Umwelt

14.05.2024

Gärten an den Klimawandel anpassen

Längst ist der Klimawandel auch in den Hausgärten und Kleingartenanlagen angekommen und beeinflusst unsere Umwelt merklich. Verbraucher*innen achten immer mehr darauf, ihre Gärten an das sich wandelnde Klima anzupassen. Hitzestress macht nicht nur den Menschen, sondern auch Tieren und Pflanzen zu schaffen. Dabei leisten Gärten einen wichtigen Beitrag als Wasser- und Kohlenstoffspeicher, als Hitzeschutz und Rückzugsort für Insekten, Vögel und viele weitere Tiere. Intakte Gärten erweisen sich auch als attraktive Lebensräume sowie als ökologisch wertvolle Biotope. Sie bilden eine wichtige Ausgleichsfläche durch unversiegelte Böden und Bäume, die Schatten spenden. Welche Maßnahmen im Garten helfen, den Herausforderungen durch die Klimaveränderung zu begegnen, erfahren Sie hier.

Gärten an den Klimawandel anpassen© Colette - stock.adobe.com

Mit welchen Herausforderungen haben wir zu tun?

Ende März 2024 waren die Daten des europäischen Klimadienstes Copernicus zum wiederholten Mal alarmierend. Sie zeigen über einen Zeitraum von zwölf Monaten die höchsten Meeres- und Lufttemperaturen weltweit seit Aufzeichnungsbeginn.

Auch in Deutschland ist deutlich zu spüren, dass die Wetteranomalien zunehmen. So sind inzwischen die Sommer trockener und heißer, die Winter feuchter und milder bei gleichzeitiger Zunahme der Extremwetterereignisse. Kontinuierlich nehmen die Frosttage ab. Steigende Temperaturen lassen auch die Extreme zunehmen. Die normalen Schwankungen verringern sich und führen zu langen Hitzeperioden begleitet von Dürre. Sie wechseln sich ab mit Starkregen und Gewittern oder Regenperioden über Wochen. Je höher die Temperatur, umso mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen und umso mehr Energie ist in der Atmosphäre.

Entsiegeln von Flächen verbessert das Klima

Die Klimaveränderungen beeinflussen im Garten zunächst den Boden. Jede Flächenversiegelung setzt zusätzlich eine Spirale von weniger Wasseraufnahmefähigkeit und damit verbundener weiterer Aufheizung in Bewegung. Deshalb sind intakte Gärten besonders im urbanen Umfeld so wertvoll. Durch verbesserte Bodenverhältnisse lässt sich das Mikroklima positiv beeinflussen. Funktionsfähige Böden sind ein wesentlicher Baustein, wenn es im Sommer um die Vermeidung von Hitzestaueffekten geht. Die Verdunstungskühle von feuchter Erde und Pflanzen mildert Temperaturspitzen ab. Auf entsiegelten Flächen kann Regenwasser versickern und zurück ins Grundwasser gelangen.

Tipp: Auch Gartenwege oder Hofeinfahrten lassen sich entsiegeln. Eine Gestaltung mit Rasengittersteinen oder offenen Fugen ohne Mörtel, als Rasen- oder Wiesenweg, mit Bohlen, Natursteinplatten, Kies oder Holzschnitzeln hilft, das Wasser versickern zu lassen.

Humusbildung und Aufbau von Bodenleben

Der Humus, die oberste dunkle Bodenschicht, ist die Basis beim Gärtnern: die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz in der obersten Bodenschicht, Lebensgrundlage und Lebensraum zugleich. Er entsteht durch den Um- und Abbau der organischen Materialien. Dafür sorgen Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Springschwänze, Asseln, Bakterien, Pilze und Algen. Humus hat vielfältige Aufgaben im Stoff- und Wasserkreislauf, dazu leisten die Mikroorganismen in der Humusschicht einen unersetzlichen Beitrag. Sie machen Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar, sorgen für Stoffflüsse, die Umsetzung der Böden, die Bodenfruchtbarkeit und binden Kohlenstoff. Diese Vorgänge hängen allerdings von Temperatur- und Feuchteverhältnissen sowie von Menge und Qualität des Nahrungsangebotes ab. Das intakte Zusammenspiel von Pflanzen und Mikroorganismen funktioniert nur in gut durchlüfteten unverdichteten feuchten Böden (Heinrich Böll Stiftung: Bodenatlas 2024).

