Ernährung

08.11.2021, Tage der Schulverpflegung vom 14. - 18. Oktober 2019

VSB fordert verbindliche Qualitätsstandards für Schulmensen

Der Trend zur Ganztagsschule steigt. Deshalb wird es für Eltern immer wichtiger, sich auf eine ausgewogene und gesunde Schulverpflegung verlassen zu können. Alleine in Bayern werden mehr als 600.000 Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen verpflegt. Gerade deshalb sollte ein ausgewogenes Mittagessen selbstverständlich sein.

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Qualität der Schulverpflegung bundesweit verbesserungswürdig

Die Ergebnisse der bundesweiten Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von 2015 zur Qualität der Schulverpflegung sind nach wie vor aktuell: Auf den Tellern der Schülerinnen und Schüler liegt zu häufig Fleisch. Dafür stehen zu selten Fisch, Vollkornprodukte, Gemüse und Obst auf dem Speiseplan. Die Anlieferung warmgehaltener Speisen überwiegt in allen Regionen.

Zwischen 2006 und 2017 hat sich sowohl die Möglichkeit in der Schule eine warme Mittagsmahlzeit zu erhalten, als auch die Nutzung dieses Angebots verbessert. Laut EsKiMo-Studie II von 2017 gibt es bei 86,6 % der befragten SchülerInnen ein solches Essensangebot an der Schule. Allerdings nutzen hiervon nur 43,2 % der SchülerInnen die Schulverpflegung. Gründe hierfür sind neben der bevorzugten warmen Mahlzeit zu Hause u. a. die Qualität der Speisen und die Rahmenbedingungen wie Pausenzeiten und angenehme Atmosphäre der Räumlichkeiten.

Eine gesunde, schmackhafte, abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Schulverpflegung spielt jedoch eine zentrale Rolle für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Nach den aktuellen Ergebnissen aus der KiGGS Welle 2 (2014-2017) sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig, sechs Prozent sogar adipös. Um Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten und Übergewicht sowie möglichen Folgeerkrankungen vorzubeugen, kann ein ausgewogenes Schulessen einen wichtigen Beitrag leisten.

VSB fordert verbindliche Qualitätsstandards und bundesweite Qualitätskontrollen

Trotz einigen Initiativen und Hilfestellungen durch Bund und Länder wie das Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) oder den Vernetzungsstellen Schulverpflegung setzen nur wenige Schulen die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) laut obengenannter BMEL-Studie um. Um Akzeptanz und Qualität von Schulessen zu verbessern, fordert der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB), dass entweder bundesweit der DGE-Qualitätsstandard oder bayernweit die Bayerische Leitlinie Schulverpflegung verpflichtend eingeführt werden soll.

Außerdem sollte Ernährungsbildung in den Schulen ein fester Bestandteil des Lehrplans sein.

DGE-Qualitätsstandard für Schulverpflegung

Wie eine vollwertige, altersangemessene und qualitativ hochwertige Schulverpflegung aussehen soll, definiert der Qualitätsstandard für Schulverpflegung der DGE. In der aktuell vorliegenden und umfassend überarbeiteten 5. Auflage werden sowohl gesundheitsfördernde als auch nachhaltige Aspekte berücksichtig: Täglich stehen Gemüse und Salat oder Rohkost, Trink- oder Mineralwasser auf dem Speiseplan. Kartoffeln und Getreideprodukte wie Reis und Nudeln wechseln sich täglich ab. Letztere sollten mindestens einmal wöchentlich als Vollkornvariante angeboten werden. Dazu gibt es pro Woche je zweimal Obst und Milchprodukte. Fleisch ist einmal wöchentlich vorgesehen, möglichst die magere Variante. Einmal wöchentlich wird Fisch empfohlen. Hier sollten es eher die fettreichen Arten sein. Laut oben genannter Studie ist nur jeder zweiten Schulleitung der DGE-Qualitätsstandard bekannt. Dort wo er bekannt ist, wird er jedoch auch nur in etwas mehr als 50 Prozent umgesetzt. Als einzige Bundesländer haben bisher Berlin, Hamburg und das Saarland die DGE-Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung verbindlich eingeführt.

