Hauswirtschaft

06.05.2025

Die Linde: Heilpflanze des Jahres 2025

Die Linde (Tilia) bringt eine reiche kulturelle Bedeutung im deutschsprachigen Raum mit sich. In vielen Liedern besungen lud früher auf fast jedem Dorfplatz ein Lindenbaum ein, sich zu treffen, zu versammeln, zu tanzen, zu feiern oder sogar Gericht zu halten. Ihre herzförmigen Blätter geben der Linde wahrscheinlich die Bedeutung als Baum der Liebe und Schönheit. Auch heute ist die Linde weitverbreitet in Städten, Parks und Alleen zu finden. Um vor allem die Heilkraft der Lindenblüten hervorzuheben, hat die Jury des Naturheilvereins NHV Theophrastus die Linde zur „Heilpflanze des Jahres 2025“ gewählt.

Die Linde: Heilpflanze des Jahres 2025© creAtive - stock.adobe.com
Vor allem bei Erkältungskrankheiten ist die Heilwirkung belegt.

Als einer der ältesten Linden Deutschlands gilt die Wolframslinde im Bayerischen Wald. Mit einem Stammumfang von rund 16 Metern, einer Höhe von 13 Metern und einem Alter von ca. 1000 Jahren ein markanter Baum. Das heilige Holz der Linde (lignum sacrum) wurde im Mittelalter von berühmten Bildhauern für religiöse Kunstwerke und Altäre verwendet. Für die Namen etlicher deutscher Städte, Straßen sowie Gasthöfe stand die Linde Pate. Neben der Sommer- und Winterlinde gibt es holländische Linden – eine Kreuzung aus Sommer- und Winterlinde, Krim- sowie Silberlinden.

Heilpflanze Linde

Am bekanntesten ist die Linde wahrscheinlich für ihre duftende Blüte. Die Heilwirkung bei Erkältungskrankheiten, Fieber und trockenem Reizhusten sowie bei Magen- und Darmstörungen bei Winter- und Sommerlinde ist belegt. Für die Wirksamkeit steht der hohe Anteil an Flavonoiden, Schleimstoffen, Gerbstoffen und ätherischen Ölen. Die Blüten weisen schweißtreibende, entzündungshemmende, erwärmende und beruhigende Merkmale auf. Bereits bei ersten Erkältungssymptomen können heißer Lindeblütentee oder Fußbäder mit Lindeblüten zur Linderung beitragen. Heißer Lindenblütentee kombiniert mit Holunder,- Kamillenblüten und Pfefferminzblättern soll schweißtreibend wirken.

Zum Sammeln in der Natur eignet sich am besten ein sonniger Vormittag ein bis drei Tage nach der Blütezeit. Zu diesem Zeitpunkt ist der Wirkstoffgehalt der Blüten am höchsten. Lindenblüten zusammen mit den hellen Hochblättern und Blütenstil pflücken. Nicht an verkehrsreichen Plätzen ernten. Die Blüten schonend an einem schattigen und luftigen Ort trocknen, dabei immer wieder wenden. Eventuell im Dörrautomaten bis max. 45 Grad Celsius nachtrocknen. Dunkel, luftdicht und trocken für max. ein Jahr aufbewahren. Zum Sammeln in der Natur gilt immer der Grundsatz: Die Pflanze muss eindeutig bestimmt sein, um eine Verwechslung auszuschließen.

Schon vor 800 Jahren empfahl Hildegard von Bingen Lindenblätter bei müden, angestrengten Augen einzusetzen.

Tipp: Über Nacht auf die Augen legen und mit einer Schlafmaske fixieren.

Bei Insekten sehr beliebt

Die pollenreichen Blüten duften intensiv und locken Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten mit ihrem Blütennektar an. Für ca. 70 Raupenarten dient die Linde als Futtergrundlage. Während die Sommerlinde bereits Mitte bis Ende Juni blüht, beginnt die Winterlinde erst Anfang Juli damit. Gefolgt von der Krimlinde in der zweiten Julihälfte und der Silberlinde von Juli bis August. Die Linde ist eine beliebte Trachtpflanze für Bienen. Es gibt zwei Arten von Honig, die gewonnen werden: Lindenblütenhonig, der aus dem Nektar der Blüten stammt. Und den sogenannten Lindenhonig in dem auch Honigtau enthalten ist, der von Blattläusen aus dem Saft der Linde produziert wird. Diese klebrigen Honigtau-Tröpfchen werden von den Bienen gesammelt.

Tipp: In den Sommermonaten besser nicht unter Lindenbäumen parken. Honigtau vermischt mit Staub und Blütenpollen führt zu einem klebrigen Belag auf Autos, der sich anfangs leicht mit Wasser und Spülmittel entfernen lässt. In Verbindung mit dem Rußtaupilz, der sich vom Honigtau ernährt und leicht daran haftet, kann es bei Sonneneinstrahlung und insbesondere längeren Standzeiten zu Schäden am Lack führen.

Verwendung in Industrie und Kosmetik

Das Holz der Linde ist weich, leicht und elastisch und eignet sich für die Herstellung von Möbeln, Spielzeug und Musikinstrumenten. Die Rinde des Baumes besitzt reichhaltige Bastfasern und wurde für die Herstellung von Körben, Seilen und andere Flechtarbeiten verwendet. Das aus den Samen gewonnene Öl wird in der Kosmetikindustrie in Hautpflegeprodukten eingesetzt.

Kulinarischer Einsatz

Weniger bekannt ist, dass die Blätter und Früchte der Linde auch kulinarisch Verwendung finden. Die Blätter sind geeignet für feine Salate, Smoothies oder wie Spinat zubereitet. Dazu am besten junge, frisch ausgetriebene Blätter sammeln – etwa April bis Juni – solange der Baum noch nicht blüht. Dabei gilt: Schonend ernten, um den Baum nicht zu stark zu schwächen. Nur in kleinen Mengen pro Baum an einer dichten Stelle pflücken und nicht an stark befahrenen Straßen. Die Früchte enthalten wertvolle Fettsäuren und können roh im Salat oder als Lindenkapern eingelegt verzehrt werden. Kurz nach der Blüte sind sie noch weich – v.a. bei der Sommerlinde werden sie mit der Zeit härter. Lindenblüten bereichern Speisen auch als Dekoration.

Rezept-Tipp: Für Lindenkapern werden die Knospen gewaschen und locker in ein sauberes (ausgekochtes) Schraubglas geschichtet. Drei Wacholderbeeren, zwei Nelken, eine kleine Knoblauchzehe, Kräutersalz dazugeben oder Gewürze nach Wahl und mit einer Mischung aus zwei Teilen Apfelessig und einem Teil Wasser übergießen. Eine Woche ziehen lassen. In Soßen und Salaten verwenden.