Hauswirtschaft

21.07.2020

Seide, Leinen, Hanf: Textilien für heiße Sommertage

Die passende Faserauswahl von Textilien ist gerade bei heißen Sommertemperaturen wichtig. Leichte kühlende Stoffe auf der Haut gewährleisten den Feuchtigkeitstransport. Neben den bekannten Stoffen wie Baumwolle, Viskose, Wolle oder Funktionstextilien, erfreuen sich immer mehr vergessene Fasern wie Hanf, Leinen und Seide neuer Beliebtheit.

Seide, Leinen, Hanf: Textilien für heiße SommertageFoto: © igishevamaria - stock.adobe.com

Hanf – alte Pflanze neu entdeckt

Hanf war im 19. Jahrhundert aufgrund der Trageeigenschaften die am weitest verbreitete Faser. Das Garn ist weich, glänzend und wegen der glatten Faser und der Hohlräume  besonders hautfreundlich und temperaturausgleichend. Außerdem weist Hanf trotz der weichen Beschaffenheit eine hohe Festigkeit aus. Hanf kühlt im Sommer und wärmt im Winter, ähnlich wie Seide. Diese Eigenschaft erhält die Faser durch die zahlreichen Lufteinschlüsse. Weitere gute Eigenschaften: Gut färbbar, behält gut die Farbe, nimmt bis zu 30 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit auf, temperaturausgleichend, lange haltbar, formstabiler wie Baumwolle, natürlich antimikrobiell.

Heute haben zahlreiche namhafte Hersteller Hanftextilien wieder im Angebot und stellen je nach Sorte stabilere, gröbere sehr fest Stoffe oder besonders weiche Stoffe, auch für Unterwäsche, her. Einige Hanftextilien-Hersteller sind in der Fair-Wear-Foundation Mitglied bzw. sind Oeko-Tex zertifiziert.

Aufgrund des THC-Gehaltes wurde Hanfanbau ab 1930 in Deutschland verboten. Heute darf in der EU und in der Schweiz nur Nutzhanf mit einem Gehalt von maximal 0,2 Prozent THC und zertifizierte Sorten auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden. Dieser Anbau erfolgt in Absprache mit der Bundesanstalt für Landwirtschaft.  Nutzhanfanbau in der EU unterliegt strengen Bestimmungen und ist in verschiedene Verordnungen genau festgelegt. Für den Anbau stehen derzeit 42 zertifizierte Sorten mit einem THC-Anteil unter 0,2 Prozent – und damit nicht geeignet für die Herstellung von Rauschmitteln – zur Verfügung. Über 50 Prozent der Welternte von Hanf kommt heute aus China. Da der Hanfanbau hier keinem Verbot unterlag, ist dort ein besonders großes Know-how vorhanden.

Für die Landwirtschaft ist Hanf interessant, da er schnell wächst, auf fast allen Böden gedeiht, im Gegensatz zur Baumwolle wenig Wasser benötigt und ohne Pestizide und synthetischen Dünger auskommt. Hanf ist außerdem gentechnisch nicht verändert und wirkt bodenverbessernd.

Leinen – ideale Sommerbekleidung

Leinen bzw. Flachs ist eine der ältesten bekannten Kulturpflanzen und stellt neben Wolle bis ins 18. Jahrhundert die wichtigste Faser dar. Leinen ist langlebig, hochwertig und besitzt wenig Lufteinschlüsse. Die Faser ist sehr glatt, schmutzabweisend, flusenfrei, neutralisiert Gerüche, nimmt bis zu 35 Prozent Feuchtigkeit auf, ist extrem reißfest, strapazierfähig und langlebig. Leinen ist außerdem sehr atmungsaktiv, weshalb es kühlend auf der Haut wirkt und stellt damit die ideale Sommerbekleidung dar.

Leinen ist aus der Textilindustrie verdrängt worden, weil die Produktion aufwendig und durch Laugen umweltschädlich war. Heute gestaltet sich die Aufarbeitung umweltfreundlicher. Je nach Bodenqualität und Klimabedingungen ist die Qualität sehr unterschiedlich. Deutschland und Westeuropa bieten beste Wachstumsbedingungen. Leider wird Flachs in Deutschland kaum mehr angebaut. Hauptanbauländer sind Russland, Ukraine, Weißrussland, Ägypten, Frankreich und Belgien. Auf Pestizide und synthetische Dünger kann verzichtet werden wenn die Bodenqualität stimmt, deshalb eignet sich Flachs gut für den ökologischen Landbau. Die Bezeichnung „kba-Leinen“ oder „kba Flachs“ weist auf kontrolliert ökologischen Anbau hin.

Wegen ihrer stark knitternden Eigenschaft wurde Leinen von der Baumwolle und pflegeleichten Synthetik-Stoffen verdrängt. Heute schätzt man dieses edle und auch teure Material wieder und der „Knitterlook“ ist ein Qualitätsmerkmal der temperaturausgleichenden Faser. Die Haut von Menschen, die Leinenkleidung tragen, kann bis zu drei bis vier Grad niedrigere Temperatur auf der Oberfläche aufweisen. Der natürliche Glanz wird bei Tisch- und Bettwäsche sehr geschätzt. Auch klassische Blazer, Hosen, Röcke und Kleider überzeugen in Bio-Leinen-Qualität. Durch ihre Langlebigkeit zahlt sich der höhere Preis aus.

Leinen benötigt etwas mehr Pflege. Da die Faser recht unelastisch ist, knittert sie leicht und muss, wenn gewünscht, im feuchten Zustand gebügelt werden. Den Wäschetrockner oder Weichspüler verträgt Leinen nicht gut. Ungefärbte Leinen-Textilien sind kochfest und scheuerbeständig. Diese Eigenschaft wird bei Bett- und Tischwäsche sowie Geschirrtüchern geschätzt.

Vorsicht: Leinen nicht mit Leinenoptik oder Halbleinen verwechseln. Bei der Leinenoptik besteht die Faser zu 80 Prozent aus Baumwolle und zu 20 Prozent aus Polyester. Bei Halbleinen sind der Kettfaden aus Baumwolle und der Schussfaden aus Leinen. Das Textilkennzeichnungsetikett gibt über die Fasern Auskunft.

Luxusgut Seide

Bei Seide wird zwischen Wildseide und Seide, die es in unterschiedlichen Qualitäten gibt, unterschieden. Am wertvollsten ist die Haspelseide. Die Gewinnung erfolgt in Zuchtfarmen vom Maulbeerspinner einer Spinnerart. Allerdings ist die Herstellung der Haspelseide sehr aufwendig, da die Faser in einem Stück vom Kokon abgesponnen werden muss und einige hundert Meter lang ist. Nur ein geringer Teil des Seidenkokons ist für die Erzeugung der Haspelseide zu verwenden. Die übrigen Seidenfäden kommen als Bourette- oder Schappeseide in den Handel. Kleidungsstücke aus Haspelseide sind meist nur exklusive Festtagsroben, da die Haspelseide sehr teuer und empfindlich ist.

Wildseide hat eine ungleichmäßige Optik und unterschiedliche Farben, abhängig von der Nahrung der Raupen. Es werden geschlüpfte und somit auch zerstörte Kokons verwendet, die keine durchgängigen Fäden mehr haben. Wildseide hat einen hohen Glanz und ist sehr reißfest aber nicht gut färbbar.

Je nach Webverfahren und Behandlungsmethoden lassen sich unterschiedliche Stoffqualitäten daraus herstellen. Von leichtem Chiffon oder Organza für Blusen bis zu schwerem Brokat. Wegen des geringen Gewichts und der temperaturausgleichenden Eigenschaft wird Wildseide auch zu Bettdecken und Kissen verarbeitet.

Aufgrund ihres Eiweißgehaltes ist jede Seide empfindlich gegenüber Reibung, UV-Strahlung, Hitze, Laugen, Schweiß und Salzen.

Seide ist ein Luxusgut. Der Stoff umschmeichelt den Körper und ist aufgrund seiner Beschaffenheit knitterarm und schmutzabweisend. Auch ist Seide unempfindlich was die Geruchsaufnahme betrifft. Die Faser ist sehr dehnbar, bis auf 15 Prozent ihrer ursprünglichen Länge. Durch die Eiweißstruktur nimmt die Seide bis zu 30 Prozent ihres Gewichtes an Wasser auf und trocknet sehr schnell wieder ab. Dafür ist für die Pflege etwas mehr Aufwand erforderlich. Am besten als Handwäsche oder im Schonprogramm der Maschine. Seide nur mit enzymfreiem Feinwaschmittel waschen, da sonst das Eiweiß der Faser zerstört wird und die Faser bricht.  Nicht schleudern, nasse Seide weder reiben noch auswringen, sondern nur in Handtüchern eingerollt ausdrücken und hängend trocknen. Niemals im Trockner trocknen.

Wäsche richtig reinigen – damit Sie lange Freude haben

Unabhängig davon, welche Materialien Sie bevorzugen – mit der richtigen Pflege haben Sie länger Freude an Ihrer Bekleidung und je länger Sie diese tragen, umso umweltfreundlicher und preiswerter ist es:

  • Beachten Sie immer die Pflegekennzeichnung.
  • Verwenden Sie das passende Waschmittel und beachten Sie die Dosierangaben auf dem Waschmittel.
  • Damit Sie die Textilien beim Waschen nicht beschädigen, schließen Sie Reißverschlüsse und entfernen sie Gürtel.
  • Leeren Sie alle Taschen vor dem Waschen.
  • Drehen Sie empfindliche Wäschestücke auf die linke Seite oder geben Sie diese in ein Wäschesäckchen.
  • Waschen Sie helle, farbige und dunkle Wäschestücke getrennt. Bei farbigen Wäschestücken vor dem ersten Waschen prüfen ob die Farbe nicht „ausläuft“.
  • Behandeln sie Flecken oder stark verschmutzte Stellen mit dem Waschmittel vor.
  • Oberbekleidung zum Trocknen am besten auf einen Bügel hängen. Knopfleisten, Kragen und Ärmel möglichst glattziehen.
  • Empfindliche Textilien wie Pullover gut auswringen bzw. kurz anschleudern, in Form ziehen und liegend trocknen.
  • Nicht in der prallen Sonne trocknen.

Weiterführende Informationen

Unser VSB-Tipp: Nachhaltig schick:Wegweiser umweltfreundliche Kleidung