Umwelt

25.02.2019, Treibhausgase durch Digitalisierung

Fasten für die Umwelt

Digitalisierung verspricht auf den ersten Blick Entmaterialisierung. Clouds hören sich schön und sauber an. Dabei ist schon der Versand von E-Mails ein oft unterschätzter Verursacher von Treibhausgasen. Eine E-Mail ohne Anhang verursacht bereits etwa 10 Gramm Kohlenstoffdioxid, welches der Klimabilanz einer Plastiktüte entspricht. Die CO2-Kosten einer E-Mail mit einem 1-MB-Anhang betragen laut Agence de l'Environnement et de la Maîtrise de l'Energie (ADEME zit. nach Arte TV) 19 Gramm CO2. Was bedeutet das für die Umwelt und wie kommunizieren Verbraucherinnen und Verbraucher möglichst nachhaltig? Wir geben Tipps um digital zu entschlacken.

Fasten für die UmweltFoto: © kaboompix - Pixabay.com

Das Internet als drittgrößter Stromverbraucher

Der Aufbau digitaler Infrastrukturen und deren Betrieb führen zu einem stetig steigenden Energie- und Ressourcenverbrauch. Inzwischen wäre das Internet – als Land betrachtet –  weltweit der drittgrößte Stromverbraucher, hinter den USA und China. Schon 2015 ermittelte eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) in Deutschland eine Steigerung des Energiebedarfs der Rechenzentren einschließlich der Server-, Speicher- und Netzwerktechnik sowie wesentlicher Infrastruktursysteme seit 2010 um 15 Prozent auf 12 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr (BMWi).

Laut einer Studie von Cisco, weltweiter Marktführer in den Bereichen IT und Netzwerk, hat sich der weltweite Datenverkehr von 100 Gigabyte am Tag im Jahr 1992 zu 46.600 Gigabyte je Sekunde im Jahr 2017 entwickelt und beträgt 2022 voraussichtlich 150.700 Gigabyte je Sekunde. Die Menge der gespeicherten Daten verdoppelt sich alle zwei Jahre. In einer Stunde versenden Internetnutzer mehr als zwölf Milliarden E-Mails.

Laut Cisco wurde schon 2017 mehr als die Hälfte des weltweiten Datenverkehrs über mobile Geräte und W-LAN übertragen. Der von PCs erzeugte Verkehr steigt mit einer jährlichen Wachstumsrate von zehn Prozent, hingegen beträgt die Steigerungsrate beim Streamen mit Fernsehgeräten 18 Prozent, bei Tablets 74 Prozent und bei Smartphones 64 Prozent (Cisco).

Wie umweltschädlich ist unser täglicher E-Mail-Verkehr?

Tägliche Aktionen wie das Versenden von E-Mails, das Surfen im Internet, das Verwenden von Suchmaschinen oder das Speichern von Daten sind ein echter Kostenfaktor für die Umwelt. Die französische Fernsehanstalt France Televisions hat berechnet, dass ein(e) Angestellte(r) im Durchschnitt 33 Mails pro Tag versendet und 55 empfängt. Bei einem Nachrichtenwechsel dieses Umfangs entstehen so viele Treibhausgase, wie während einer 11 km langen Autofahrt. Dazu kommen noch etwa 12 Liter Wasser, welche die Server, die die Daten speichern, kühlen.

In den Rechenzentren dieser Welt stehen 45 Milliarden Server, die für das Hochfahren und Kühlen viel Energie verbrauchen, man spricht hier von ruhender Verschmutzung. Jede in einem Postfach gespeicherte E-Mail treibt unterbrechungslos viele Server an. Für Nutzer ist dabei nicht ersichtlich, wie viel Strom und Wasser sie durch das Abspeichern von E-Mails oder online gespeicherter Daten in global verteilten Rechenzentren verbrauchen.

E-Mails: Löschen ist besser als lange speichern

Um möglichst wenige Treibhausgase durch den elektronischen Informationsaustausch zu erzeugen, ist es ratsam, E-Mails regelmäßig zu löschen. Auch die Zahl der Empfänger(innen) zu reduzieren, Fotos in niedriger Auflösung anzuhängen, den Papierkorb immer wieder zu leeren und Spamfilter gegen unerwünschte Werbung einzurichten, hilft dabei, Emissionen zu sparen.

Lust auf Diät? Dann gerne digital!

Oftmals geht es allein um die Veränderung von Gewohnheiten, um Daten zu sparen und damit gleichzeitig Zeit zu gewinnen. Sie wollen digital entschlacken? Wir haben ein paar Tipps für den privaten Umgang mit Handy, Mails & Co.:

  • Gönnen Sie sich handy- und computerfreie Zonen oder Zeiten.
  • Quantifizieren Sie Ihren Gebrauch. Führen Sie z.B. eine Art Tagebuch darüber, wie oft Sie tagsüber z.B. zum Handy greifen um etwas zu überprüfen, Mails zu checken etc. Prüfen Sie in einem weiteren Schritt für sich, ob das wirklich notwendig ist.
  • Private Mails checken – aber nur einmal am Tag.
  • Offline in den Tag starten. Nicht vom Handy wecken lassen, nicht als erstes Mails/Facebook/Instagram checken.
  • Wecker und Armbanduhr benutzen, um weniger häufig auf das Smartphone zu sehen.
  • Tragbare digitale Geräte, TV und Smartphones im Schlafzimmer auf dem Nachttisch vermeiden und keine Mails im Bett checken.
  • Manchmal ganz bewusst das Smartphone zu Hause lassen bzw. für einen Zeitraum auf Pause oder ausschalten.
  • Schalten Sie immer wieder ganz gezielt mobile Daten oder W-LAN aus.
  • Push-Mitteilungen ausschalten.

 

Quellen und weiterführende Infos: