Finanzen

06.02.2024

Finanzen im Griff – Wege aus der Dispofalle

Aufgrund der gestiegenen Gas-, Strom- und Lebensmittelpreise überziehen immer mehr Verbraucher*innen ihr Girokonto. Sie nehmen den von Banken und Sparkassen eingeräumten Überziehungskredit – auch Dispositionskredit genannt – in Anspruch und zahlen einen hohen Preis dafür. Der Dispositionskredit gehört zwar zu den flexibelsten, aber auch zu den teuersten Krediten. Überzogen ist das Girokonto schnell, aber wie kommen Betroffene wieder aus dem Minus heraus und welche Alternativen gibt es?

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Erst prüfen, dann Geld leihen. Welcher Kredit passt wirklich?

Der Dispositionskredit und die geduldete Überziehung

Wenn nach einer Kontoeröffnung regelmäßig Geldeingänge, wie beispielsweise Lohn- oder Rentenzahlungen auf einem Girokonto eingehen, räumen Kreditinstitute jedem volljährigen Kontoinhaber mit positiver Schufa einen unbefristeten Überziehungsrahmen ein, den Dispositionskredit (Dispo). Er wird von Banken und Sparkassen unbürokratisch und in der Regel in Höhe von drei Nettomonatsgehältern festgelegt. Das Besondere daran ist im Vergleich zu anderen Krediten, dass Verbraucher*innen weder Sicherheiten stellen noch explizit diesen Kredit beantragen müssen. Der Dispo ist dafür gedacht, unkompliziert kurzfristige Liquiditätsengpässe gerade am Monatsende aufzufangen. Ein Beispiel: Das Gehalt für den Monat ist noch nicht eingegangen, aber die Stromabschlagszahlung wird zum Monatsultimo schon abgebucht.

Es ist ratsam, den Dispo nur zur vorübergehenden Deckung eines Geldbedarf in Anspruch zu nehmen, da er hohe Folgekosten nach sich zieht. Daneben gibt es noch die „Geduldete Überziehung“: Wenn die Höhe des Dispokredites nicht ausreicht, um Rechnungen zu begleichen, kann darüber hinaus der Kreditrahmen überzogen werden, sofern die Bank dies zulässt.

Gegen eine kurzfristige Nutzung eines Dispositionskredites ist nichts einzuwenden. Ist das Konto jedoch ständig überzogen, ist der Dispo ein sehr teurer Kredit für die Verbraucher*innen. Mit derzeit durchschnittlich zwölf Prozent Zinsen pro Jahr sind die Dispozinsen im Vergleich zu anderen Kreditzinsen sehr hoch. Jede Bank legt selbst fest, wie hoch der variable Zinssatz für den Dispo ist. Auch wird für den Dispo keine Rückzahlungsvereinbarung getroffen. Verbraucher*innen, bei denen das Geld aufgrund der gestiegenen Lebensmittel-, Gas- und Strompreise knapp ist, sind dazu verleitet ihn nicht abzubezahlen, sondern ständig in Anspruch zu nehmen. Reicht der Dispo dann nicht mehr aus, wird das Konto darüber hinaus überzogen. Für eine „geduldete Überziehung“ werden häufig Zinssätze über 15 Prozent pro Jahr berechnet.

So kommen Verbraucher*innen aus der Dispofalle

Wer über einen längeren Zeitraum den Dispo dauerhaft in Anspruch nimmt, sollte aktiv nach Alternativen suchen, um die hohen Zinsen durch eine entsprechende Umschuldung abzufedern.

In einem ersten Schritt lohnt sich der Überblick über die eigene finanzielle Lage. Dies kann mittels der Kontoauszüge oder durch das Führen eines klassischen Haushaltsbuches in Papierform oder digital erfolgen. Prüfen Sie, welche Ausgaben lebensnotwendig sind und wo Einsparpotential besteht? Gibt es überflüssige Versicherungen, ein Abo bei einem Fitnessstudio, welches Sie nicht mehr besuchen oder ganz alltägliche Dinge, wie der Kaffee und das belegte Brötchen in der Bäckerei auf dem Weg zur Arbeit.

