Umwelt
06.10.2025
Ätherische Öle: Vielseitig, aber mit Vorsicht genießen
Ätherische Öle sind wohlriechende Pflanzenextrakte, die in zahlreichen Produkten und Anwendungen präsent sind: Ob als Raumduft in Duftlampen, als Bestandteil von Kosmetik und Parfum, als medizinischer Wirkstoff oder zum Aromatisieren von Lebensmitteln – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Konsumenten schätzen den natürlichen Ursprung und verbinden ätherische Öle mit Wohlbefinden und Gesundheit. Doch die Konzentrate sind oft alles andere als harmlos und es ist ratsam, die Gefahrenstoffkennzeichnung ernst zu nehmen.
© Floydine - stock.adobe.comWas sind ätherische Öle?
Bei ätherischen Ölen handelt es sich um komplexe Gemische aus flüchtigen, aromatischen Verbindungen – beispielsweise Terpene, Phenole oder Ester. Diese Stoffe verdampfen leicht und besitzen als Gase in der Luft einen charakteristischen Geruch. Die Pflanzen produzieren diese Substanzen beispielsweise zur Abwehr von Schädlingen und zum Anlocken von Bestäubern. Gewonnen werden ätherische Öle aus einer großen Menge Blättern, Blüten, Wurzeln oder Rinde. Destillation, mechanische Kaltpressung (v.a. bei Citrusfrüchten) oder Extraktion mit Alkohol oder Fetten löst den Wirkstoff in konzentrierter Form aus der Pflanze. Anders als ihr Name vermuten lässt, enthalten sie keine Fette, sondern verdampfen schnell und rückstandsfrei (Spektrum).
Wirkung auf Körper und Psyche
Die Duftstoffe wirken direkt auf das limbische System unseres Gehirns, beeinflussen Emotionen und Erinnerungen und können Stress reduzieren, die Stimmung heben oder beim Einschlafen helfen – ein Prinzip, das sich die Aromatherapie zunutze macht. Lavendelöl wird zum Beispiel gern zur Förderung der Schlafruhe verwendet, während Zitronenduft belebend und konzentrationsfördernd wirkt. Studien bestätigen zudem antibakterielle und pilzhemmende Eigenschaften einiger Öle, etwa von Teebaumöl oder Thymian, wobei die Wirkung dosis- und anwendungsabhängig ist (Thieme). Diese positiven Effekte rechtfertigen jedoch keinen leichtfertigen Umgang.
Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen: Gesundheit
Natürlicher Ursprung bedeutet keineswegs Unbedenklichkeit. Ätherische Öle sind Pflanzenextrakte, die in dieser hohen Konzentration nicht in der Natur vorkommen. Das ist vergleichbar mit Medikamenten, die häufig Wirkstoffe aus der Natur nachahmen und in konzentrierter Form starke Wirkungen entfalten. Allerdings sind ätherische Öle in Reinform frei verkäuflich und von jedem anwendbar.
Ätherische Öle wirken toxisch auf das zentrale Nervensystem, die Atemwege und die Nieren. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern kann schon eine kleine Menge im Mund-Nasen-Rachenraum zu lebensbedrohlichen Atemwegsproblemen führen. Schleimhautreizungen, Erbrechen, Bewegungsstörungen sind weitere mögliche Komplikationen, auch bei Fehlanwendungen oder Überdosierungen im Erwachsenenalter. Einige Öle wie Kampfer, Eukalyptus und Pfefferminz (Menthol) sind besonders wirksam, sollten aber besonders vorsichtig verwendet werden. Auch Teebaum- und Zitrusöle sind alles andere als bedenkenlos. Einige Öle wie Orangenöl lösen in Verbindung mit Sonnenlicht phototoxische Reaktionen aus (BAG) – eine Art Vergiftung der Hautzellen, die Verbrennungen oder Bläschen wie bei einem schweren Sonnenbrand verursachen können.
Umweltrisiken: Vorsicht bei selbst hergestellten Reinigungsmitteln
Ätherische Öle werden häufig als natürliche Aroma- und Pflegestoffe beworben. Ihr Einsatz birgt jedoch erhebliche Umweltgefahren. Einige Substanzen, etwa D-Limonen aus Zitrusschalen, sind als aquatisch toxisch eingestuft und können Mikroorganismen wie auch höhere Wasserorganismen schädigen. Entsprechend sind gerade Zitrusöle (Europäische Kommission), aber auch Kiefern- oder Eukalyptusöle in Gewässern problematisch, wenn sie in relevanten Konzentrationen ins Abwasser gelangen. Im Internet existieren beispielsweise viele Rezepte für selbst hergestellte – angeblich umweltfreundliche – Reinigungsmittel aus Orangenschalen. Das Orangenöl aus der Schale ist aber alles andere als harmlos und müsste eigentlich mit dem Gefahrstoffsymbol „Umwelt“, also giftig für Wasserorganismen, gekennzeichnet sein.
Gefahrstoffkennzeichnung ernst nehmen
Da ätherische Öle rechtlich als Chemikalien gelten, müssen sie mit Gefahrensymbolen gekennzeichnet werden. Diese sollten ernst genommen werden. Das internationale GHS-Piktogramm „Umwelt“ (Fisch und Baum) bedeutet ‚giftig für Wasserorganismen‘, das Ausrufezeichen warnt vor Reizwirkungen, und die Flamme kennzeichnet Entflammbarkeit. Solche Kennzeichnungen geben wichtige Hinweise für Lagerung, Umgang und Entsorgung. Beim Gebrauch im Haushalt bedeutet das konkret: Abstand zu offenen Flammen halten, unverdünnte Flüssigkeiten kindersicher verwahren und Hautkontakt vermeiden. Genau wie andere Haushaltschemikalien gehören Reste ätherischer Öle nicht in den Ausguss, sondern in die kommunale Schadstoff-/ Problemmüllsammlung.
Duftstoffe in der Umwelt: Ein unterschätztes Problem
Ätherische Öle enthalten zahlreiche Duftstoffe, darunter Terpene wie, Linalool oder Citral oder bereits erwähnte D-Limonen, die gezielt für Reinigungsmittel, Kosmetik und Aromaöle genutzt werden. Diese Substanzen gelangen in großen Mengen über das Abwasser aus Haushalten und Industrie in Kläranlagen. Wissenschaftliche Studien des Umweltbundesamtes dokumentieren, dass D-Limonen, Linalool und andere Duftstoffe in den Abläufen von Klärwerken nachgewiesen wurden und so häufig in Flüsse und Seen geraten. Besonders problematisch ist, dass manche dieser Verbindungen schwer abbaubar sind und sich in Organismen anreichern können. Weitere Informationen erhalten Interessierte im VSB-Tipp Duftstoffe.
Darauf sollten Verbraucher*innen beim Umgang mit Ätherischen Ölen achten:
- Ätherische Öle nur in verdünnter Form anwenden.
- Für Kinder, Schwangere und Allergiker möglichst nur speziell formulierte Produkte verwenden und ärztlichen Rat einholen.
- Vorsicht bei Sonnenexposition. Einige ätherische Öle wirken phototoxisch, erhöhen also die Lichtempfindlichkeit der Haut.
- Ölreste gehören nie in den Abfluss. Geben Sie ätherische Öle beim Sondermüll- bzw. der Problemmüllsammlung ab. Kleine Mengen können mit einem Küchentuch aufgesaugt und über den Restmüll entsorgt werden.
Weiterführende Informationen:
Umweltbundesamt: Duftstoffe – chemische Begleiter des Alltags
Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zur Anwendung Ätherischer Öle
