Umwelt

09.11.2021

Glas – vielseitig, hygienisch, umweltfreundlich?

Flaschen, Gläser, Fensterscheiben und vieles mehr. Glas begegnet uns in unterschiedlichen Alltagsprodukten. Das Material besteht aus mineralischen Rohstoffen und lässt sich wieder einschmelzen. Wir informieren, wie umweltfreundlich Glas als Verpackung für Lebensmittel ist.

Glas – vielseitig, hygienisch, umweltfreundlich?Foto: © curto - stock.adobe.com

Ressourcen sparen durch Mehrfachnutzung

Glas besteht aus natürlichen Rohstoffen. Der wichtigste Bestandteil ist Quarzsand. Für die Verwendung in der Glasindustrie ist ein hoher Anteil an Siliziumdioxid entscheidend, während Verunreinigungen mit Eisenoxid und Titandioxid unerwünscht sind. Der Sand wird mit weiteren Stoffen wie Soda, Kalk und Feldspat bei Temperaturen von rund 1.600 Grad Celsius geschmolzen. Die genaue Zusammensetzung hängt vom jeweiligen Endprodukt ab. Behälterglas, Trinkglas oder Fensterscheibe zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften aus.

Ein wichtiger „Rohstoff“ in der Glasindustrie ist Altglas. Bei der Herstellung von neuem Behälterglas kommen im Schnitt rund 60 Prozent Scherben zum Einsatz, der Anteil von Sand senkt sich dadurch auf durchschnittlich 29 Prozent (Richtig Glasrecyceln). Altglas schmilzt zudem bei niedrigeren Temperaturen. Für jedes Prozent Scherben sparen die Hersteller bei der Schmelze 0,2 bis 0,3 Prozent Energie ein. Bei einem Scherbeneinsatz von 50 Prozent bedeutet dies eine Energieeinsparung von 10 Prozent (Umweltbundesamt). Glasrecycling trägt somit sowohl zum Ressourcen- als auch zum Klimaschutz bei.

Geschlossene Kreisläufe bei Glas möglich

Glas ist in doppelter Hinsicht wieder verwendbar: Zum einen lassen sich Behälter aus Glas mehrmals befüllen, zum anderen lassen sie sich ohne Qualitätsverlust beliebig oft wieder einschmelzen. Altglas wird so nicht zum Abfall, sondern zum wichtigen Rohstoff für neues Glas. Eine Glasverpackung besteht im Schnitt zu fast zwei Drittel aus Altscherben, bei grünem Glas können es sogar bis zu 90 Prozent sein (Richtig Glasrecyceln). Aus Umweltsicht ist Glas ist dennoch nicht automatisch ein umweltfreundliches Verpackungsmaterial.

Glas als Verpackungsmaterial: hygienisch und umweltfreundlich?

In Deutschland wurden im Jahr 2019 rund 7,4 Millionen Tonnen Glas hergestellt, mehr als die Hälfte davon war Behälterglas (Umweltbundesamt). Ob für Getränke oder für eingemachtes Obst und Gemüse, aus gesundheitlicher Sicht hat Glas gegenüber Kunststoffen, Papier oder Metallen einen entscheidenden Vorteil: Es ist geschmacksneutral und gibt keine unerwünschten Stoffe an den Inhalt ab, das Material ist wenig reaktionsfreudig. Zudem ist Glas hygienisch und lässt sich bei hohen Temperaturen reinigen. Gerade für das Abfüllen von Lebensmitteln ist Glas deshalb besonders geeignet.

Ein Nachteil: Glasflaschen und Gläser sind zerbrechlich und schwer. Dies ist nicht nur für Verbraucher*innen von Nachteil. Aufgrund ihres Gewichts ist der Transport mit einem hohen Energieaufwand verbunden, weshalb lange Transportwege die Umweltbilanz von Glasflaschen verschlechtern. Zudem ist die Schmelze von Glas sehr energieintensiv und mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Einwegflaschen und -gläser haben deshalb eine schlechte Umweltbilanz.

Fazit: Umweltfreundlich sind Verpackungen aus Glas nur bei kurzem Transport und häufiger Nutzung. Mehrwegflaschen aus Glas können bis zu 50-mal wieder befüllt und anschließend erneut eingeschmolzen werden. Besonders günstig sind einheitlich geformte Standardflaschen, so genannte Poolflaschen, die beim nächstgelegenen Abfüller wiedereinsetzbar sind. Dies ermöglicht kurze Transportwege und eine häufige Nutzung. Allerdings setzen immer mehr Abfüller Individualflaschen mit spezieller Flaschenform ein. Dieser Trend führt zu einem erhöhten Aufwand bei der Zuordnung von Leergut und zu längeren Transportwegen.