Fühlen sich Verbraucher*innen mit der Situation überfordert, sollten sie in einem zweiten Schritt nicht scheuen, Hilfe bei einer gemeinnützigen Schuldnerberatungsstelle zu suchen.

In einem dritten Schritt gilt es, konkrete Maßnahmen umzusetzen und etwas am eigenen Ausgabeverhalten zu ändern. Es besteht gegebenenfalls die Möglichkeit, sich einen günstigeren Strom- und Gasanbieter zu suchen und überflüssige Verträge zu kündigen, um die Ausgaben zu reduzieren.

In einem vierten Schritt ist es ratsam, den Kontakt zur Hausbank zu suchen und den Dispositionskredit durch einen günstigeren Kredit wie einen Ratenkredit abzulösen. Bei einem Ratenkredit sind Laufzeit, Zinssatz und Rate festgelegt. Es besteht somit eine feste Rückzahlungsvereinbarung, die zur Eigendisziplin zwingt. Wichtig ist jedoch, nachdem der Dispo in einen kostengünstigeren Ratenkredit umgeschuldet wurde, nicht gleich wieder sofort das ausgeglichene Konto zu überziehen. Genehmigt die Bank einen Ratenkredit nicht, ist ein eigens erstellter Rückzahlungsplan eine Alternative. Dabei vereinbaren Verbraucher*innen mit sich selbst die Höhe einer Rate, durch die sich der Sollsaldo auf dem Girokonto Monat für Monat verringert. Wichtig ist, den Rückzahlungsplan zu Beginn schriftlich zu fixieren. Am Monatsende lässt sich der tatsächliche Kontostand des Girokontos mit dem Wert des jeweiligen Monats auf dem Plan abgleichen und abhaken.

Eine weitere Option: Der Rahmenkredit

Wer seine Finanzen und den Kontostand grundsätzlich im Griff hat, aber trotzdem auf Nummer sicher gehen möchte und sein Konto nur im Notfall überziehen muss, für den ist das sogenannte Rahmenkredit eine Option. Hierbei handelt es sich um eine Art Mischung zwischen dem Dispo- und dem Ratenkredit. Die Bank räumt dem Kunden, ähnlich wie beim Dispokredit, eine maximale Kreditlinie ein. Diese Kreditlinie wird allerdings nicht auf das Girokonto eingeräumt, sondern auf ein gesondertes Kreditkonto gebucht. Wie wenn der Kunde ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto hätte, kann er nun bis zur maximalen Kreditlinie absolut flexibel entsprechende Beträge auf sein Girokonto umbuchen und ist somit wieder liquide. Auch der Rahmenkredit lässt sich, wie der Dispokredit, jederzeit teilweise oder ganz zurückzahlen. Allerdings besteht hier zusätzlich die Möglichkeit mit der Bank eine monatliche Rückführungsrate zu vereinbaren.

Zeitlich ist der Rahmenkredit ebenfalls wie der Dispokredit unbefristet und kann jederzeit erneut in Anspruch genommen werden. Die Höhe der Zinsen liegen beim Rahmenkredit etwas unterhalb der Zinsen für einen Dispokredit.

Unterschiede zwischen Dispo, Rahmen- und Ratenkredit im Überblick

 

Dispo

Rahmenkredit

Ratenkredit

Zinssatz

hoch

erhöht

niedriger

Zinsen

variabel

variabel

fest

Laufzeit

unbefristet

unbefristet

festes Laufzeitende

Rückzahlung

Keine Vereinbarung

flexibel (monatliche Rate möglich)

feste Raten

Kredithöhe

ca. 3-fache des monatlichen Geldeingangs

Individuelle Vereinbarung, Abruf in Teilbeträgen möglich

individuelle Vereinbarung

Verwendungszweck

frei

frei

größere Anschaffung, Umschuldung

Formalitäten

keine

Antrag bei Bank stellen

Kreditvertrag wird zwischen Kunden und Institut geschlossen

Handhabung

flexibel, bequem, sofortige Inanspruchnahme

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Antrag stellen, Prüfung, Angebot

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