Finanzen

14.02.2023

Wie wirtschaftlich sind Photovoltaik-Anlagen?

Der globale Klimawandel, Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Rohstoffkrise führten zu einem Umdenken in der Energieversorgung. Durch die rasant steigende Energiepreise wächst der Druck, die Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. CO2-emmissionsarme Energien gewinnen immer weiter an Bedeutung. Betreiber*innen von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) setzen nicht nur auf eine staatlich geförderte, wirtschaftlich attraktive Investition, sondern zunehmend auf die Unabhängigkeit vom Energieversorger und auf das Sparpotential durch den Energieeigenverbrauch. Doch geht diese Rechnung heute noch auf?

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Rentabilität sorgfältig berechnen

Neben dem Umweltschutz und der Autarkie bleibt der ökonomische Aspekt für viele PV-Anlagebesitzer*innen entscheidend. Gerade in der Niedrigzinsphase haben sich viele Verbraucher*innen für eine kreditfinanzierte Anlage entschieden, um ihre Rendite weiter zu maximieren. Heute gilt es, die Rentabilität der geplanten PV-Anlage sorgfältig zu berechnen. Die Auswahl der passenden Anwendungsform wie Solarthermie für Warmwasser oder Heizen bzw. konventionelle PV-Anlage zur Netzeinspeisung erfolgt nach einem technischen und einem Kostenvergleich. In der Ertragsprognose sind neben den steuerlichen Vorteilen auch die Kreditzinsen, die Strompreisentwicklung, der Eigenverbrauch, die Kosten für einen korrekt dimensionierten Speicher, für die notwendigen Versicherungen sowie für die Reparaturen, beispielsweise des Wechselrichters zu berücksichtigen. Im Falle einer Fremdfinanzierung, aber selbst bei hoher Eigenkapitalquote, sollten die Einnahmen und Kosteneinsparungen die Anschaffungskosten der PV-Anlage und die laufenden Kosten unbedingt decken.

Ein weiterer Grund eine ehrliche Ertragsprognose zu erstellen, verdeutlicht das jüngste Urteil vom Bundesfinanzhof (BFH, XB 46/22): Das Anlage-Motiv Klimaschutz reicht nicht aus.  Bei fehlender Gewinnerzielungsabsicht werden Verluste vom Finanzamt steuerlich nicht anerkannt.

Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage beeinflussen

Anschaffungskosten

Für eine vierköpfige Familie mit ca. 4500-5000 kWh jährlichem Stromverbrauch und bei einer durchschnittlichen jährlichen Solarstromproduktion von rund 1000 kWh/kWp, wird eine Anlage mit mindestens sechs kWp (KiloWattPeak-Spitzenleistung) empfohlen.

Obwohl die Anschaffungskosten pro kWp Leistung in den letzten Jahren stark gesunken sind, sind durch das mediale Echo, die stark steigenden Energiepreise und den Fachkräftemangel bei den Angeboten je nach Region starke Abweichungen zu beobachten. Nur unter 1.500 bis 1.800 Euro pro installierter kWp Leistung ist bei der voraussichtlichen Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren (entspricht der Garantiezeit) eine gewinnbringende Investition wahrscheinlich.

Es empfiehlt sich, die Anlage immer etwas größer als den aktuellen Bedarf zu planen. Das neue Elektroauto oder eine neue Wärmepumpe sollten gleich einkalkuliert werden. Die größeren PV-Anlagen bei optimalen Dacheigenschaften sind pro kWp-Leistung gemessen, relativ günstiger als kleinere.

Eigenverbrauch

Ohne smarte Steuerungssysteme im Haushalt deckt die Solarenergieproduktion rund 20 bis 30 Prozent vom Eigenverbrauch, der Rest wird in das Netz eingespeist oder verkauft. Hierbei erhalten Betreiber*innen bei Anlagen bis zehn kWp Leistung zurzeit 8,2 Cent pro kWh und 7,1 Cent bei Anlagen ab zehn kWp Leistung.

Verbraucher*innen sollten die Einsparung teuren zugekauften Stroms durch Eigenverbrauch (20 Jahre Anlagelebensdauer x 30 Cent/kWh zuzüglich Einnahmen aus Stromverkauf durch Netzeinspeisung der restlichen 70 bis 80 Prozent der Stromerzeugung mit den Anlage-, Wartungs-, Messungs- und Versicherungskosten) vergleichen, um so die Rendite zu berechnen.

Die Rendite der Investition steigt, wenn auch der Eigenverbrauch durch Automatisierung und intelligente Technik steigt (z.B. durch Speicher, Elektroauto, Verbrauch über den Tag verteilt, etc.). Der gleiche Effekt tritt ein, wenn der Strompreis vom Versorger steigt. Aktuell gibt es Neukunden-Stromverträge zu rund 40 Cent/kWh.