Wichtig für Verbraucher*innen: Für Mehrwegflaschen und -gläser gibt es keine generelle Rücknahmeverpflichtung. Händler erstatten in der Regel nur das Pfand für die Flaschen, die sie im Sortiment führen. Vorsicht bei Individualflaschen: Diese können Sie nur in den Geschäften, in welchen Sie diese gekauft haben, zurückgeben.

Richtige Entsorgung für geschlossene Kreisläufe wichtig

Während Verbraucher*innen Pfandflaschen im Handel zurückgeben, sammeln sie Glas-Einwegverpackungen für Getränke, Lebensmittel und kosmetische Produkte über die Altglascontainer vor Ort. Voraussetzung für geschlossene Kreisläufe ist die richtige Entsorgung. Derzeit werden 83 Prozent der Glasverpackungen recycelt, im Jahr 2022 steigt die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote auf 90 Prozent.

Flaschen und Behältergläser, wie beispielsweise Weinflaschen, Gurkengläser und Cremetiegel, gehören entleert in die Container. Nicht ins Altglas gehören Porzellan, Kristallglas, Trinkgläser, feuerfeste Glasformen oder Fensterscheiben. Sie haben eine andere Zusammensetzung und stören den Recyclingprozess. Verschlüsse sollten Sie möglichst zuhause abschrauben und über den Gelben Sack / die Gelbe Tonne / den Wertstoffhof entsorgen. Leicht ablösbare Etiketten können ins Altpapier.

Wichtig ist die richtige Farbsortierung in Weiß-, Grün- und Braunglas. Andersfarbige Gläser, z.B. blaue Flaschen, gehören in den Grünglascontainer. Grünes Glas lässt einen Fehlfarbenanteil von bis zu 15 Prozent zu, bei Braunglas sind es nur acht Prozent. Weißglas ist besonders empfindlich und erfordert bei einem Scherbenanteil von 50 Prozent eine Farbreinheit von 99,7 Prozent (Umweltbundesamt).

Wichtig: Gläschen, in denen sich noch flüssige Arzneimittel befinden, auf keinen Fall über den Ausguss entleeren und ausspülen, sondern ggf. Restinhalt über den Restmüll entsorgen. Medizin darf nicht über den Ausguss oder die Toilette entsorgt werden. Informationen zur richtigen Entsorgung von Arzneimitteln erhalten Sie beim Bundesgesundheitsministerium.

Verpackungsarm einkaufen

Das Aufkommen an Verpackungsmüll ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2018 waren es deutschlandweit 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfall, rein rechnerisch macht das 227,5 kg Verpackungsmüll pro Kopf. Knapp die Hälfte davon fällt bei uns zuhause an, das sind im Schnitt immerhin 107,7 kg pro Kopf. Trotz Recycling sollte die Vermeidung von Verpackungsmüll an erster Stelle stehen:

  • Bevorzugen Sie Leitungswasser. Die genaue Zusammensetzung erfahren Sie bei Ihrem Versorger.
  • Achten Sie bereits beim Getränkekauf auf Hinweise zum Pfand. Bevorzugen Sie regionale Anbieter.
  • Kaufen Sie Mehrwegflaschen, behandeln Sie diese schonend und bringen Sie diese zeitnah zurück. Besonders empfehlenswert sind einheitliche Poolflaschen.
  • Meiden Sie kleine Füllgrößen: Mit abnehmender Inhaltsmenge erhöht sich der Verpackungsaufwand je Liter bzw. Kilogramm Inhalt. Wird beispielsweise ein Liter Wasser in zwei 0,5 Liter PET-Flaschen statt in eine 1-Literflasche abgefüllt, benötigt der Hersteller 13,7 Prozent mehr Kunststoff.
  • Glas, Plastikbeutel oder Verbundkarton? Je nach Inhalt gibt es umweltfreundlichere Alternativen zur Glasverpackung. Ökobilanzen verschiedener Verpackungsformen finden Sie beim Forschungsprojekt Innoredux.
  • Einweggläser lassen sich zuhause vielfältig weiterverwenden: Zum Abfüllen von Lebensmitteln, z.B. Marmelade, Soßen oder Gewürzen, zum Einkauf in einem Unverpackt-Laden, zur Aufbewahrung von Gegenständen, wie z.B. Schrauben, Stifte oder Nähgarn, als Vase, zum Basteln von Teelichtern etc.

Weitere Tipps zur Vermeidung von Verpackungsmüll in unserer Checkliste sowie im Erklärvideo Plastiksparen für Einsteiger.

Weiterführende Links

Fachverband Glasrecycling: Glasverpackungen richtig entsorgen

Forschungsprojekt Innoredux: Ökobilanzen verschiedener Verpackungsformen

Initiative der Glasrecycler: Was passt ins Altglas

Umweltbundesamt: Glas und Altglas

Umweltbundesamt: Altglas