Finanzen
05.03.2024
Erfolgreicher Vermögensaufbau für den Nachwuchs
Nicht nur die Klassiker wie der Führerschein oder das erste eigene Auto gehen ins Geld. Will der Nachwuchs mal studieren, gar in einer fremden Stadt, kostet das schon allein wegen der hohen Mieten in den meisten Hochschulstädten eine fünfstellige Summe. Rechtzeitig für den Nachwuchs zu sparen oder Geld anzulegen ist somit in jedem Fall sinnvoll. Welche Möglichkeiten es gibt und auf was es für Eltern und Verwandte dabei zu achten gilt, lesen Sie hier.
Häufig hohe Kosten bei Versicherungslösungen
Früher schlossen Eltern oder Großeltern für ihre (Enkel-)Kinder häufig eine sogenannte Ausbildungsversicherung ab, um so für den Nachwuchs zu sparen. Doch handelt es sich bei dieser Art Versicherung um nichts anderes als eine private Rentenversicherung. Der einzige Unterschied zu den regulären Rentenversicherungstarifen besteht darin, dass die Versicherungsgesellschaft im Falle des vorzeitigen Ablebens des Versicherungsnehmers (in der Regel ein Elternteil) die Beiträge bis zum vorher vereinbarten Übertragungszeitraum auf die versicherte Person (das Kind) übernimmt. Sofern dieser Baustein im Tarif enthalten ist, gibt es allerdings einen zusätzlichen Todesfallschutz, der ein Bestandteil des Vertrages ist und Geld kostet, was vom Beitrag abgezogen wird. Zusätzlich kommen noch die Abschluss- und Vertriebskosten, sowie die jährlichen Verwaltungsgebühren. Somit werden von der monatlichen Sparrate, je nach Versicherungsgesellschaft und Tarif, ein nicht unerheblicher Teil an Kosten abgezogen. Tatsächlich gespart wird lediglich ein geringerer Anteil des Beitrags. Besonders bemerkbar macht sich das in den ersten Jahren der Vertragslaufzeit, da in der Regel in dieser Zeit die Abschluss- und Vertriebskosten mit dem monatlichen Beitrag verrechnet werden. Damit befindet sich der Wert der Police die ersten Jahre erst einmal im Minus. Denn wenn von 100 Euro Monatsbeitrag in den ersten fünf Jahren nur 80 Euro tatsächlich angelegt werden und der Rest für Kosten abgezogen wird, müsste der Sparanteil eine sehr hohe Rendite erwirtschaften, um auf das gleiche Ergebnis zu kommen:
mtl. Sparanteil |
100,00 Euro |
80,00 Euro |
Laufzeit |
5 Jahre |
5 Jahre |
Kapital nach 5 Jahren |
6.810,34 Euro |
6.810,34 Euro |
benötigte Rendite der Anlage |
5,00 % p.a. |
13,902 % p.a. |
Quelle: VerbraucherService Bayern
Wie Die Tabelle zeigt, benötigen Verbraucher*innen eine Rendite von jährlich über zehn Prozent, um den Verlust durch die Kosten wieder auszugleichen.
Den größten Teil der Abschluss- und Vertriebskosten machen die Vermittlungsprovisionen aus, die der Versicherungsvermittler für den Verkauf dieser Produkte erhält. Dabei richtet sich die tatsächliche Höhe zum einen an den Konditionen aus, die die Versicherungsgesellschaft an die Vermittler zahlt, zum anderen aber auch an der Höhe der Beitragssumme. Je länger die Laufzeit einer solchen Police ist, desto höher ist auch deren Beitragssumme und die Vermittlungsprovision. Daher werden diese Verträge von den Vermittlern nicht selten mit einer sehr langen Laufzeit verkauft – teilweise bis zum Renteneintrittsalter, anstatt bis zum 18. oder 25. Lebensjahr. Wie hoch die Kosten eines Versicherungsvertrages tatsächlich sind, entnehmen Verbraucher*innen dem sogenannten Basisinformationsblatt, welches ihnen vor Abschluss der Versicherung ausgehändigt wird.
