Finanzen

15.01.2021

Börse und Investmentfonds: Sinnvolle Geldanlage in der Nullzinsphase

Das Durchschnittsvermögen der Deutschen ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern eher gering und liegt, wenn man der Europäischen Zentralbank glauben will, bei rund 52.000,00 Euro. Ein Grund dafür liegt im Anlageverhalten der deutschen Sparer. Wie eine mittel- und langfristige Kapitalvermehrung dennoch gelingt und warum sich ein Blick auf die Börse und Investmentfonds lohnt, erfahren Sie hier.

Diesen Produkten vertrauen die Deutschen

Immer noch liegt das Sparbuch mit 56 Prozent auf dem ungeschlagenen 1. Platz und das, obwohl sich die Verzinsung von Spareinlagen mittlerweile bei nahezu null Prozent befindet und immer mehr Banken von ihren Kunden Strafzinsen auf zu große Guthaben verlangen.


Grafik: de.statista.com

Die Inflationsrate der letzten Jahre lag von 2002 bis 2019 bei durchschnittlich 1,43 Prozent, womit die Investitionsstrategie zahlreicher Sparer in diesem Land eher in die Kategorie Vermögenssteigerung einzuordnen ist. Zu deren Entschuldigung ist natürlich anzuführen, dass sie über viele Jahrzehnte verwöhnt wurden. Bekamen Sparer bei einem einjährigen Sparbrief in den 1990er Jahren noch satte sechs Prozent und das garantiert, ist es mittlerweile fast gleichgültig, ob das Geld auf ein Festgeld, einen Sparbrief oder einfach nur auf ein Tagesgeldkonto eingezahlt wird, die Zinsen sind bis auf die zweite Nachkommastelle nahezu überall gleich und auf das Geld vom Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch können Verbraucher*innen zumindest immer zugreifen.

Mittel- und langfristige Kapitalvermehrung

Da die Zeiten von vermeintlich „sicheren“ Geldanlagen bis auf Weiteres vorbei sind, lohnt es sich erst einmal, einen finanziellen Zieleplan zu erstellen. Dieser beinhaltet die eigenen Ziele und Wünsche und beantwortet die Fragen bis wann diese Ziele erreicht sein sollen und wieviel Kapital hierfür benötigt wird. Ist der Zieleplan erstellt, beginnt die Suche nach den geeigneten Produkten. Grundsätzlich rät der VerbraucherService Bayern Verbraucher*innen beim Kapitalaufbau immer dazu, zwei bis drei Monatsnettogehälter als liquides Polster oder als sogenannten Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto zu parken. Dieses Geld dient dazu, um unvorhergesehene Ausgaben wie die kaputte Waschmaschine oder eine größere Rechnung der Kfz-Werkstatt ohne Probleme begleichen zu können.

Am mittel- und längerfristigen Anlagehorizont kommen Investmentfonds und die Börse in den Blick. Der globale Aktienmarkt hat sich – fernab von allen Unkenrufen und Panikmachern – ganz nüchtern betrachtet in den vergangenen Jahrzehnten einem durchschnittlichen jährlichen Wertzuwachs von um die sieben Prozent erfreut. Und das trotz diverser Crashs und Krisen, wie das Platzen der Dotcom-Blase ab 2000, die Immobilien- und Finanzkrise 2008 / 2009 und der Coronacrash im Frühjahr des letzten Jahres, der im Übrigen wahrscheinlich als der kürzeste Börsencrash in die Geschichte eingeht, da sich die Märkte bereits im Herbst im Großen und Ganzen wieder erholt hatten. Beziehen wir einen längeren Zeitraum vom Beginn des 20. Jahrhunderts in unsere Betrachtung mit ein, so erkennen wir, dass sich die globalen Aktienmärkte nach größeren Krisen nach durchschnittlich fünf bis sechs Jahren wieder komplett erholt haben und zu alten Kursständen zurückgekehrt sind, trotz zwei Weltkriegen und sonstiger Öl- und Wirtschaftskrisen.

Diese Tatsache soll nicht suggerieren, dass Aktien und Aktienfonds eine absolut risikofreie Kapitalanlage sind. Denn natürlich unterliegen Börsenkurse den allgemeinen Marktentwicklungen und Schwankungen und wer kein durchdachtes Finanzkonzept hat und sein Geld zur falschen Zeit braucht, läuft der Gefahr, Verluste zu machen, entgegen.

Aus diesem Grund lohnen sich Investments in Aktienfonds erst ab einem Anlagehorizont von sieben Jahren. Denn auch hier lässt sich aus der historischen Betrachtung herauslesen, dass sich ab dieser Zeitspanne, der bis dato erwirtschaftete Maximalverlust bei rund fünf Prozent eingependelt hat. Nach zehn Jahren sind es nur noch 1,5 Prozent und die maximal erreichte positive Rendite lag bei 16,5 Prozent. Hier zahlt sich Ausdauer also wirklich aus.

Doch welche der zahlreichen Fonds sind die richtigen? Hier erfreuen sich kostengünstige ETF-Fonds, das sind börsengehandelte Indexfonds, immer größerer Beliebtheit. Lag das durch ETFs verwaltete Vermögen im Jahr 2010 noch bei ca. 1,4 Billionen US-Dollar, so betrug das Volumen im Oktober 2020 bereits über 6,5 Billionen.

Wie funktionieren ETFs?

ETF (Exchange Traded Fund) heißt übersetzt „börsengehandelter Fonds“. Ein ETF beschreibt einen Indexfonds, der einen Börsenindex, also zum Beispiel den Dax, nachbildet. Ihre Fonds-Anteile folgen also der Wertentwicklung der Aktien, an denen sich der Fonds orientiert. Das streut Ihr Anlagerisiko im Gegensatz zu einzelnen Aktienwerten. Ein zweiter Vorteil: ETFs haben keine Fonds-Manager, die dafür bezahlt werden, Aktien für den Fonds auszuwählen. Das macht sie nicht nur günstiger, sondern zudem oft erfolgreicher als aktiv gemanagte Fonds. Denn was die Statistiken auch verraten: Kaum ein Fondsmanager schafft es, die Entwicklung des Marktes über einen längeren Zeitraum zu schlagen.

Entscheidend für die Wahl des ETF ist der entsprechende Index, in den Anleger investieren. Einsteigern ins Börsengeschäft raten wir zu einem Börsenindex, der einfach zu verstehen ist und das Risiko sehr breit streut. Solche Indizes sind der „MSCI World“ oder der „MSCI All Countries World“, die ihr Geld weltweit anlegen.

Mit dem MSCI World bekommen Anleger beispielweise eine Streuung Ihrer Anlage in mehr als 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern. Zum Vergleich: Beim DAX fließt das Geld nur in 30 börsennotierte Unternehmen (ab September in 40). Trotz der Finanzkrise 2008/2009 hat ein ETF-Sparplan auf den MSCI World zwischen Anfang 2005 und Ende 2019 eine durchschnittliche Rendite von 9,6 Prozent erzielt. Wem Nachhaltigkeit bei der Geldanlage ein wichtiges Kriterium ist, der sollte sich für die Variante des „MSCI World SRI“ entscheiden, der laut Stiftung Warentest seit einigen Jahren besser als der herkömmliche MSCI World läuft.
 

Die Finanzberater des VerbraucherService Bayern beraten Verbraucher*innen auch individuell zu den Themen Vermögensanalyse und Anlagestrategie, und das neutral sowie unabhängig.