Umwelt

05.12.2024

Gut leben mit nachhaltigem Konsum

Von der Rohstoffgewinnung über den Transport bis hin zur Produktion:  Alles, was wir konsumieren, erfordert Fläche und andere Ressourcen. Die Menschheit lebt, als hätte sie 1,7 Erden. Gerade die Industrienationen verbrauchen zu viel. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Verbraucher*innen durch nachhaltigen Konsum den Ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten. 

Gut leben mit nachhaltigem Konsum© PhotoSG - stock.adobe.com

Ein durchschnittlicher Haushalt besitzt heute rund 10.000 Gegenstände (Tagesschau). Die Ausstattung mit Produkten nimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich zu. Insbesondere elektronische Geräte zur Unterhaltung, Information und Kommunikation verzeichnen einen starken Zuwachs (Umweltbundesamt).

Zugleich nimmt die Nutzungsdauer tendenziell ab. Viele Produkte werden kaum genutzt oder bereits nach kurzer Zeit wieder aussortiert. Die Gründe dafür reichen von niedrigen Anschaffungskosten über teure Reparaturen und fehlende Ersatzteile bis hin zu schnelllebigen Modetrends und technischen Neuheiten.

Dies alles schlägt sich in einem hohen Ressourcenverbrauch nieder. Der weltweite Abbau von Rohstoffen hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht (Factory). Damit einher gehen unter anderem Belastungen von Gewässern, Verlust der Artenvielfalt sowie Treibhausgasemissionen. Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse, dies zeigen der ökologische Fußabdruck und der darauf beruhende Earth Overshoot Day auf anschauliche Weise. In Deutschland beträgt der ökologische Fußabdruck 4,7 globale Hektar pro Kopf, davon macht unser Konsum gut ein Zehntel aus.

Lange Nutzung spart Geld & Ressourcen

In allen Produkten stecken wertvolle Ressourcen, Energie und Arbeitskraft. Allein ein Handy enthält rund 60 verschiedene Materialien, viele dieser Bestandteile sind auf der Erde nur begrenzt vorhanden. Zudem gehen Rohstoffabbau, Produktion, Transport und Entsorgung oft mit beträchtlichen Belastungen für Mensch und Umwelt einher.

Langlebige Produkte schonen Umwelt und Geldbeutel gleichermaßen. Dies ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des vzbv. Nur in wenigen Fällen ist der Austausch eines funktionierenden Geräts sinnvoll, nämlich dann, wenn der Stromverbrauch während der Nutzung sehr stark zu Buche schlägt und Neugeräte deutlich weniger Strom benötigen. Ansonsten gilt: Das lang genutzte Produkt ist das umweltfreundlichere.

Lange Nutzung beginnt beim Einkauf

Wer billig kauft, kauft oft doppelt. Lassen Sie sich nicht von Niedrigstpreisen zum Kauf verleiten. Oft ist festzustellen, dass unterhalb einer gewissen Preisgrenze die Qualität nachlässt und Produkte schneller verschleißen. Doch der Preis ist nur bedingt aussagekräftig: Teure Geräte sind nicht automatisch gut.

Bereits beim Einkauf lässt sich vorzeitiges Wegwerfen vermeiden:

  • Fragen Sie sich vor jedem Neukauf: Brauche ich das Produkt wirklich?
  • Muss ich es neu kaufen oder kann ich es mit anderen teilen bzw. gebraucht beziehen?
  • Informieren Sie sich vorab, zum Beispiel mit Hilfe von Gütezeichen, Testberichten oder Internetforen.
  • Achten Sie auf Möglichkeiten der Reparatur und des Wechsels von Verschleißteilen wie Akkus oder LEDs.

Leihen, teilen, gebraucht beziehen – Alternativen zum Neukauf

In einem Haushalt in Deutschland lagern im Schnitt ungenutzte Gegenstände im Wert von rund 1.000 Euro (STMUV). Es lohnt sich, intakte Produkte, die Sie nicht mehr benötigen, zur weiteren Nutzung abzugeben und bei Bedarf Alternativen zum Neukauf in Betracht zu ziehen.

Ob Werkzeug, Bücher, Geräte, Fahrzeuge oder Kleidung für besondere Anlässe: Insbesondere bei kurzer oder einmaliger Nutzung ist es sinnvoller, Produkte zu teilen oder gebraucht zu beziehen, anstatt sie möglichst billig neu zu kaufen. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Platz und Geld.