Tagesgeldkonto, Festgeld und Sparbrief – es kommt auf den Anlagehorizont an
Bei jeder Kapitalanlage geht es, egal ob für kleine oder große Menschen, immer um den Anlagehorizont. Konkret: Wann benötige ich das Geld, um mir meinen Wunsch zu erfüllen und je länger dieser Zeitstrahl ist, desto mehr Risiko kann ich eingehen, um eine bessere Rendite zu erwirtschaften. Geld, das ich kurzfristig für Anschaffungen benötige, parke ich bequem auf einem Tagesgeldkonto. Gerade bei sogenannten Kinderkonten zahlen viele Banken ein wenig mehr Zinsen als bei Tagesgeldkonten für Erwachsene. Hier sind Sie flexibel und können jederzeit wieder auf das Geld zugreifen.
Für größere Investitionen im mittelfristigen Bereich von drei bis sechs Jahren und wenn schon Kapital vorhanden ist, eignet sich ein Festgeld oder Sparbrief. Hier lässt sich zwar vor Ablauf der Laufzeit nicht auf das Geld zugreifen, allerdings erhalten Sie auch mehr Zinsen als auf dem Tagesgeldkonto. Im Internet finden Sie einige Vergleichsportale, die die aktuellen Angebote der verschiedenen Kreditinstitute aus dem Tages- und Festgeldbereich anzeigen. Achten Sie hier nicht nur auf den möglichst höchsten Zinssatz, sondern auch auf die Bonität der Banken. Denn viele Kreditinstitute aus dem ost- und südeuropäischen Raum haben eine schlechtere Bonität als deutsche oder skandinavische Banken. Innerhalb der Europäischen Union (EU) gilt eine gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000,00 Euro pro Person und Institut. Das bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz der Bank in letzter Konsequenz der jeweilige Staat für die Entschädigung der Bankkunden bis zu dieser Summe aufkommen muss. Dabei müssen Sie bei Ländern, die zwar zur EU gehören aber nicht dem Euroraum beigetreten sind (z.B. Schweden), auch den jeweiligen Wechselkurs zwischen der Landeswährung und dem Euro im Auge behalten. Außerdem stellt sich bei kleineren Staaten (z.B. Zypern) die Frage, ob diese im Falle einer größeren Bankenpleite in ihrem Land tatsächlich auch die nötige Finanzkraft besitzen, um alle Sparer ordnungsgemäß zu entschädigen und die Spargelder zurückzuzahlen. Des Weiteren denken Sie immer daran, dass sich die Einlagensicherung nur auf klassische Bankeinlagen bezieht, also Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten. Für Wertpapiere und Wertpapierdepots gilt die Einlagensicherung nicht.
Mit ETF-Sparplänen ein finanzielles Startkapital schaffen
Für langfristige Sparziele wie das erste eigene Auto, die erste eigene Wohnung oder die Finanzierung des Studiums empfiehlt der VerbraucherService Bayern das regelmäßige Sparen in den globalen Aktienmarkt. Hierzu eignen sich kostengünstige ETF-Sparpläne, die Verbraucher*innen bei einigen Onlinebanken sogar komplett kostenfrei einrichten können. Somit fallen dann nur noch die jährlichen Verwaltungsgebühren des ETFs an, welche die Fondsgesellschaft erhebt und die bei breit streuenden globalen Aktien-ETFs um die 0,2 Prozent liegen. Das lohnt sich, denn laut dem Deutschen Aktieninstitut haben Sparer, die beispielsweise in einen ETF auf dem MSCI-World über die letzten 20 Jahre gespart haben, eine Rendite von über acht Prozent pro Jahr erwirtschaftet (Stand: Dezember 2023). Und tatsächlich ist es so, dass, wenn wir nicht nur den globalen Aktienmarkt, sondern auch den Deutschen Aktienindex (DAX) oder den europäischen Aktienmarkt betrachten, diese während der letzten Jahrzehnte in den meisten Jahren eine positive Rendite erwirtschaftet haben. Langfristige Investitionen in Aktienmärkte sind also keine Zockerei wie im Spielcasino, sondern lukrative Investitionen.