Nationales Qualitätszentrum für Ernährung

Das 2016 auf Bundesebene eingerichtete Nationale Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) hat das Ziel, die Qualität der Schulverpflegung zu verbessern. Aufgaben sind die Koordination bereits bestehender Maßnahmen und Initiativen zur Qualitätsentwicklung, die Weiterentwicklung der Qualitätsstandards und Konzepte zu Qualitätsnachweisen bei Caterern. Außerdem sollen relevante Zielgruppen für hochwertige Ernährung und den Stellenwert der Ernährungsbildung sensibilisiert werden. Das Nationale Qualitätszentrum soll als Bindeglied zwischen Bund und Ländern fungieren und alle beteiligten Akteure verbinden.

Die Fachbereiche Public Health Nutrition der Hochschule Fulda und der Universität Paderborn erarbeiteten ein Konzept für ein mögliches bundesweites Monitoring der Schulverpflegung.

Bayerische Leitlinien zur Schulverpflegung 

Grundlage der bayerischen Leitlinien zur Schulverpflegung, die im Mai 2017 erstmals vorgestellt wurden, ist der DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung. Darüber hinaus beinhalten sie die Leitgedanken Gesundheit, Wertschätzung, Nachhaltigkeit und Ökonomie. Praktische Tipps zur Umsetzung ergänzen die Leitlinien. Die Leitlinien sollen einen Anlass bieten, sich mit der Verpflegungsqualität vor Ort auseinanderzusetzen sowie bei der Umsetzung von individuellen Zielen unterstützen. Für die Träger, Schulen bzw. Caterer sind sie aber nicht verpflichtend. Auf individuellen Wunsch unterstützen die Vernetzungsstellen Kita- und Schulverpflegung in Bayern Schulen bei der Umsetzung durch einen Schulverpflegungscoach, Fachtagungen und Workshops. Eine flächendeckende Hilfestellung ist dadurch jedoch nicht möglich. Die bayerischen Leitlinien zur Kitaverpflegung basieren auf den gleichen Leitgedanken wie die der Schulverpflegung.

Neues Markenzeichen „whatsEAT“ für geeignete Fertiggerichte

Die Hochschule Fulda hat ein Markenzeichen entwickelt, das geeignete Produkte für das Schulcatering kennzeichnet. Hiermit soll leichter festzustellen sein, welche vorbereiteten Gerichte für die Schulverpflegung ausgewählt werden können. Damit die Gerichte für Kinder und Jugendliche geeignet sind, werden sie in einem dreistufigen Verfahren bewertet. Geprüft werden Energie-, Nährstoffgehalt und mögliche Zusatzstoffe sowie die Handhabung des Produktes in der Gemeinschaftsverpflegung. Außerdem testen Schüler den Geschmack des Gerichtes, was 50 Prozent der Bewertung ausmacht. Für drei Jahre erhalten Hersteller das kostenpflichtige Markenzeichen. Rund 50 Produkte sind aktuell zertifiziert. Auf der Homepage www.whatseat.de werden alle bisher erhältlichen zertifizierten Produkte präsentiert. Laut Hinweis auf der Homepage finden aktuell keine (Re-)Zertifizierungen mehr statt.

VSB bietet Vorträge und Kochpraxis zur Ernährungsbildung in Schulen

Um Schulen im Bereich Ernährungsbildung zu unterstützen bietet der VSB Vorträge und Praxismodule zu Themen wie Kinderlebensmittel, Lebensmittelkennzeichnung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder nachhaltige Ernährung an.

Weitere Informationen zum Thema Ernährungsbildung und Schulverpflegung sowie den Flyer zu Angeboten für Schulen und Kindergärten erhalten Sie in den VSB-Beratungsstellen.

Dauer: Vorträge / Kochkurse je 1,5 bis 2 Stunden inklusive Diskussion, 120 €
Projekte nach Vereinbarung.
Preis für Schulen, Kindergärten, Kitas 80 € plus Fahrtkosten oder nach Vereinbarung