Hauswirtschaft

02.08.2022

Tradition in Bayern: Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt

Ein schon fast vergessener Brauch wird derzeit wiederbelebt: Zum 15. August findet immer häufiger sowohl in der Stadt als auch auf dem Land das Binden von Kräuterbuschen mit anschließender Segnung statt. Die Würzbüschel werden zu Ehren der Gottesmutter Maria am hohen katholischen Feiertag Maria Himmelfahrt, der in großen Teilen Bayerns gefeiert wird, in der Kirche geweiht. Lesen Sie hier, was es mit dieser Tradition auf sich hat.

Tradition in Bayern: Kräuterbuschen zu Maria HimmelfahrtFoto: © alho007 - stock.adobe.com

Der Legende nach fanden die Jünger Jesu bei der Graböffnung Marias keinen Leichnam, sondern Rosenblüten, Lilien und Heilkräuter. Die Ostkirche führte diesen Tag im Jahr 431 ein, die katholische Kirche übernahm ihn dann im 7. Jahrhundert. Heilkräuter wurden schon in vorchristlicher Zeit als Dank und zum Schutz geopfert.

Kräuter als Haus- und Hofapotheke

Viele verschiedene Kräuter ergeben einen farbenprächtigen und würzigen Strauch, der traditionell als Haus- und Hofapotheke Verwendung findet. Aus den Kräutern wurde Tee bei Krankheiten verabreicht, Kräuter unters Tierfutter gemischt oder die Menschen gaben sie bei drohendem Unwetter ins offene Feuer.

Heute dient das Sammeln eher als meditative Tätigkeit, um zur Ruhe zu kommen oder auch in kleinen Gruppen die Gemeinschaft zu spüren.

Die Tradition besagt, dass die Büschel am Morgen des 15. Augustes noch vor Sonnenaufgang aus einer Vielzahl von Kräutern, Blüten, Gräsern und Getreide gebunden werden. Infolge der Klimaveränderung sind heutzutage viele Kräuter Mitte August schon verblüht. Deshalb erfolgt die Sammlung häufig schon früher.

Verschiedene Kräuter je nach Region

Wie viele Pflanzen in einen Buschen gehören, ist von Region zu Region unterschiedlich. Von sieben oder neun bis zu 77 oder gar 99 sind möglich. Meist handelt es sich um eine symbolische Zahl:  Sieben Kräuter stehen für die sieben Schöpfungstage oder die Anzahl ist durch drei – das Symbol der Dreifaltigkeit – teilbar, 12 die Zahl der Apostel usw.

Eines ist in allen Regionen gleich: Im Zentrum als Zeichen der Gottesmutter steht die Königskerze, die an den sonnigsten, wärmsten und trockensten Plätzen zu finden ist. Als Alternative symbolisiert auch eine Rose die Mutter Maria. Welche Pflanzen Verwendung finden unterscheidet sich je nach Region und ist nicht vorgeschrieben. In den persönlichen Kräuterbuschen finden Pflanzen ihren Weg, die in der freien Natur oder im Hausgarten zu finden sind. Jedes Kraut, jede Pflanze hat einen speziellen Duft, eine spezielle Wirkung oder bereichert durch ihre Schönheit das Gebinde. Zu den Frauenheilpflanzen zählen beispielsweise Schafgarbe, Kamille und der Frauenmantel. Beifuß und Lavendel sollen Ungeziefer abwehren, Rosmarin zu gutem Schlaf verhelfen, Getreide symbolisiert das tägliche Brot. Alant, Johanniskraut, Thymian, Arnika, Spitzwegerich, Salbei, Wermut, Goldrute, Baldrian, Eisenkraut und unzählige andere Pflanzen finden Platz im Würzbüschel.

Naturbast hält den fertigen Kräuterbuschen zusammen. Nach der Kräuterweihe trocknet der  Buschen und wird an einem dunklen Ort aufbewahrt, damit Farben und Heilwirkung erhalten bleiben.

Der 15. August ist auch der Beginn des Frauendreißigers – so heißen die 30 Tage von Mariä Himmelfahrt bis 12. September, das Fest Maria Namen. Diese Zeit bezeichnet eine besondere Zeit, um Kräuter zu sammeln, da die Wurzeln und Pflanzen ganz besonders heilkräftig sein sollen.

Umwelt- und Artenschutz beachten

Beachten Sie beim Sammeln der Pflanzen die Vorschriften zu Umwelt und Artenschutz.
Keine geschützten, vom Aussterben bedrohten Pflanzen sammeln – vor allem nicht solche, die auf der Roten Liste stehen. Eine genaue Kenntnis und eindeutige Bestimmung ist notwendig, um Verwechslungen mit ähnlichen, aber giftigen Pflanzen zu vermeiden. Lassen Sie immer genügend Pflanzen stehen und sammeln nur gesunde, einwandfreie Pflanzen/Teile, die Sie brauchen. Einzelnstehende Gewächse nicht pflücken. Niemals in Naturschutzgebieten und bei stark anhaltender Trockenheit sammeln.