Hauswirtschaft
08.01.2024
Skimpflation – gleicher Preis, verminderte Qualität
Wenn in Lebensmittelprodukten an Zutaten gespart wird und diese trotz schlechterer Inhaltsstoffe genauso viel kosten, nennt sich das „Skimpflation“. Beispielsweise werden Kartoffelpuffer mit weniger Kartoffeln, aber mehr Wasser hergestellt oder statt Sahne wird Kokosfett verwendet. Finanzielle Effekte lassen sich zwar nicht konkret beziffern, doch Hersteller sichern sich durch solche Rezepturänderungen kräftige Einsparungen.
Was bedeutet „Skimpflation“
Das englische Wort „to skimp“ heißt“ knausern“ oder „einsparen“ und bedeutet nicht, dass versteckt der Preis für ein Produkt steigt, wie bei der „Shrinkflation“, sondern dass die Qualität sinkt. Die Lebensmittelindustrie spart an wertvollen Zutaten: So werden beispielsweise Rahm oder Rapsöl durch günstigere Alternativen, Füllstoffe oder Aromen ersetzt. Die Hersteller sind dabei um keine Ausreden verlegen und berufen sich auf „Neue Rezepturen“ oder es wird sogar eine „Verbesserte Rezeptur“ ausgelobt.
Nicht nur finanzielle, auch gesundheitliche Einbußen
Nicht nur das Portemonnaie der Verbraucher*innen ist betroffen, schlechtere Rezepturen können auch die Gesundheit betreffen, wenn Hersteller zum Beispiel statt Sonnenblumenöl Palmöl verwenden, das mehr gesättigte Fettsäuren und unerwünschte Fettschadstoffe enthält.
Beispiele von Skimpflation (Stand November 2023)
Produkt |
Alte Variante |
Neuer Variante |
Beispiel |
Rügenwalder Mühle Vegetarische Mühlen Würstchen |
• 9 % Eiklar getrocknet |
• 8 % Eiklar getrocknet |
• geringerer Anteil Eiklar • kein Johannisbrotkernmehl mehr enthalten •November 2023 |
Eckes-Granini Group GmbH Granini Verschiedene Säfte Maracuja |
• Fruchtgehalt: 30% Nektar |
• Fruchtgehalt: 24% Fruchtsaftgetränk |
Sorte Maracuja • weniger Maracujasaft und Zitronensaft, stattdessen Citronensäure und Aroma |
Ja! (Rewe) Kartoffelpuffer |
• mit 91 % Kartoffeln |
• mit 79 % Kartoffeln • mit Wasser |
• geringerer Kartoffelanteil • höherer Wasseranteil • Verbraucherbeschwerde Oktober 2023 |
Golden Seafood Alaska-Seelachsfilets Paniert „Müllerin Art“ |
• mit 83 % Alaska-Seelachsfilet |
•mit 79 % Alaska-Seelachsfilet |
• geringerer Anteil Alaska-Seelachsfilet • höherer Wasseranteil • weniger Gewürze • Verbraucherbeschwerde Oktober 2023 |
Quelle: © Verbraucherzentrale Hamburg, 21. September 2023 (www.vzhh.de) – aktualisiert am 20.11.2023
Verbraucherbeschwerden bei Skimpflation sind nicht so häufig wie bei Shrinkflation, denn es ist wesentlich schwieriger diese zu erkennen. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Für Händler und Hersteller ist die Gewinnmarge über reduzierte Packungsinhalte wohl auch deutlich höher.
Wie erkennen Verbraucher*innen Skimpflation?
Es ist schwierig Skimpflation zu erkennen. Verbraucher*innen müssten alte und neue Zutatenlisten miteinander vergleichen, doch kaum jemand kennt die Rezepturen. Es hilft nur, sich gut zu informieren und genau auf die Inhaltsstoffe zu achten, insbesondere dann, wenn das Produkt mit „Neuen Rezepturen“ beworben wird. Wünschenswert wäre hier eine bessere Kennzeichnung von Rezepturänderungen.
Kaum Handhabe gegen Skimpflation
Lebensmittelkontrolleure haben nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten und können nur aktiv eingreifen, wenn Verstöße durch Irreführung und Täuschung offensichtlich werden.
Erhält die Lebensmittelüberwachung Kenntnis von Verbraucher*innen über sinkende Qualität der Produkte, wird diesen Beschwerden auch nachgegangen. Bei Untersuchungen im Labor geht es um eine korrekte Kennzeichnung der Inhaltsstoffe sowie um einen Abgleich der Mengenangaben auf der Packung mit dem tatsächlichen Inhalt.
Skimpflation und Shrinkflation kombiniert – besonders lukrativ für Hersteller
Die Kombination von Skimpflation und Shrinkflation ist für die Hersteller besonders lukrativ, denn so verbessern sie die Gewinnmargen zweimal, durch geringere Füllmengen und schlechtere Qualität der Inhaltsstoffe.
Quellen: