Finanzen

06.10.2021

Mit vermögenswirksamen Leistungen ein Vermögen aufbauen

In Zeiten niedriger oder gar negativer Sparzinsen stellen sich viele Verbraucher*innen die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, Geld auf die sprichwörtliche hohe Kante zu legen oder doch lieber gleich auszugeben. Zinsen gibt es scheinbar sowieso keine mehr und wer eine außerplanmäßige Anschaffung tätigt, leiht sich das benötigte Kapital zu günstigen Konditionen von der Bank. Das sich Sparen doch noch lohnt, gerade für Personen mit niedrigerem Einkommen, wie Auszubildende oder Geringverdiener, ist an den oftmals in Vergessenheit geratenen vermögenswirksamen Leistungen (vL oder vwL) zu erkennen.

Mit vermögenswirksamen Leistungen ein Vermögen aufbauenFoto: © iStock.com/Ivan-balvan

Wie funktioniert das vL-Sparen und wer erhält welche Förderung?

Grundlage für die vermögenswirksamen Leistungen ist das sogenannte Vermögensbildungsgesetz (VermBG), das in seiner ersten Fassung bereits seit 1961 gilt. Ziel dieses Gesetzes ist es, Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit zu geben, über ihren Arbeitgeber Kapital aufzubauen und dafür vom Staat eine Förderung zu erhalten, nämlich die Arbeitnehmersparzulage. Dabei sparen Arbeitnehmer*innen monatlich maximal 40,00 Euro über sechs Jahre in einen vL-Sparvertrag, um nach einem Jahr Ruhezeit, also nach sieben Jahren, über den angesparten Betrag zu verfügen. Die Höhe der Sparrate hängt von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen ab. Einige Unternehmen zahlen ihren Beschäftigten zum normalen Gehalt zusätzlich die vollen 40,00 Euro als Zusatzbeitrag in einen entsprechenden Sparvertrag, andere zahlen nur einen Teil der 40,00 Euro und den Rest kann der Sparer selbst aufstocken. Dies hängt häufig vom entsprechenden Tarifvertrag ab, nach dem die Arbeitnehmer entlohnt werden. Selbst wenn der Chef keinen Zuschuss zahlt, lohnt sich ein vL-Sparvertrag, sofern das Einkommen unterhalb der Einkommensgrenze für den Erhalt der Arbeitnehmersparzulage liegt.

Sparformen für vermögenswirksamen Leistungen

Die gängigsten Sparformen für vermögenswirksame Leistungen sind der vL-Banksparplan, der Bausparvertrag und der vL-Fondssparplan. Immobilienbesitzer*innen haben die Möglichkeit, ihre vL-Sparraten in ihre Immobilienfinanzierung einfließen zu lassen und tilgen somit direkt ihr Darlehen. Die Höhe der Arbeitnehmersparzulage unterscheidet sich je nach Sparform:

Sparform

max. zu versteuerndes

Einkommen pro Jahr

(Single / Ehepaar)

Höhe der Arbeitnehmerspar-
zulage pro Jahr und Person

Banksparplan

 

keine Förderung

Bausparvertrag*

17.900 / 35.800

9% bei max. 470,00 €

Sparleistung und 43,00 €

max. Förderung

Tilgung Baukredit

17.900 / 35.800

9% bei max. 470,00 €

Sparleistung und 43,00 €

max. Förderung

Fondssparplan

20.000 / 40.000

20% bei max. 400,00 €

Sparleistung und 80,00 €

max. Förderung

Stand 2021

*Wer in einen Bausparvertrag spart, hat zusätzlich noch den Anspruch auf die Wohnungsbauprämie in einer Höhe von 10 Prozent (höchstens 70,00 Euro pro Jahr) bei einer maximalen jährlichen Sparleistung von 700,00 Euro und einer Einkommensgrenze von 35.000,00 Euro (70.000,00 Euro bei Ehepaaren) zu versteuerndem Einkommen. Dabei werden vL-Zahlungen bei den Sparleistungen nicht mit angerechnet.

Welches Sparprodukt passt zu mir?

Für welches Sparprodukt Sie sich entscheiden, hängt vom persönlichen Sparziel ab. Wenn Sie beabsichtigen ein Haus zu bauen, zu kaufen oder bereits Eigentümer eines Eigenheims sind, ist gegebenenfalls ein Bausparvertrag das für Sie geeignete Produkt. Hierbei gilt es zu beachten, dass es aktuell so gut wie keine Zinsen mehr auf Bausparguthaben gibt und anfangs eine Abschlussgebühr anfällt, die in der Regel 1 – 1,6 Prozent der Bausparsumme beträgt. Daher kommt es häufig vor, dass Sie mit einem Bausparvertrag keine positive Rendite erwirtschaften. Überlegen Sie sich vor dem Abschluss genau, was Sie mit dem Bausparvertrag bei Fälligkeit anfangen möchten. Soll er Bestandteil einer Immobilienfinanzierung sein oder möchten Sie damit eine bestimmte Renovierungsmaßnahme an Ihrer Immobilie finanzieren? Wenn Sie Ihr Sparziel definiert haben, schließen Sie auch nur eine Bausparsumme in der dafür geeigneten Höhe ab und lassen Sie sich keinen Vertrag andrehen, der für Ihr Vorhaben viel zu groß ist. Denn je höher die Bausparsumme ist, desto höher ist auch die Abschlussprovision, die Ihre Bank oder der Bausparkassenvermittler erhält.

