Umwelt

08.02.2024

Fasten für die Umwelt – fünf kreative Fastenideen

Ob Kaffee, Zucker oder Rauchen - in der Fastenzeit versuchen viele Menschen, liebgewonne Gewohnheiten abzulegen. Aber Fasten bedeutet nicht nur Verzicht, sondern hilft auch dabei, eingefahrene Verhaltensweisen aufzubrechen, und regt dazu an, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Fasten für die Nachhaltigkeit kann Impulse für dauerhafte Verhaltensänderungen geben. Neben dem eigenen guten Gefühl profitiert damit auch die Umwelt. Wir liefern fünf kreative Fasten-Ideen. 

Fasten für die Umwelt – fünf kreative Fastenideen© Tierney - stock.adobe.com
Fastenzeit als Chance für Verhaltensumstellungen

Mit Datenfasten entschleunigen und Freiräume schaffen

Smartphone, Tablet oder Fernsehen beiseitezulegen, entschleunigt den Alltag und schafft persönliche Freiräume. Damit einher geht aber auch die Reduzierung gesendeter, gespeicherter und empfangener Daten. Davon profitiert die Umwelt. Mails, Streamingdienste, Messenger-Nachrichten oder Videokonferenzen produzieren Unmengen an Daten, die auf zahlreichen Servern gespeichert bzw. durch die digitale Infrastruktur geschickt werden. Diese benötigen für den Betrieb und die Kühlung enorme Mengen an Strom.

Datenfasten im engeren Sinn meint einen bewussteren Umgang mit der Datenmenge, die wir täglich speichern, versenden oder empfangen. Denn anders als noch vor wenigen Jahren, speichern Verbraucher*innen viele Daten mittlerweile in einer Cloud, also auf einem externen Server, der 365 Tage im Jahr Strom verbraucht. Es lohnt sich, digital zu entmüllen und (Spam)Mails, Fotos, Apps oder uralte WhatsApp-Chats zu löschen. So schafft beispielsweise jede gelöschte Mail auf dem Server eines Web-Mailanbieters Speicherplatz und verhindert, dass noch mehr Server ans Netz gehen.

Neben aktivem Löschen gelingt das Datenfasten mit kleinen Verhaltensänderungen im Alltag. Bevorzugen Sie reine Textnachrichten in Messengern oder im Arbeitsalltag. Sie verursachen wesentlich weniger Datenmengen als Bilder oder Videos. Schalten Sie beim Videocall die Kamera aus oder versuchen Sie in der Fastenzeit keine Fotos in sozialen Medien zu posten. Auch das spart Daten und damit Strom (Digitale Nachhaltigkeit im Büro). Fernsehen verursacht weniger CO2 als streamen und ein E-Book-Reader lohnt sich für die Umwelt erst bei mindestens 10 gelesenen Büchern pro Jahr. Nähere Informationen zur digitalen Nachhaltigkeit finden Sie hier.

Mit Autofasten CO2 sparen und sich fit halten

Wie wäre ein Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel? Das spart CO2 und hält Körper und Geist fit. Wer es schafft, 40 Tage den Alltag und das Berufsleben komplett mit Fahrrad, Bus, Bahn oder zu Fuß zu bewältigen, kann stolz auf sich sein.

Oft braucht es eine Anfangsmotivation, um den Einstieg zu finden. Fahrpläne zu lesen, das Fahrrad zu reparieren oder mit Verspätungen zurecht zu kommen, ist oft eine Herausforderung, die Verbraucher*innen im stressigen Alltag scheuen. Optimal hierfür ist eine selbst auferlegte 7-Wochen-Challenge. Gelingt der Einstieg, ist es einfacher, auch nach der Fastenzeit das Auto öfter stehen zu lassen.

Deutschland verfehlt im Verkehrssektor die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetz erheblich. 2022 verursachte der Verkehr 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente und lag damit neun Millionen Tonnen über dem Sektorziel. Seit 2005 stagnieren die Zahlen mehr oder weniger in diesem Bereich. Dabei sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 fast halbiert werden (Ziel: 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) (Umweltbundesamt). Der größte Hebel ist das Auto. Es macht 88 Prozent des motorisierten Personenverkehrs aus (Destatis). Die Fastenzeit ist ein guter Einstieg, die eigene Bequemlichkeit zu hinterfragen. Schon kleine Wege zu Fuß, statt mit dem Auto zu erledigen, spart viel CO2 ein.

