Umwelt

10.12.2019

E-Books – umweltfreundliche Alternative zum Papierbuch?

Bei der Nutzung von E-Books erübrigen sich Fahrten zur Bibliothek oder Buchhandlung. Elektronische Bücher transportiert der Leser in beliebiger Menge ohne Massenzuwachs auf Reisen. Bei Nacht und mit schlechten Augen sind sie komfortabel zu lesen. Sie verbrauchen kein Papier und erwecken dadurch den Eindruck von Nachhaltigkeit. Wie umweltfreundlich sind E-Books aber wirklich und sind sie eine nachhaltige Alternative zum gedruckten Buch? Wir geben Ihnen Informationen und Tipps.

E-Books – umweltfreundliche Alternative zum Papierbuch?Foto: © Perfecto Capucine - Pexels.com

E-Books sind nach wie vor beliebt:  Von den 83 Prozent Deutschen, die Bücher lesen, lesen bereits mindestens 22 Prozent elektronisch (Bitkom 2019). Während die Entwicklung des Buches 60 Jahrhunderte dauerte, wurden E-Books in 43 Jahren entwickelt. Bereits 1971, noch 20 Jahre vor der Entwicklung des World Wide Webs, erschien das erste elektronische Buch: Eine digitalisierte Form der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, damals noch einfach gehalten. E-Books erscheinen gegenwärtig meistens auch in gedruckter Form.

E-Books können auf verschiedenen Ausgabegeräten gelesen werden: Nach Angaben von Bitkom werden am häufigsten E-Book-Reader verwendet (77 Prozent der Nutzer), gefolgt von Smartphone (50 Prozent), Tablet (38 Prozent) und Laptop (23 Prozent). 

Ressourcenverbrauch

Gedruckte Bücher erfordern zur Papierherstellung Holz, Energie und Wasser sowie Druckerfarben. Doch auch die scheinbar entmaterialisierte Welt der E-Books verbraucht viele Ressourcen. Die Produktion von Lesegeräten erfordert unterschiedlichste Materialien von Kunststoffen bis zu den Metallen der Seltenen Erden. Darunter finden sich kritische Rohstoffe wie Seltene Erden, die nur begrenzt vorhanden sind und aus Konfliktregionen stammen können. Der Rohstoffabbau erfolgt häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen und unter erheblichen Belastungen der Umwelt. 

Das Internet ist der drittgrößte Stromverbraucher. Auch das Herunterladen von elektronischen Büchern trägt zum Energieverbrauch bei, wenngleich der anteilige Energieaufwand und der Stromverbrauch beim Lesen vergleichsweise gering sind. Der Leser von E-Books ist abhängig von der Stromversorgung und einer Internet-Verbindung.

CO2-Bilanz

Die CO2-Bilanz hängt sowohl von der Produktion der Lesegeräte als auch von dem Nutzer ab. Ein E-Book-Reader verbraucht in seiner Herstellung circa 24 kg CO2-Äquivalente, ein auf Recyclingpapier gedrucktes Buch hingegen nur ein Kilogramm. Damit ist die Nutzung eines E-Book-Readers erst nachhaltig, wenn Sie 25 Bücher im Jahr lesen. Zusätzlich sind die Emissionen während der Nutzung der Geräte zu berücksichtigen: Hier kommt es auf die Herkunft des Stroms an. Eine Kilowattstunde Strom im deutschen Strommix verursacht laut Umweltbundesamt 474 Gramm CO2. 

Durch den Bezug von Ökostrom und die Nutzung stromsparender Geräte lassen sich die Emissionen mindern. Beispielsweise verbrauchen moderne Geräte mit E-Ink-Displays (elektronische Tinte) wenig Strom und können bei Einsatz hochwertiger Lithium-Ionen-Akkus bis zu 14 Tage bis zum nächsten Ladevorgang halten. Geräte mit LCD-Farbdisplay haben einen höheren Strombedarf. 

Reparatur oder Neukauf? 

Defekte, nicht mehr nutzbare Geräte sind fachgerecht zu entsorgen, um einen möglichst hohen Rohstoffanteil zu recyceln. Vorher lohnt es sich zu prüfen, ob eine Reparatur möglich ist. Das Display ist am häufigsten kaputt, wie bei Smartphones auch. Es ist in der Regel gut reparabel, in Eigenregie oder durch einen Fachmann. Je neuer das Gerät ist, desto lohnender ist eine Reparatur. Es empfiehlt sich, sich vor einer Reparatur mehrere Meinungen einzuholen. Der  Vorteil: Die Daten bleiben erhalten. Nachteil: Die Reparatur ist gegebenenfalls teurer als ein Neukauf. 

Auswirkung auf die Gesundheit

E-Books verändern das Leseverhalten im Vergleich zu gedruckten Büchern: Die Möglichkeit, bei Dämmerung und in Dunkelheit noch zu lesen, spricht für das E-Book. Die Möglichkeit, die Schriftgröße an die individuelle Sehfähigkeit anzupassen, ist ein weiterer Vorteil.

Für die Augen ist das Lesen eines digitalen Buches mit E-Book-Reader unbedenklich, da dessen Bildschirm nach anderen Prinzipien funktioniert als Tablet, Smartphone und Co. E-Book-Reader haben einen hohen Kontrast und gegebenenfalls eine Hintergrundbeleuchtung, wodurch das Licht wie bei normalem Papier reflektiert und nicht blendet. Neben LCD ist E-Ink, elektronische Tinte, eine attraktive Alternative: In Form von unzähligen Mikrokapseln, die im Display enthalten sind, entstehen die Schriftzeichen und ordnen sich nach jedem „Umblättern“ neu. Auf diese Weise verbinden sich die Eigenschaften von herkömmlichem Papier mit denen des  elektronischen Displays. So ist ermüdungsfreies Lesen möglich. Tablet, Smartphone und Computermonitor sind als E-Book-Reader ungeeignet, da sie mit Flüssigkristallanzeige (LCD) funktionieren und nicht für langes Lesen hergestellt wurden.

Wann ist das Lesen von  E-Books ökologisch sinnvoll?

Unterwegs in Bus, Bahn, Wartezimmer oder Schwimmbad bietet ein E-Book Vorteile: Ein Reader ist handlich, wiegt nur etwa 180 Gramm und bietet eine Kapazität für bis zu 2000 elektronischen Büchern. Um so viele Papierbücher zu transportieren, müsste man einen Kleinlaster einsetzen. Neben den Vorteilen des geringen Gewichts und der hohen Platzeinsparung  sind Neuerscheinungen als E-Book wesentlich schneller verfügbar als gedruckte Bücher. Ökologisch sinnvoll ist die elektronische Literatur für Vielleser oder Personen, die mehrere Bücher parallel lesen. Für Personen, die wenig lesen und E-Books gerne nutzen möchten, sind Smartphone, Tablet und Laptop aus ökologischer Sicht geeignet, denn sie ersparen die Anschaffung eines zusätzlichen Lesegerätes. 

Letztendlich entscheiden die Lesegewohnheiten, ob ein E-Book nachhaltiger ist als ein herkömmliches Buch. Empfehlenswert sind E-Books für Personen, die mindestens 10 Bücher pro Jahr lesen und den Reader mindestens drei Jahre nutzen (Öko-Institut).

Wer wenig liest, greift nach wie vor besser zum Papierbuch, möglichst auf  Recyclingpapier gedruckt. Je öfter ein gedrucktes Buch gelesen wird, desto besser für die Umwelt. Nutzen Sie die Möglichkeit, Bücher auszuleihen, gebraucht zu kaufen oder im Freundeskreis zu teilen. 

Tipps zu E-Books:        

  • Überlegen Sie, wie viele  Bücher Sie im  Jahr lesen und ob Sie E-Books nutzen möchten.
  • Teilen Sie Lesegeräte mit anderen Lesern, zum Beispiel in der Familie.
  • Beziehen Sie Ökostrom.
  • Verwenden Sie Ihr Gerät möglichst lange.
  •  Prüfen Sie die Notwendigkeit einer Neuanschaffung und nutzen Sie Reparaturmöglichkeiten bzw. Angebote gebrauchter Geräte.
  • Achten Sie bei einer Neuanschaffung auf langlebige Konstruktion des Gerätes und austauschbare, hochwertige Akkus. 
  • Achten Sie auf die Eignung Ihres Gerätes für eine Vielzahl gängiger E-Book-Dateiformate, um nicht von einem einzelnen Buchhändler mit spezifischem Dateiformat abhängig zu sein. 
  • Entsorgen Sie defekte, nicht reparable Geräte sachgerecht. 

 

Quellen und weiterführende Infos:

Bitkom: Kein Wachstum im E-Book-Markt 

Öko-Institut: E-Book-Reader 

Klimaschutz-Einkaufshilfe: E-Book-Reader 

Quarks: Sind E-Book-Reader umweltfreundlicher als Bücher? 

E-Book-Reader vs. klassisches Buch

Statistiken zu E-Books 

Stiftung Warentest: E-Book und E-Book-Reader 

Utopia: Elektronische Bücher