Zur organischen Substanz gehören alle abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe sowie deren Umwandlungsprodukte, die sich auf und in dem Boden befinden, also ein enormer Kohlenstoffspeicher. Pflanzen nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf, um daraus mithilfe von Wasser und Sonnenenergie Biomasse zu bilden. Das Treibhausgas bleibt als Kohlenstoff in den Pflanzenteilen gebunden. Verrottet oder verbrennt die Biomasse, gelangt aufgenommenes CO2 wieder in die Atmosphäre zurück. Deshalb bedeutet Moorschutz gleichzeitig auch Klimaschutz, denn die Entwässerung und Zerstörung der Moorlandschaften für den Torfabbau verstärken den Klimawandel durch die Freisetzung des im Moor gespeicherten Kohlendioxids.

Tipps für gesunde Böden

Gründüngung hilft dem Boden dabei, eine stabile Humusschicht aufzubauen. Hülsenfrüchtler (Leguminosen) sammeln mit Hilfe von Knöllchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff aus der Luft und machen ihn pflanzenverfügbar. Der Boden lässt sich aber auch mit einer Aussaat von Wildkräutern im Staudenbeet bedecken.

Zur Befeuchtung und Nährstoffversorgung des Bodens möglichst viel Laub und Pflanzenreste im Garten lassen. Den Boden bedecken, um die unzähligen kleinen Bodenorganismen zu schützen und mit Nährstoffen zu versorgen. Nützlich ist eine wenige Zentimeter dünne Mulchdecke aus Kompost, Grasschnitt oder anderen Pflanzenresten. Sie hilft, dass der Boden darunter feucht und locker bleibt. Aus Laub auf den Beeten im Herbst aufgebracht, dient sie als idealer Forstschutz. Den Gartenboden dabei nur schonend bearbeiten, ohne umzugraben. Dabei hilft ein Sauzahn.

Benötigte Gartenerde lässt sich leicht selbst aus Kompost, vermischt mit Mutterboden, Sand und Urgesteinsmehl herstellen. Als Kompost eignen sich Rasenschnitt, Gartenabfälle, Laub, Häckselgut, Gemüse- und Obstreste. Alles Wissenswerte dazu bietet die Kompostfibel des Umweltbundesamtes (UBA).

Wichtig ist es, beim Zukauf von Gartenerde darauf zu achten, torffreie Erde zu verwenden. Viele handelsüblichen Blumenerden enthalten noch immer Torf, obwohl bekannt ist, dass die zum Torfabbau trockengelegten Moore wesentliche Mengen an Kohlendioxid freisetzen. Eine aktuelle Liste torffreier Gartenerde stellt der BUND zusammen.

Welche Bäume eigenen sich für das Klima?

Bäume spenden wertvollen Schatten, produzieren Sauerstoff und speichern Kohlenstoff. Über die Blätter verdunsten sie Wasser und kühlen damit die Umgebung. Gleichzeitig belüften ihre weit verzweigten Wurzeln den Boden und ermöglichen, dass Niederschlag das Grundwasser erreichen kann. Bei Hitze lässt es sich unter ihrem Blätterdach gut aushalten.

Auch Sträucher und Hecken spenden Schatten und halten den Wind ab. Den effektivsten Windschutz bietet eine mehrreihige Wildstrauchhecke, die frei wachsen darf. Sie bietet Vögeln und Insekten zusätzlich Nahrung und Verstecke, braucht aber drei bis vier Meter Platz.

Tipp: All unsere heimischen Obstbäume, aber auch Blutpflaume, Maulbeerbaum oder Zierapfel kommen sehr gut mit Hitze und Trockenheit zurecht und eignen sich als Hausbaum. Gute Alternativen sind Kugeltrompetenbaum, Rot- oder Weißdorn, Sträucher wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Liguster, Hainbuche oder der Feldahorn.

Pflanzen als Anpassungskünstler im Garten

Die Auswahl der Pflanzen richtet sich vor allem nach ihrem Standort. Heimische standortangepasste Pflanzen aus ökologischem Anbau sind widerstandsfähiger. Schattenliebende Pflanzen brauchen in der Regel mehr Wasser als Sonnenkünstler. Ein sandiger Boden kann weniger Wasser speichern als ein lehmiger. Dieser Boden bietet den Pflanzen von Natur aus auch mehr Nährstoffe.

Höhere Temperaturen und geringe Niederschläge im Sommer verringern das pflanzenverfügbare Wasser, weil die Verdunstungsrate und damit der Wasserverbrauch steigen, was zu Trockenstress bei Pflanzen führen kann. So kommen Pflanzen, die gut an Hitze und Trockenheit adaptiert sind, gut mit den sich verändernden Klimaverhältnissen zurecht. Pflanzen schützen sich vor Hitze, indem sie ihre Spaltöffnungen schließen, die Photosynthese minimieren und die Blätter einrollen oder hängen lassen.

