Finanzen

19.12.2022, Die eigenen vier Wände bei steigenden Zinsen

Podcastfolge: Immobilienfinanzierung

Die eigenen vier Wände sind der Traum vieler junger Familien. Doch die wenigsten haben genug Eigenkapital, um den Bau eines Hauses oder den Kauf einer ausreichend großen Eigentumswohnung aus dem eigenen Vermögen zu stemmen. In Zeiten extrem niedriger Zinsen war dies trotz hoher Immobilienpreise oftmals kein Problem. Man bekam die Finanzierung durch die Banken fast geschenkt. Doch die Zinsen für eine Baufinanzierung sind massiv gestiegen, sodass dieser Lebenstraum für viele Verbraucher*innen zu platzen droht oder nicht mehr zu realisieren ist.

Podcastfolge: Immobilienfinanzierung© VSB

Unsere neue Podcastfolge können Sie hier nachhören: Podcast Immobilienfinanzierung

Am Anfang steht ein ehrlicher Kassensturz

Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich dem wohl größten finanziellen Projekt seines Lebens zu widmen, sollte zunächst einen ehrlichen Kassensturz vornehmen. Welches Eigenkapital ist bereits vorhanden, das man eventuell in die Finanzierung miteinfließen lassen kann? Gibt es Sparkonten, Wertpapierdepots oder einen alten Bausparvertrag, auf den seit Jahren die vermögenswirksamen Leistungen eingezahlt werden? Außerdem sollte das Einnahmen- / Ausgabenverhältnis unter die Lupe genommen werden. Wieviel bleibt am Ende des Monats an Geld noch übrig oder ist es eher so, dass beim Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist? Welche Erwartungen habe ich an meinen Lebensstandard? Muss es zweimal im Jahr der All-Inclusive-Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel sein oder reicht auch eine günstige Ferienwohnung für den Sommerurlaub? Wie oft gehen wir im Monat Essen und für welche Freizeitaktivitäten geben wir wieviel Geld aus? Diese und ähnliche Fragen sollte sich jeder stellen, der eine solide Finanzierung plant. Seien Sie unbedingt ehrlich zu sich selbst! Denn massives „Gürtel enger schnallen“ ist in der Praxis unrealistisch und macht auf Dauer unglücklich.

Zinsfestschreibung bei steigenden Zinsen

Innerhalb von wenigen Monaten haben sich die Zinsen für einen Immobilienkredit vervierfacht. Das hört sich sehr teuer an. Schaut man allerdings mal länger in die Vergangenheit, so wird man feststellen, dass die Zinsen derzeit eher im Mittelfeld angesiedelt sind. Es gab auch schon Zeiten, in denen man für eine 10-jährige Zinsfestschreibung um die acht Prozent zahlen musste. Doch was soll man momentan bei immer noch sehr hohen Immobilienpreisen tun? Eher eine kurze Laufzeit des Darlehens wählen und auf fallende Zinsen hoffen oder sich längerfristig festlegen, um auf Nummer sicher zu gehen? Durch die extrem hohe Inflation und die Meldungen der Europäischen Zentralbank ist mit Sicherheit mit weiter steigenden Zinsen zu rechnen. Daher kann es sinnvoll sein, sich für eine längere Zinsfestschreibung zu entscheiden. Denn Darlehen mit einer langen Laufzeit haben nach zehn Jahren per Gesetz ein Sonderkündigungsrecht mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten. Im Falle gesunkener Zinsen kann dann ohne Probleme auf ein günstigeres Darlehen umfinanziert werden.

Klassisches Hypothekendarlehen oder doch der Bausparvertrag

Wer bei einer Bank eine Baufinanzierungsberatung in Anspruch nimmt und nicht viel Eigenkapital aufweisen kann, bekommt häufig einen Bausparvertrag angeboten, den er parallel zur Zinszahlung des eigentlichen Darlehens besparen soll. Wenn der Bausparvertrag dann bespart und zuteilungsreif ist, wird das Bauspardarlehen in Anspruch genommen und damit das Bankdarlehen zurückgezahlt. Doch häufig ist das für die Verbraucher*innen eine teure Angelegenheit. Denn setzt man die aktuell niedrigen Guthabenzinsen des Bausparvertrags ins Verhältnis zur teuren Abschlussgebühr von Bausparverträgen, macht man mit dieser Form des Sparens nicht selten Verlust. Dazu kommt, dass die Zinslast des eigentlichen Bankdarlehens immer auf die volle Darlehenssumme berechnet wird, da ja keine Tilgungsleistung einfließt, sondern der Bausparvertrag angespart wird. Verbraucher*innen sollten sich diese Form der Kombifinanzierung deshalb gut durchrechnen und mit einem herkömmlichen Annuitätendarlehen vergleichen.

Auch der Staat unterstützt den Erwerb eines Eigenheims

Wer ein Eigenheim erwerben möchte, sollte sich im Vorfeld über mögliche Förderungen informieren. Institutionen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder die Bayerische Landesbodenanstalt (BayernLabo) bieten Förderprogramme in Form von Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen an. Auch einige Kommunen unterstützen die Finanzierung durch eigene Förderprogramme. Wichtig ist bei diesen Maßnahmen, dass man sie vor dem Baubeginn bzw. vor dem Abschluss eines Kaufvertrages beantragt, da ansonsten der Förderanspruch verfällt.

Um alle Folgen bei Erscheinen gleich aufs Handy zu bekommen, abonnieren Sie den VSB-Podcast über iTunes, Google Podcast, Spotify oder über die VSB-Homepage.