Der folgenden Tabelle lässt sich entnehmen, welches Kapital nach 18 Jahren zur Verfügung stünde, wenn der ETF pro Jahr eine Rendite von sechs Prozent erwirtschaftet und außer den jährlichen Fondsverwaltungsgebühren in Höhe von 0,2 Prozent keine weiteren Kosten entstehen:
ETF-Sparplan |
||
mtl. Sparrate |
Rendite p.a. |
Kapital nach 18 Jahren |
50,00 € |
6 % |
18.742,61 € |
100,00 € |
6 % |
37.485,02 € |
250,00 € |
6 % |
93.712,56 € |
Quelle: VerbraucherService Bayern (ohne Berücksichtigung der Steuer)
Das Beispiel zeigt, dass nach 18 Jahren fast 100.000,00 Euro zusammenkommen, wenn Sie im Optimalfall das Kindergeld von Geburt an jeden Monat in einen ETF-Sparplan investieren würden. Aber auch mit niedrigeren Sparraten lässt sich ein ansehnliches Startkapital für die Kinder ansparen, sofern dies diszipliniert geschieht und das Geld sinnvoll investiert wird. Ein weiterer Vorteil des ETF-Sparplans ist die Flexibilität. Während beim Abschluss einer Ausbildungs- oder Rentenversicherung sowohl die Laufzeit als auch der Beitrag feststeht, kann die Höhe der Sparrate beim ETF-Sparplan jederzeit geändert oder auch ausgesetzt werden, sofern dies nötig ist. Eine feste Laufzeit gibt es bei dieser Form des Sparens nicht. Vergleichen lässt sich der Sparvorgang mit einem Dauerauftrag, den Verbraucher*innen bei Ihrer Bank einrichten und der dann monatlich so lange ausgeführt wird, bis sie ihn wieder löschen.
Kind oder (Groß-)Eltern, auf wessen Namen laufen die Verträge?
Soll das Depot auf den Namen des Kindes oder lieber erst auf den Namen der Eltern oder Großeltern laufen? Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Wie bereits erwähnt, bieten zahlreiche Anbieter bei Kindersparkonten oder Depots bessere Konditionen an. Allerdings müssen sich dann die Sparer darüber im Klaren sein, dass der Nachwuchs an seinem 18. Geburtstag komplett verfügungsberechtigt ist und Sie keinen Zugriff mehr auf das Geld haben, sofern Sie vom dann volljährigen Kind keine Vollmacht erhalten. Hier besteht durchaus die Gefahr, dass das angesparte Geld in kürzester Zeit ausgegeben wird.
Ein weiterer Punkt bei der Auswahl des Kontoinhabers ist die Steuer. Denn in Deutschland sind Einkünfte aus Kapitalvermögen und dazu zählen Zins- und Dividendeneinkünfte, sowie Kursgewinne, steuerpflichtig. Hier greift die sogenannte Abgeltungssteuer und schlägt mit pauschal 25 Prozent der Gewinne zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer zu Buche. Durch einen Freistellungsauftrag haben Verbraucher*innen die Möglichkeit, diese Steuer bis zu einer Höhe von 1.000,00 Euro (Ehepaare: 2.000,00 Euro) an Kapitaleinkünften pro Jahr zu umgehen. Diese Summe lässt sich auch anteilig auf mehrere Institute verteilen. Außerdem kommen noch 36,00 Euro als Pauschbetrag für Sonderausgaben hinzu, die Sie steuerlich ansetzen können.
Wenn Ihr Kind keine weiteren Einkünfte erzielt, was in der Regel der Fall ist, lässt sich darüber hinaus der Grundfreibetrag von derzeit 10.908,00 Euro in Anspruch nehmen, denn bis zu dieser Höhe des Jahreseinkommens müssen keine Steuern gezahlt werden. Somit kann ein Kind pro Jahr insgesamt 11.944,00 Euro an Erträgen steuerfrei kassieren. Um hier nicht jedes Jahr dem Finanzamt aufs Neue Rede und Antwort stehen zu müssen, können Verbraucher*innen eine sogenannte Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung) abgeben.
Doch Vorsicht: Ab einem jährlichen Einkommen von derzeit 6.060,00 Euro müssen sich Kinder von gesetzlich krankenversicherten Eltern selbst krankenversichern. Daher ist diese Grenze nicht Außeracht zu lassen.
Neben dem Sparen für den Nachwuchs ist auch immer eine begleitende Finanzbildung der Kinder wichtig. Denn schließlich sollte der Nachwuchs auch gut mit dem Geld umgehen können. Als hilfreiches Tool bietet der VerbraucherService Bayern den VSB-Taschengeldplaner an, mit dessen Hilfe Kinder den Umgang mit Geld erlernen. Die kostenfreie App finden Sie im Google-Play Store und im Apple App Store.