Ernährung

27.09.2013

Wertvolle Vielfalt alter Apfelsorten

Von der „Alkmene“ bis zur „Zabergäurenette“ - in Gärten, auf Obstwiesen, an Wegrändern und Ackerrainen gedeihen Apfelsorten mit wertvollen Eigenschaften. Vieles über sie ist noch unbekannt. Doch sie sind am Verschwinden.

Alte Apfelsorten - schwierige Definition
Zabergäurenette, Brettacher, Rheinischer Winterrambur, Schöner aus Nordhausen oder Kaiser sind alte Sorten.

Was generell „alte Sorten“ sind, ist aber nicht einfach zu definieren. Leichter zu benennen ist, was sie nicht sind: Auf maximalen Ertrag und extreme Haltbarkeit getrimmte Hochleistungsäpfel, maßgeschneidert auf den Geschmack eines breiten Supermarktpublikums. Viele Experten ziehen deshalb die Grenze zwischen Alt und Neu Anfang der 1950er Jahre – die Zeit, als der intensive Obstanbau, wie wir ihn heute kennen, begann.

Zu den „alten Sorten“ zählen wohlschmeckende Tafeläpfel genauso wie saure lokale Most-Sorten. Viele sind typische Streuobstarten von hochstämmigen Obstbäumen, wie sie früher über die Landschaft „verstreut“ in Gärten, auf Weiden, an Ackerrainen und Wegrändern standen. Sie sind vielerorts verschwunden, doch seit geraumer Zeit besinnt man sich ihrer. Denn Streuobstwiesen sind nicht nur wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere – bis zu 5.000 Arten können hier vorkommen – ihre Obstsorten sind auch ein wichtiges genetisches Reservoir, das in der Pflanzenzucht wieder gefragt ist. Manche haben besondere Geschmackseigenschaften, andere sind sehr robust, an extreme Klima-Bedingungen angepasst oder sogar resistent gegen Schädlinge. Vieles ist noch unbekannt. Deshalb versucht beispielsweise die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft alte Sorten in Bayern wieder aufzustöbern und zu sichern.

Chance für Allergiker
Interessant sind die alten Sorten auch in gesundheitlicher Hinsicht. Manche Apfel-Allergiker vertragen bestimmte alte Apfelsorten. Wenn ein Allergiker eine Sorte verträgt, heißt das allerdings nicht, dass das für alle seine Leidensgenossen gilt. Zudem gibt es auch neue Apfelsorten, die manche Allergiker ohne Probleme essen können. Ob ein Apfel eine Allergie auslöst oder nicht, hängt generell davon ab, in welcher Konzentration er bestimmte allergieauslösende Eiweißstoffe enthält.

Man muss wissen, wo es alte Sorten gibt
Alte Apfelsorten sind nicht einfach zu bekommen. Es gibt sie auf Bauernmärkten und in Direktverkäufen ab Hof. Interessierte sollten auch bei Gartenbauvereinen nachfragen und auf Anzeigen von Obstbauern achten. Eine Fundgrube sind die vielerorts im Oktober stattfindenden Apfelmärkte und –börsen.

Einfacher erhältlich ist Apfelsaft aus Streuobst. Es gibt ihn im Supermarkt. Wer ihn kauft, tut nicht nur etwas für Sortenerhalt und Natur, sondern auch für die Gesundheit. Der trübe Saft gilt als sehr gesund und enthält einer neuen Studie zufolge besonders viele sogenannte Polyphenole, die vielerlei positive Wirkungen auf die Gesundheit haben sollen. Doch Vorsicht: Die Kennzeichnung „Bio“ ist kein Garant für Streuobst! Der Saft kann auch von Bio-Plantagen stammen. Wichtig auf dem Etikett sind die Angabe „Streuobst“ und ein Hinweis auf die Gegend, woher der Saft kommt. Auch sollte es „Direktsaft“ sein, der aus frischen Äpfeln direkt gepresst und nicht aus Konzentrat rückverdünnt ist.

Alte Apfelsorten selbst anbauen
Die schwierige Versorgungslage bei alten Sorten umgeht, wer sie selbst anbaut. Pflanzmaterial gibt es in spezialisierten Baumschulen.

Alte Apfelsorten – Einkaufen, pflanzen und finden

Folgende Internetseiten helfen:
www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com
Direktvermarkter-Suche

www.bayerischerbauernverband.de/bauernmaerkte-bayern
Bauernmarkt-Suche

www.nabu.de/themen/streuobst
Auf der Internet-Seite des Naturschutzbund Deutschland finden sich neben vielen wertvollen Infos auch Baumschul-Listen für alte Sorten.

www.lfl.bayern.de/streuobst
Die Internetseite der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft bündelt Informationen zum Thema Streuobst.

www.pomologen-verein.de
Unter „Landes- und Regionalgruppen“ finden sich Termine von Apfelmärkten sowie Ansprechpartner, die bei der Bestimmung alter Apfel-Sorten helfen.

www.landschaftspflegeverband.de
Landschaftspflegeverbände beraten und helfen bei der Anlage von Streuobstwiesen.

In Bayern unterstützen die Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege in den Landratsämtern bei der Sortenwahl für Pflanzmaterial.

Erkundigen Sie sich auch bei Landschaftspflegeverbänden und den Kreis- und Ortgruppen von Naturschutzverbänden. Diese bieten neben Beratung gelegentlich auch Sammelbestellungen von Pflanzen an.

VSB-Rezeptidee: Apfel-Curry-Suppe

Zutaten (für 4 Personen):
2 Äpfel, Zitronensaft
1 Knoblauchzehe
1 kleines Stück Ingwer
300 g Lauch
2 EL Öl
500 ml Wasser
1 TL Curry
Currypaste
2 Gemüsebrühwürfel
½ Becher Sahne

Einen Apfel in kleine Würfel schneiden, mit Zitronensaft beträufeln und zur Seite stellen. Den anderen Apfel in größere Würfel schneiden, Knoblauchzehe schälen und fein würfeln, Ingwer schälen und mit einer feinen Reibe reiben, Lauch waschen, putzen und in feine Ringe schneiden, Öl in einen Topf geben und alles darin andünsten, Wasser dazu gießen, mit Curry, (je nach Schärfebedarf eventuell auch mit Currypaste) und Gemüsebrühwürfel würzen, weich kochen, Sahne und Kokosmilch aufgießen, Suppe pürieren, kleine Apfelstückchen in Butter andünsten, in die Suppe geben und servieren.

Weitere Apfelrezepte haben wir für Sie zusammengestellt:
Apfelrezepte (pdf-Dokument)