Hauswirtschaft

11.06.2019, Materialkunde und Pflegehinweis

Wolle ist nicht gleich Wolle

Wolle ist eines der ältesten Materialen zur Textilfertigung. Dabei ist Wolle nicht gleich Wolle. Wenn wir von „Wolle“ reden, ist im engeren Sinne meist Schurwolle vom Schaf gemeint. Das Material kann aber auch von anderen Tierarten, wie Ziegen, Alpakas, Kamelen, Kaninchen oder vereinzelt von Hunden stammen. Grob lässt sich Wolle in Sommer- oder Winterwolle unterteilen. Die eine ist leicht und angenehm kühl, die andere flauschig und wärmend. Schaut man genauer hin, wird klar, dass jede Wolle ganz bestimmte Eigenschaften mit sich bringt, die Vor- aber auch Nachteile haben.

Wolle ist nicht gleich WolleFoto: © cocoparisienne - Pixabay.com

Was ist eigentlich Schurwolle?

Schurwolle bezeichnet eine reine Naturfaser, direkt aus dem Haar von Schafen. Das bedeutet, dass dieses Produkt neu ist und unmittelbar von einem lebenden Tier stammt. Geschorene Wolle ist also nicht aus Alttextilien oder aus Fellen von alten Tieren, sondern ganz frische Wolle. Das Merino-Schaf liefert übrigens die Wolle, mit der besten Qualität. Durchschnittlich bringt ein Merino-Schaf vier bis fünf Kilo Wolle pro Schur.

Als reine Schurwolle darf nur Wolle bezeichnet werden, die ausschließlich durch die Schafschur von lebendigen Tieren erworben wurde. Sie gilt als Wolle von besonders hoher Qualität.

Weitere Wolle-Arten

Reißwolle bezeichnet ein Recyclingprodukt aus wiederverwendeter Altwolle.

Bei Gerberwolle wird das Fell von geschlachteten Tieren verwendet.

Erstlingswolle oder Lambswool ist die Wolle der ersten Schur eines Schafes.

Die Wolle der zweiten Schur eines Tieres, das unter einem Jahr alt ist, heißt Jährlingswolle.

Sterblingswolle ist das Haar von kranken oder verendeten Tieren und ist von minderer Qualität.

Ein Material mit vielen positiven Eigenschaften

Wolle ist vielseitig anwendbar, kompostierbar, atmungsaktiv, wärmeisolierend, schmutzabweisend, selbstreinigend, antistatisch, antibakteriell und langlebig.

Hauptsächlich aus Eiweiß bestehend, bietet Wolle ein hervorragendes Warmhaltevermögen. Die Fasern sind stark gekräuselt und ermöglichen so die Bildung von Luftpolstern, die sehr gut isolieren.

Wolle nimmt Feuchtigkeit gut auf – sogar in Dampfform. So bleibt die Haut trocken und der Schweiß wird abtransportiert. Außerdem bietet Wolle eine hohe Elastizität. Sie knittert wenig, ist formbeständig und neutralisiert bzw. bindet Gerüche.

Wolle hält extrem warm, ist kuschlig weich, atmungsaktiv und knitterfrei. Nicht ohne Grund ist Wolle unser Lieblingsmaterial im Winter und der dicke Wollpullover der beste Freund im Kleiderschrank. Wolle steckt oft in Pullovern, Hosen,  Mütze oder Mänteln.

Durch Lüften lassen sich Wolltextilien wieder auffrischen. Wollkleidung, die regelmäßig im Freien gelüftet wird, muss nur selten gewaschen werden. Beim Waschen in der Maschine verfilzt Wolle leicht. Sie verträgt keine hohen Temperaturen und ist mottenanfällig.

Fünf Tipps für das Waschen und Trocknen von Wolle


Foto: © caradecabra - Pixabay.com

Das Naturprodukt Wolle hat nicht nur Vorteile, es ist leider auch ein echtes Sensibelchen. Waschen Sie Wolle richtig, damit sie nicht einläuft oder verfilzt.

1. Waschen Sie Ihren Wollpullover so behutsam wie Ihre Haare

Wolle ist in ihrem Aufbau dem menschlichen Haar sehr ähnlich, denn jede einzelne Wollfaser ist von einer feinen Schuppenschicht umschlossen. Wird diese bei der Wäsche nass und starker Reibung ausgesetzt, kann sie aufrauen. Die Schuppenschicht der einzelnen Fasern verhakt sich ineinander und verfilzt. Kommen dazu noch hohe Temperaturen in der Waschmaschine, verliert die Wolle beim Waschen gegebenenfalls ihre Form und läuft ein.

2. Achten Sie auf den richtigen Waschgang

Vorausgesetzt, auf dem Pflegeetikett steht nichts anderes, waschen Sie Wollpullover, Wollmützen & Co. am besten in der Waschmaschine. Als Programme eignen sich "Wollwäsche" oder "Handwäsche". Beide Waschgänge arbeiten sehr schonend, ohne viel Bewegung der Waschmaschinentrommel, was das Aufrauen der Fasern verhindert. In der Waschmaschine schleudern sollten Sie Kleidung aus Wolle aus dem gleichen Grund so wenig bzw. so kurz wie möglich. Die Waschtemperatur in der Maschine darf 30 Grad auf keinen Fall überschreiten – am besten waschen Sie Wolle kalt.

3. Vorsicht bei der Handwäsche

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, Handwäsche sei beim Wolle waschen das Beste, kann auch hier viel schiefgehen: Oft wird die Wolle heißer gewaschen als in der Maschine und durch starkes Rubbeln, Kneten oder Wringen zu stark beansprucht. Die Folge: Sie verfilzt oder läuft ein. Wer seine Wollkleidung trotzdem lieber per Hand wäscht, weicht diese zunächst in lauwarmem Wasser richtig ein und spült sie anschließend unter fließendem, lauwarmem Wasser aus und zieht sie anschließend wieder vorsichtig in Form. Tipp: Heller Essig im Spülwasser gilt als Hausmittel, um die Farbe der Wolle aufzufrischen.

4. Verwenden Sie das richtige Waschmittel

Ohne das richtige Waschmittel läuft bei der Pflege von Wolle gar nichts. Milde Wollwaschmittel aber auch Shampoos z.B. für Babys, haben einen neutralen pH-Wert, erhalten die Struktur der Wollfasern und schützen so vor Verfilzen und Formverlust. Voll- und Color-Waschmittel sowie Weichspüler dagegen sind für robustere Textilien und höhere Waschtemperaturen entwickelt worden und eigenen sich nicht für das Waschen von Wolle. Schlimmstenfalls können sie die Eiweißmoleküle der sensiblen Wollfasern aufspalten und zerstören. Tipp: Wer seiner Woll-Kleidung eine Extraportion Pflege verpassen will, greift hin und wieder zu speziellen Wollspülungen mit natürlichem Wollwachs (Lanolin), denn diese wirken, wie auch Wollwaschmittel, rückfettend.

5. Trocknen Sie Wollteile immer liegend

Wolle saugt sich beim Waschen per Hand oder in der Waschmaschine stark mit Wasser voll und wird schwer. Wollkleidung sollten Sie deshalb nicht wie andere Wäsche hängend trocknen, denn so kann sie ihre Form verlieren, sich verziehen oder ausleiern. Breiten Sie das Kleidungsstück lieber erst auf einem großen Handtuch aus und rollen es zusammen. Das Handtuch saugt das überschüssige Wasser in der Wäsche auf. Anschließend breiten Sie das Kleidungsstück liegend auf einem Wäscheständer aus und trocknen es.