzungsmitteln zurückgreifen.
Quellen:
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/technologien/funktionelle_lebensmittel/index.htm High-Protein-Produkte sind überflüssig | DGE