Ernährung
11.11.2016, Schadstoffe
Nitrat - ein Problem für unser Trinkwasser
Die EU-Kommission hat im Oktober 2013 ein Verfahren gegen Deutschland eröffnet. Weil die EU-Nitrat-Richtlinie, die Vorschriften zum Schutz der Gewässer vor zu viel Nitrat aus der Landwirtschaft bietet, nicht verschärft wurde.
Deutschland muss sich nun wegen mutmaßlicher Versäumnisse beim Grundwasserschutz einem Verfahren am Europäischen Gerichtshof (EuGH) stellen.
Was sind Nitrate?
Nitrate sind Stickstoffverbindungen, die natürlicherweise im Boden vorkommen, aber auch mit der Düngung ausgebracht werden. Pflanzen verwerten den Stickstoff des Nitrats für den eigenen Stoffwechsel und zum Aufbau von Eiweiß. Überschüssige Mengen an Nitrat werden gespeichert, wobei die Nahrungspflanzen unterschiedliche Nitratspeicherkapazitäten aufweisen. Nitrat in den Böden kann durch Auswaschung mit dem Regen auch in das Grundwasser gelangen und somit letztlich in das Trinkwasser. Abhängig von der vorherrschenden Landnutzungsform können die Nitratgehalte des Grund- und somit auch des Trinkwassers erheblich sein, so das Bundesinstitut für Risikobewertung.
Wie gelangt Nitrat ins Trinkwasser?
Nach Angaben des Sachverständigenrates ist zu 60% die Landwirtschaft, insbesondere in Regionen mit starker Tierhaltung (Gülle), intensivem Gemüseanbau (Kunstdünger) und Biogasanlagen (Gärreste), am Eintrag von Nitrat beteiligt. Der Verkehr, durch die Stickoxidentstehung bei der Verbrennung von Kraftstoff und Diesel, sowie die Stromerzeugung sind weitere Quellen. (Quelle: Sondergutachten, „Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem“, Sachverständigenrat, 2015).
Trinkwasser wird je nach Region aus Oberflächen- oder Grundwasser gewonnen. Laut einer im Internet veröffentlichten Karte des Landesamtes für Umwelt (LfU) ist vor allem in den Weinbaugebieten Unterfrankens die Nitratbelastung des Grundwassers hoch. Weitere Belastungsschwerpunkte reichen von den niederbayerischen Regionen Straubing und Landshut bis nach Schwaben. Erhöhte Nitratwerte wurden auch in einem Korridor von Regensburg bis Amberg gemessen.
Um die Grenzwerte einzuhalten, müssen die Wasserversorger zum Teil das Oberflächen- und Grundwasser aufbereiten bzw. mit weniger belastetem Wasser mischen. Das könnte durch den erhöhten Aufwand zu einer Preishöhung für den Verbraucher führen, da die Belastung mit Nitrat in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen ist.
Wer ist durch Nitrat gefährdet und warum?
Bei Einhaltung des Grenzwerts ist für alle Verbraucher, auch für die besonders empfindlich reagierenden Säuglinge, gewährleistet, dass bei regelmäßigem, täglichem Verzehr des Trinkwassers keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen hervorgerufen werden.
Säuglinge, insbesondere bis zum 6. Monat, sollten möglichst wenig Nitrat aufnehmen, da sie besonders empfindlich reagieren. Bei ihnen kann der Blutfarbstoff leichter oxidieren, der dann nicht mehr für die Sauerstoffbindung zur Verfügung steht. Dieser Sauerstoffmangel in lebenswichtigen Organen wie dem Zentralnervensystem und dem Herz kann bei entsprechender Ausprägung bis zum Tod führen.
Aus Nitrit können Nitrosamine gebildet werden, die sich in Tierversuchen als Krebs auslösend erwiesen haben.
Wie sicher ist unser Trinkwasser?
Gemäß Trinkwasser-Verordnung liegt der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser bei 50 mg/l. Die Zubereitung von Säuglingsnahrung mit Trinkwasser ist derzeit als unbedenklich einzustufen.
Bei Überschreitung des Grenzwertes darf die zentrale Wasserversorgung nur dann weiter geführt werden, wenn die Bevölkerung durch das örtliche Gesundheitsamt unverzüglich darüber informiert wird, dass dieses Wasser nicht zur Zubereitung von Nahrung für ungestillte und teilgestillte Säuglinge mit weniger als 10 kg Köpergewicht verwendet werden darf.
Stattdessen ist ein einwandfreies Trinkwasser anderer Herkunft oder – nach Rücksprache mit einem Kinderarzt – ein nitratarmes, zur Säuglingsernährung geeignetes Mineralwasser (Kennzeichnung auf dem Etikett beachten) zu verwenden.
Für Erwachsene ist die Überschreitung weniger problematisch.
Nach einer Empfehlung des Umweltbundesamtes kann in einem solchen Fall ein Nitratgehalt bis zu 130 mg/l zeitlich befristet toleriert werden.
Beispielswerte
Für das Münchner Trinkwasser liegen die Analysenergebnisse, Stand 2016, vor. Der Durchschnittswert von Nitrat liegt bei 6,4 mg/l mit der Schwankungsbreite zwischen 3,12 mg/l und 8,9 mg/l. (Quelle: Stadtwerke Münchner, Unser Trinkwasser, 2016, S. 4 und S.6).
Die Analysenergebnisse des Trinkwassers der Stadtwerke Landshut, Stand 2016, weisen ebenfalls auf eine gute Wasserqualität hin. Die Nitratbelastung betrug 9,4 bis 11,9 mg/ l und liegt unter dem Grenzwert von 50 mg/l. (Quelle: Stadtwerke Landshut; Trinkwasser, Stand 2016).
Tipp:
Fragen Sie bei Ihren Wasserwerken direkt an. Hier erhalten Sie die exakten Nitratwerte des Trinkwassers Ihrer Region.