Verpackungsfasten – Verursacher entlarven und vermeiden

Deutschland ist trauriger Europameister bei der Menge an Verpackungsmüll. Insgesamt fielen hierzulande im Jahr 2021 rund 19,7 Tonnen Verpackungsmüll an – auf jeden Bundesbürger kamen demnach durchschnittlich 237 Kilogramm und damit 50 Kilogramm mehr als im EU-Durchschnitt (189 Kilogramm) (Destatis). Es muss dringend weniger werden. Trotz staatlicher Gesetze (z.B. Flaschen- und Dosenpfand), gelingt Verpackungseinsparung kaum nebenbei. Verpackungsfasten erfordert Willen und Mühe. Gut gelingt es, wenn Verbraucher*innen die größten Verursacher im eigenen Haushalt entlarven und als ersten Schritt zukünftig vermeiden. Sind es beispielsweise die Getränkekartons im gelben Sack? Milch und Saft im Mehrwegglas reduzieren den Umfang an Verpackungsmüll im eigenen Haushalt dann erheblich.

Verpackungsarmes Einkaufen erfordert etwas Planung. Behälter für Käse und Wurstwaren müssen vor dem Einkauf mitgenommen werden. Der Gang in den Unverpacktladen erfordert ebenso eigene Behältnisse.

Der Einstieg gelingt auch einfacher, wenn Sie mit einem bestimmten Bereich beginnen. Nehmen Sie sich beispielsweise nur das Badezimmer vor. Von der festen Bodylotion über Haarseife und Bambuszahnbürste ist hier vieles ohne Qualitätseinbußen ersetzbar. Es bietet auch die Chance, Neues kennenzulernen.

Weitere Anregungen finden Sie bei der Deutschen Umwelthilfe.

Durch (Online)Shopping-Fasten Verpackungsmaterial und bares Geld sparen

Der Konsum in Deutschland ist nach wie vor zu hoch. Nach dem Modell des „Erderschöpfungstages“ hatte Deutschland im Jahr 2023 bereits am 4. Mai die Ressourcen verbraucht, die unser Ökosystem regenerieren kann (Global Overshoot Day). Die Folgen des Überkonsums sind in Form von globalen Müllproblemen und Klimawandel überall spürbar.

Gerade die Fastenzeit bietet die Chance, den eigenen Lebensstil zu überdenken und für eine Konsumpause zu nutzen. Überlegen Sie, worauf Sie gut verzichten können und was Sie wirklich brauchen. Oft lässt der Wunsch nach etwas „Neuem“ auch nach, wenn zwischen dem Willen und dem tatsächlichen Kauf ein paar Tage Bedenkzeit liegen.

Online-Shopper können die 40 Tage Fastenzeit dazu nutzen, auf den Interneteinkauf zu verzichten. Das spart, neben dem Produkt selbst, auch jede Menge Verpackungsmaterial ein. Bleibt dadurch mehr Geld auf dem Konto, ist das eine zusätzliche Belohnung. Vielleicht möchten Sie das eingesparte Geld sogar für ökologische oder soziale Zwecke spenden und tun damit doppelt Gutes. 

Klimafasten: eigene Emissionen ermitteln und Einsparmöglichkeiten erkennen

Wer das „Große Ganze“ im Blick hat, ist beim Klimafasten an der richtigen Stelle. In fast allen Lebensbereichen verbrauchen wir zu viele Ressourcen und verursachen Treibhausgase. Entlarven Sie mit Hilfe eines CO2-Rechners die eigenen Emissionen und Einsparmöglichkeiten – dann fällt der Einstieg leichter. Schon der Umstieg auf überwiegend pflanzenbasierte Ernährung oder der Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter, spart viel CO2 ein. Sehr hilfreich beim Klimafasten ist die Gemeinschaft mit anderen Mitstreitern. Das Portal Klima.fit bringt Klimainteressierte einer Region in örtlichen VHS-Kursen zusammen. So fallen die Vernetzung und das Durchhalten leichter.

Weitere Tipps und Initiativen

Unter Klimafasten.de finden sich für jede der sieben Fastenwochen unter einem anderen Motto Anregungen für den Alltag. Besuchen Sie auch gerne die Online-Vorträge des Verbraucherservice Bayern im KDFB e.V. und holen sich Anregungen für den Einstieg in ein nachhaltigeres Leben.

Die Fastenzeit ist eine wertvolle Zeit, um bewusster zu leben, die eigene Bequemlichkeit zu überdenken und nachhaltigere Lebensgewohnheiten zu entwickeln.

Weiterführende Informationen

VSB:Treibhausgase durch Digitalisierung – Fasten für die Umwelt

VSB: Nachhaltig online- trägt Digitalisierung zum Klimaschutz bei?

Umweltbundesamt: CO2-Rechner

#moinzukunft: 5 Klima-Apps für deinen Alltag