Finanzen

03.04.2025

Geldmarktfonds: Sinnvolle Alternative zum Tagesgeld?

Geldmarktfonds boomen: Seit der Zinswende 2022 ist das Vermögen in deutschen Geldmarktfonds von 27 Milliarden Euro (2022) auf 50 Milliarden Euro (2024) gestiegen, so der Fondsverband BVI. Die Anlage bietet Anlegern die Möglichkeit, ohne aufwändiges Zinshopping stets in der Nähe des marktbesten Zinses investiert zu sein. Aber wie sicher und unkompliziert sind Geldmarktfonds im Vergleich zu Tagesgeld? Informationen zu Funktionsweise, Vor- und Nachteilen sowie Risiken lesen Sie hier.

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Geldmarktfonds werden aktiv gemanagt und sind deshalb im Vergleich zu Tagesgeldkonten oft kostenintensiver für Privatanleger.

Tagesgeld – flexibel und sicher

Tagesgeldkonten ermöglichen jederzeitige Ein- und Auszahlungen, ohne Fristen oder Limits. Zusätzlich bieten sie häufig bessere Zinsen als Sparbücher und sind gleichfalls durch die gesetzliche Einlagensicherung bei Banken und Sparkassen innerhalb der Europäischen Union (EU) bis 100.000 Euro pro Person und Institut geschützt. Ergänzt wird diese Einlagensicherung bei vielen Instituten durch eigene Bankensicherungssysteme der Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken, die diese Summe noch erhöht.

Bei der Wahl von ausländischen Anbietern, auch innerhalb der EU, sollten Verbraucher*innen auf die Bonität des Kreditinstituts und des jeweiligen Landes achten, in dem die Bank ihren Hauptsitz hat. Denn für die gesetzliche Einlagensicherung stehen immer die jeweiligen Staaten gerade. Bei einer Bankenkrise in einem nicht bonitätsstarken Land kann dies zu Unannehmlichkeiten führen. Der VerbraucherService Bayern rät daher von vermeintlich lukrativen Angeboten aus dem süd- und osteuropäischen Raum eher ab.

Der Zinssatz ist beim Tagesgeld variabel und kann vom jeweiligen Kreditinstitut angepasst werden. Höhere Aktionszinssätze sollen Neukunden anlocken, diese sind in der Regel aber oftmals zeitlich befristet. Wer dauerhaft höhere Zinsen möchte, muss häufig den Anbieter wechseln, auch Zinshopping genannt, was jedoch aufwändig sein kann.
Fazit: Tagesgeld eignet sich hervorragend zum „Parken“ eines Notgroschens und als Sicherheitsbaustein in der Geldanlage.

Geldmarktfonds – liquide und reguliert

Geldmarktfonds bündeln Anlegergelder und investieren in kurzlaufende, liquide Wertpapiere des Geldmarkts. Der Geldmarkt dient Banken, Staaten und Unternehmen zur kurzfristigen Finanzierung. Der Zinssatz für derart kurzlaufende Papiere orientiert sich an den Leitzinsen der Zentralbanken.

Seit der EU-Geldmarktfondsverordnung 2017 unterliegen diese Fonds strengen Regularien, wie Liquiditätsanforderungen, Berichts- und Stresstest-Pflichten sowie Laufzeitbeschränkungen (Schuldverschreibungen maximal 397 Tage). Die Regulierung sorgt durch Diversifikation und Bonitätsprüfung für relative Sicherheit. Als Sondervermögen gelten Geldmarktfonds mit einer Zulassung innerhalb der EU bei einer Insolvenz des Fondsanbieters als abgesichert. Sie gehören eher zu den sicheren Anlagen, jedoch unterliegen auch sie gewissen, wenn auch geringen, Marktschwankungen.
Fazit: Geldmarktfonds werden aktiv gemanagt und sind deshalb im Vergleich zu Tagesgeldkonten oft kostenintensiver für Privatanleger.