Tipp: Trockenheitsresistente Pflanzen und Sorten haben sich adaptiert. Sie schützen sich beispielsweise mit graufilzigen Härchen. Viele unserer Kräuter wie Salbei, Lavendel, Thymian, oder Katzenminze, Heiligenkraut und Königskerzen gehören zu diesen resilienten Arten.

Sukkulente Pflanzen wie Fetthenne oder Mauerpfeffer speichern in ihren dickfleischigen Blättern Wasser, sie verkleinern so ihre Blattgröße und verringern die Verdunstungsoberfläche. Auch Pflanzen, die aus den Steppen stammen, wie Duftnessel, Sonnenhut und Kugeldisteln passen sich gut an die Klimaveränderung an und sind gewohnt, mit Trockenheit zurechtzukommen.

Ungefüllte Blüten liefern mehr Nahrung für die Bestäuber wie Hummeln, Wildbienen und andere Insekten. Dadurch fördern sie die Artenvielfalt.

Wasser im Garten geschickt einsetzen

Ein trockenheitsverträglicher Garten ist ein nachhaltiger Garten und schont die Ressource Wasser sowie den Geldbeutel. Um das Regenwasser optimal zu nutzen und möglichst viel Wasser im Garten zu halten, ist es nötig, den Boden so wenig wie möglich zu versiegeln. Auf den freien Flächen kann Wasser versickern. Zisternen und Regenwassertonnen helfen Trockenperioden zu überbrücken. Die Größe der Tanks richtet sich nach Dachfläche, Niederschlagsmenge und Gartengröße.

Wasserflächen im Garten wie angelegte Teiche oder Sumpfbeete sind bei Hitze eine willkommene Trinkstelle für Insekten und Vögel. Sie bieten Wassertieren und -Pflanzen einen Lebensraum und kühlen gleichzeitig durch Verdunstung aus der Wasserfläche.

Tipps: Pflanzen gezielt bewässern, dabei darauf achten, das Wasser möglichst bodennah aufzubringen, um die Verdunstung zu minimieren. Die frühen Morgenstunden sind am besten geeignet, weil der Boden dann am kühlsten ist und wenig Wasser verdunstet. Dabei möglichst selten größere Mengen gießen, um die Wurzeln anzuregen.

Rasen nicht bewässern, sondern besser darauf achten, ihn in den heißen Monaten nicht zu kurz zu schneiden, um gelbe Stellen zu minimieren. Spätestens nach dem nächsten Regen erholen sich auch die trockenen Bereiche im Rasen wieder.

Mischkulturen von Pflanzen, die zueinander passen, besonders im Gemüsebau fördern ein gesundes Wachstum, sparen Wasser und Arbeitszeit. Tabellen dazu gibt es im Buchhandel oder Internet.


Vortrag: Wie wird mein Garten klimafit? 

Wir kommen zu Ihnen in den Verein oder in Ihre Firma und informieren Sie in diesem spannenden Vortrag zu den Effekten des Klimawandels und geben Tipps wie Sie Ihren Garten klimafit gestalten können.

Hier gehts zur Vortrags-Terminanfrage


Weiterführende Links:

VSB-Tipp: Gesunde Böden für ein gesundes Klima

https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/gesunde-boeden-fuer-ein-gesundes-klima

VSB-Tipp: Klimawandel: Gut vorbereitet auf Extremwetter

https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/klimawandel-gut-vorbereitet-auf-extremwetter

VSB-Tipp: Klimawandel und Kohlendioxid - Zusammenhänge, Hintergründe und Prognosen

https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/klimawandel-und-co2-zusammenhaenge-hintergruende-und-prognosen

VSB-Tipp: Ökologische Grabgestaltung an Allerheiligen

https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/umwelt/oekologische-grabgestaltung-an-allerheiligen

Copernicus Europäischer Klimabeobachtungsdienst

https://climate.copernicus.eu/

Helmholtz Klima Initiative: Die Stadt der Zukunft (Zusammenhänge interaktiv)

https://helmholtz-klima.de/aktuelles/interaktive-webstory-die-stadt-der-zukunft

ARD-Alpha: Hintergrund Extremwetter durch Klimawandel

https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/wetter-meteorologie-hitze-starkregen-extremwetter-klimawandel-100.html