Ernährung

02.03.2016, Kennzeichnung von Fleisch

Tierschutz im Supermarkt

Ob präventiver Antibiotikaeinsatz, zusammengepferchte Tiere oder das Kupieren von Schweineschwänzen – Massentierhaltung steht in der Kritik. Verschiedene Ansätze sollen das Tierwohl verbessern. Labels sind dabei hilfreich, dies zu erkennen.

Tierschutz im SupermarktFoto: © Turmfalke-pixabay.com

Laut dem aktuellen Ernährungsreport 2016 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wären viele Verbraucher bereit, mehr für ein Kilogramm Fleisch aus stärker tiergerechter Haltung zu bezahlen. Dafür findet es die Mehrheit der Befragten jedoch wichtig, dass Informationen zu Haltungsbedingungen auf der Verpackung angegeben werden.

Der VerbraucherService Bayern plädiert dafür, dass Tierschutz für den Verbraucher transparent gemacht wird und die Einhaltung der Vorgaben neutral und unabhängig kontrolliert wird.

Daher bedauert es der VSB, dass es keine einheitliche gesetzliche Regelung gibt und nun zu der Vielzahl an bereits bestehenden Labels vermutlich noch Weitere hinzukommen werden. Denn auch "Geprüfte Qualität - Bayern", „Neuland“ oder „Thönes Natur“ bieten in Punkto Tierwohl mehr, als es die gesetzlichen Regelungen vorschreiben. Für den Verbraucher ist nicht klar ersichtlich, welche Initiative, welche tierwohlfördernden Maßnahmen vorschreibt.

„Bio-Siegel“ steht für höhere Standards

Bei Fleischprodukten, die ein Bio-Siegel tragen, können die Verbraucher davon ausgehen, dass höhere Standards in der Tierhaltung beachtet werden. Beispielsweise haben die Tiere mehr Platz zur Verfügung oder der Auslauf bei Mastschweinen ist Pflicht. Zudem dürfen Biobauern immer nur einzelne erkrankte Tiere mit Antibiotika behandeln und nicht – wie in der konventionellen Landwirtschaft – präventiv die ganze Herde.

„Initiative Tierwohl“ – gute Sache, keine Kennzeichnung

Auch die Initiative Tierwohl, ein Zusammenschluss von Bauern, Schlachtbetrieben und Einzelhändlern, verspricht einen höheren Tierwohlstandard. Sie werben damit, dass pro verkauftes Kilo Schweinefleisch oder Geflügel der Einzelhändler vier Cent in einen Fond einbezahlt. Aus diesem Fonds wiederum fließt Geld an Bauern, die die Lebensbedingungen ihrer Tiere verbessern. Für Verbraucher ist jedoch nicht erkennbar, welches Fleisch von teilnehmenden Betrieben kommt, da es nicht gesondert gekennzeichnet wird.

Guter Ansatz: „Für mehr Tierschutz“ und „Tierschutz-kontrolliert“

Klar für den Verbraucher erkennbar sind dagegen die tierfreundlichen Produkte konventioneller Erzeuger, die mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes oder dem Zeichen „Tierschutz-kontrolliert“ des Vereins VIER PFOTEN gekennzeichnet sind. Beide Labels unterscheiden zwischen Einstiegsstufe und Premiumstufe, deren Kriterien online veröffentlich sind.

Der VerbraucherService Bayern begrüßt, dass vermehrt Initiativen versuchen die Bedingungen der Nutztierhaltung zu verbessern. Schließlich bedingt eine strengere Berücksichtigung des Tierwohls auch eine Verbesserung der Tiergesundheit und damit auch einen geringeren Einsatz an Medikamenten, insbesondere von Antibiotika.

Neue Initiativen

Auf Bundesebene strebt „Eine Frage der Haltung“ den Dialog zwischen allen Akteuren an, die einen neuen Weg für freiwillig verbindliche Vereinbarungen für mehr Tierwohl als Ziel hat. Beispielsweise hat sich die Geflügelwirtschaft im Rahmen dieser Initiative verpflichtet, ab 2017 auf das Schnäbel-Kupieren zu verzichten. Auch auf bayerischer Ebene wurde die „Gemeinsame Erklärung zur Rolle der Tierhaltung und zur Verbesserung des Tierwohls in der bayerischen Landwirtschaft“ erarbeitet. Diese sieht Selbstverpflichtungen in den Bereichen schonendes Veröden der Hornanlagen bei Kälbern, Schwanzkupieren bei Ferkeln, Schnabelbehandlung bei Legehennen, Gesundheitsmonitoring beim Rind, Schlachtung hochträchtiger Rinder, Nottötung von Tieren sowie Tiergesundheit/Antibiotikaeinsatz vor.

Empfehlenswert ist die Broschüre „Haltung zeigen“, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, in der die verschiedenen Kriterien der einzelnen Tierwohlakteure sehr übersichtlich gegenübergestellt werden.