Der Eigenverbrauch und die Autarkie erhöhen sich auch durch die Installation eines Speichers, da Verbraucherinnen hierbei den Solarstrom zeitunabhängig nutzen können. Die Speicherkapazität sollte ca. 1 bis 1,6-fach höher liegen, als die Leistung der PV-Anlage. Der Speicher darf nämlich nicht bis zum Tiefladungszustand geleert werden (ca. 20 Prozent der Nennleistung), da sich dies auf Dauer schädlich auf die Kapazität der Akkuzellen auswirkt und deren Lebensdauer verkürzt.

Dacheigenschaften

Das Dach soll statisch in einwandfreiem Zustand sein und dazu geeignet, das Gewicht der PV-Anlage zu tragen. Die Leistung und somit die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage lässt sich durch die Dachausrichtung (Süd, Ost, West), durch die Neigung (ca. 35 Grad) und die Beseitigung von Verschattungsquellen wie Bäumen, Antennen o.ä. optimieren.

Im Gegensatz zu gängigen Annahmen ist auch die Ost-West Dachausrichtung günstig. Der Eigenverbrauch steigt, da der Strom vor allem in den Morgen- und Abendstunden produziert wird, wenn die Familie in der Regel zuhause ist.

Die optimale Dachneigung beträgt rund 30 bis 40 Prozent. Steile oder sehr flache Dächer erwirtschaften ohne aufwendige Ständer-Systeme weniger Leistung.

Eine erste Einschätzung der PV-Anlage Leistung erhalten Verbraucher*innen im Solarkataster ihres Bundeslandes. (in Bayern unter https://www.energieatlas.bayern.de)

Sonstige Kosten

Hierzu zählen PV-Versicherungen, Inspektion, Wartung, der Wechsel eines eventuell beschädigten Wechselrichters, Monitoring, Cloud-Lösung oder App-Nutzung.

Steuer

Wenn Sie den Strom aus der Photovoltaik-Anlage nicht nur selbst verbrauchen, sondern auch verkaufen, gilt die Einspeise-Vergütung dafür als steuerpflichtige Einnahme.
Bei ersichtlicher Gewinnerzielungsabsicht (Ertragsprognose) ist es aber auch möglich, die Kosten für die Anschaffung, den laufenden Betrieb und Wartung der PV-Anlage steuerlich geltend zu machen. Versicherungsprämien, die Kosten für das Strommessgerät oder für die Cloud-Lösung, aber auch eventuell Kreditzinsen können als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Die Anschaffungskosten schreiben Nutzer*innen über die Nutzungsdauer von 20 Jahren ab.

Außerdem bleibt zu berücksichtigen, dass die Erträge von PV-Anlagen mit einer Leistung bis 30 kWp von der sogenannten Ertragssteuer / Einkommenssteuer befreit sind. Des Weiteren fällt beim Erwerb und der Installation von PV-Anlagen, die auf oder in der Nähe von Wohngebäuden angebracht werden, keine Mehrwertsteuer an. Dies gilt für alle Komponenten einer Anlage, sogar für den Stromspeicher.

Zinsaufwand bei Fremdfinanzierung

Die PV-Anlage wird in der Regel zu höheren Zinsen als eine Immobilie finanziert und wird bei der Baufinanzierung separat berechnet. Da hier die Bank mit keiner Sicherheit rechnet und keine Grundschuld eingetragen wird, sind die teuren Darlehenszinsen bei der Ertragsprognose unbedingt zu berücksichtigen.

Die PV-Anlage am Dach wird von den meisten Banken als immobilienwerterhöhende Maßnahme berücksichtigt.

Alternative bei fehlendem Eigenkapital

Immer mehr Anbieter von Solaranlagen bieten ihre PV-Module, Speicher und Wallboxen auch zur Miete an (All-inklusiv-Pakete). Ohne Leistungsausfallrisiko durch Systemfehler oder suboptimale Betriebsbedingungen wie ungünstige Witterungsverhältnisse und administrativen Aufwand kann damit die Umwelt geschützt und die eigene Stromversorgung sichergestellt werden.

Faustregel

Umso niedriger die Anschaffungskosten pro Quadratmeter oder kWp Leistung ausfallen, umso mehr der eigene Strom genutzt wird und umso teurer der Strompreis ist, desto schneller amortisiert sich die Anlage. 

Professionelle Beratung nutzen!

Bei der Planung und Berechnung einer Photovoltaik-Anlage können sich Verbraucher*innen von den Energieberatern des VerbraucherService Bayern neutral beraten lassen.