Interessanter ist bei der Anlage der vermögenswirksamen Leistungen häufig ein Fondssparplan, besonders wenn Sie ihn als Baustein Ihrer privaten Altersvorsorge einsetzen und die Fondsanteile nach den sieben Jahren Laufzeit nicht verkaufen. Denn während Sie bei der jährlichen Rendite der Fondsanteile von sechs Prozent ausgehen, erhalten Sie nach sechs Jahren Spardauer je nach der Höhe der Gebühren inklusive Arbeitnehmersparzulage bei einer monatlichen Sparrate von 40,00 Euro rund 4.000,00* Euro an Kapital ausgezahlt. Wenn Sie die Anteile nach Ablauf des Sparvertrags allerdings nicht verkaufen, sondern über 30 Jahre weitersparen, steigt Ihr Depotguthaben durch den Zinseszinseffekt auf ungefähr 40.000,00 – 45.000,00* Euro. Daher bietet sich das vL-Sparen in einen Aktienfonds gerade für Geringverdiener als sinnvolle Ergänzung zur Altersvorsorge an, da sie neben der Rendite des Fonds auch noch die Arbeitnehmersparzulage (siehe Tabelle oben) vom Staat erhalten.

*Die Zahlen sind grob gerundet und dienen lediglich als Orientierung. Die Tatsächliche Ablaufleistung hängt von mehreren Faktoren ab.

Achten Sie bei der Auswahl eines Produkts unbedingt auf die Kosten

Wie bei jedem anderen Geschäft auch, liegt der Gewinn zum Teil auch im Einkauf. So gilt auch bei Geldanlagen: je höher die Gebühren, desto weniger die Rendite.

Entscheiden Sie sich für einen Fondssparplan, raten wir Ihnen zu kostengünstigen Aktien-ETFs. Denn im Vergleich zu gemanagten Aktienfonds, die Sie in der Regel von Ihrem Bankberater empfohlen bekommen, zahlen Sie bei ETFs keinen hohen Ausgabeaufschlag und die jährliche Verwaltungsgebühr ist ebenfalls um einiges geringer als bei gemanagten Fonds. Bei der Auswahl des Depots sollten Sie ebenfalls auf die jährlichen Depotführungsgebühren achten, denn auch diese knabbern an der Rendite Ihres Sparplans. Schauen Sie sich hier auch die Angebote der Onlinebanken oder -broker an. Diese verlangen meistens weniger Gebühren als die Filialbank um die Ecke. Einen Vergleich zwischen einem gängigen gemanagten Aktienfonds und einem Aktien-ETF entnehmen Sie der nachfolgenden Tabelle:

 

Vergleich der Ablaufleistung zwischen einem gemanagten Aktienfonds und einem Aktien-ETF

 

Aktienfonds

ETF

monatliche Sparrate

40,00 €

40,00 €

jährlicher Kurszuwachs

6,00%

6,00%

Laufzeit des Sparplans

30 Jahre

30 Jahre

Ausgabeaufschlag einmalig

5,00%

0,00%

jährliche Verwaltungsgebühr

1,40%

0,20%

jährliche Depotgebühr

120,00 €

120,00 €

Endwert

21.294,03 €

28.563,77 €

Gewinn

6.894,03 €

14.163,77 €

© eigene Berechnung auf www.zinsen-berechnen.de

Die geringeren Gebühren lassen den Gewinn über das Doppelte ansteigen. Achten Sie daher bei der Auswahl Ihrer Finanzprodukte stets auf diesen Kostenfaktor.

Wie starte ich mit dem vermögenswirksamen Sparen?

Wenn Sie jetzt damit starten möchten, Ihre vL zu sparen, sprechen Sie zunächst Ihren Arbeitgeber an und erkundigen Sie sich bei ihm über einen möglichen Zuschuss. Als zweiten Schritt entscheiden Sie sich für eine der geeigneten Sparformen (Bausparvertrag, Fondssparvertrag, etc.). Danach wählen Sie ein konkretes Produkt aus, zum Vergleichen finden Sie im Internet eine Menge Informationen. Wenn Sie das entsprechende Produkt abgeschlossen haben, erhalten Sie vom Produktanbieter ein Formular für Ihren Arbeitgeber, welches Sie in der Personalabteilung abgeben. So weiß Ihr Arbeitgeber, wohin er Ihre Sparrate überweisen soll. Die entsprechende Buchung finden Sie dann neben Ihrem Bauspar- oder Depotauszug sowie auf Ihrer Gehaltsabrechnung.

Wenn Sie weitere Informationen über ETFs, Bausparverträge oder sonstige Finanzprodukte benötigen, empfehlen wir Ihnen unseren VSB-Finanzkompass oder die Teilnahme an einem unserer Webinare zu den Themen Geldanlage und Versicherungen.