Empfehlung: Geldmarkt-ETFs

Neben den regulierten Geldmarktfonds gibt es auch geldmarktnahe Fonds, die unreguliert sind, meist ein höheres Risiko bergen und daher zu vermeiden sind. Empfehlenswert aus dieser Kategorie sind jedoch Geldmarkt-ETFs (auch: Overnight-ETFs), also börsengehandelte Fonds. Diese nicht gemanagten Fonds investieren kostengünstig in kurzfristige Geldmarktprodukte und bieten zwei Haupttypen:

  1. Euro-Short-Term-Rate-ETFs (ESTR-ETFs): Diese bilden die ESTR-Rate nach, die den durchschnittlichen Zinssatz für über Nacht auslaufende Geldmarktpapiere widerspiegelt. Aufgrund fehlender konkreter Wertpapiere erfolgt die Nachbildung oft über Tauschgeschäfte (Swaps), was ein geringes Kontrahentenrisiko mit sich bringt.
    Ein Swap benötigt einen Tauschpartner (Swap-Partner), dieser garantiert die Rendite, die eine Bank (Emittent) den Kunden mit einem Geldmarkt-ETF zu erzielen verspricht, ohne die Wertpapiere selbst zu halten.
    Gerät nun dieser Tauschpartner in Zahlungsschwierigkeiten, könnten Verluste entstehen, wenn der Partner seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann (Kontrahentenrisiko).
  2. Kurzlaufende Anleihen-ETFs: Sie investieren in Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit, verzichten auf Swaps und gelten als besonders sicher, bieten aber niedrigere Renditen als ESTR-ETFs.

Wie die Geldmarktfonds unterliegen sowohl die Euro-Short-Term-Rate-ETFs, als auch die kurzlaufenden Anleihen-ETFs nicht der gesetzlichen Einlagensicherung, wie ein Spar- oder Tagesgeldkonto.

Vor- und Nachteile von Geldmarkt-ETFs

Vorteile:

  • Niedrige Kosten (passives Management)
  • Transparente Struktur
  • Hohe Liquidität (tägliche Verfügbarkeit)
  • Höhere potenzielle Rendite: An den EZB-Einlagenzins / ESTR-Zins gekoppelt
  • Flexibilität: Einfacher Handel wie bei anderen ETFs
  • Direkte Zinsanpassung: Automatisch bei Zentralbankentscheidungen

Nachteile:

  • Kein Einlagensicherungsschutz: Anders als bei klassischen Bankeinlagen
  • Kosten: Verwaltungs- und Handelsgebühren können die Rendite schmälern.

Spezielle Risiken von Geldmarkt-ETFs

  • Zinsänderungsrisiko: Niedrigzinsphasen können negative Renditen verursachen
  • Währungsrisiko: Wechselkursverluste bei ETFs in Fremdwährungen bei Abwertung gegenüber dem Euro
  • Kontrahentenrisiko: Siehe ESTR-ETFs (Swaps)
  • Marktrisiko: Finanzkrisen könnten den ETF-Wert belasten

Fazit: Geldmarkt-ETFs sind zwar relativ risikoarm, doch Marktlage und Anlagestrategie entscheiden. Für Verbraucher*innen mit einer gewissen Börsenerfahrung können sie eine lukrative Alternative sein, besonders in steigenden Zinsmärkten. In sinkenden Zinsmärkten oder in länger anhaltenden Niedrigzinsphasen, wie vor 2022, können Geldmarktfonds bzw. Geldmarkt-ETFs Verluste einfahren. Auch ein potenzielles Inflationsrisiko, wenn die Rendite nicht mit der Preisentwicklung Schritt halten kann, kommt dann zum Tragen. Börsenneulingen und Kleinsparern sind Geldmarktfonds bzw. Geldmarkt-ETFs weniger zu empfehlen. Diese Verbrauchergruppe sollte lieber auf seriöse Tagesgeldangebote der Banken zurückgreifen.