Tauschbörse, Mietangebot oder Verleih: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Produkte unentgeltlich oder gegen Gebühr gemeinschaftlich zu nutzen. Auch Secondhandkauf gewinnt an Bedeutung (Statista). Geteilte und gebrauchte Qualitätswaren sind nicht nur umweltfreundlich, sondern oft auch preiswerter und langlebiger als manches Billigschnäppchen.

Neben klassischen Flohmärkten, Secondhand-Läden oder Tauschbörsen vor Ort gibt es zahlreiche Kauf-, Miet- und Tauschmöglichkeiten im Internet. Wichtig ist, wer hinter dem Angebot steht. Gewerbliche, gemeinnützige sowie private Anbieter bieten Produkte zu unterschiedlichen Konditionen an. Während beispielsweise gewerbliche Anbieter auf gebrauchte Güter eine Gewährleistung geben müssen, besteht bei Privatkäufen die Möglichkeit, diese auszuschließen.

Weitere Infos im VSB-Tipp „Nutzen statt besitzen: Umweltfreundliche Alternative zum Neukauf?

Mängel beseitigen – Verbraucherrechte und Reparaturmöglichkeiten nutzen

Innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung haben Verbraucher*innen Anspruch auf die Beseitigung von Mängeln, sei es durch Austausch oder Reparatur. Bei Neukauf ist der Hersteller zu einer zweijährigen Gewährleistung verpflichtet, bei Gebrauchtkauf beträgt die Gewährleistung bei gewerblichen Händlern mindestens ein Jahr. Vorsicht bei Privatkäufen: Hier besteht kein gesetzlicher Anspruch auf Gewährleistung.

Die EU will Reparaturen erleichtern und verpflichtet Hersteller, zukünftig auch nach Ablauf der Gewährleistung Reparaturdienste und Ersatzteile anzubieten. Im Juli 2024 ist eine entsprechende EU-Richtlinie in Kraft getreten. Die Mitgliedstaaten haben bis Ende Juni 2026 Zeit, diese in nationales Recht umzusetzen (Bundesregierung). 

Tipp: Nutzen Sie Ihre Rechte und reklamieren Sie Mängel. So signalisieren Sie, dass Ihnen eine lange Lebensdauer wichtig ist. Bei bestehenden Gewährleistungs- und Garantieansprüchen empfiehlt es sich, keine Reparatur in Eigenregie vornehmen, sonst riskieren Sie unter Umständen, die Ansprüche zu verlieren.

Bei älteren Geräten stellt sich oft die Frage, ob sich eine Reparatur noch lohnt. Angesichts niedriger Anschaffungs- und vergleichsweise hoher Reparaturkosten erscheint oft ein Neukauf finanziell attraktiver. Aus Umweltsicht lohnt sich eine Reparatur dagegen fast immer. Damit diese nicht an den Kosten scheitert, bieten vielerorts nicht-kommerziell organisierte Initiativen Unterstützung an.

Produkte fachgerecht entsorgen

Um enthaltene Rohstoffe der Wiederverwertung zuzuführen, bedarf es der richtigen Entsorgung. Sammelbehälter an Wertstoffhöfen sowie weitere Abgabemöglichkeiten gibt es für folgende Gegenstände:

  • Verpackungen aus Plastik, Metallen, Papier und Glas: Trennen Sie einzelne Bestandteile, zum Beispiel Deckel, Papierbanderole und Kunststoffbecher bzw. Glas, und geben Sie diese in die dafür vorgesehenen Sammelsysteme.
  • Elektroschrott: Dazu zählen neben Geräten wie Smartphone, Kühlschrank und Fernseher auch Kopfhörer, Kabel, Ladegeräte oder blinkende Schuhe. Sie sind gesondert zu entsorgen, zum Beispiel über kommunale Sammelstellen. Auch Stationäre und Online-Händler sind unter bestimmten Bedingungen zur Annahme verpflichtet.
  • Batterien & Akku sowie Leuchtmittel wie LEDs: Neben Wertstoffhöfen beteiligen sich auch Geschäfte an der Sammlung.
  • CDs/DVDs, Druckerpatronen sowie Alltagsgegenstände aus Hartplastik wie Gießkannen, Eimer etc. werden an Wertstoffhöfen separat erfasst.
  • Kleidung und Textilien wie Handtücher, Bettwäsche oder Decken gehören nicht in den Restmüll: Ab 2025 ist EU-weit eine getrennte Sammlung vorgeschrieben. In Deutschland ist die Altkleidersammlung seit langem etabliert und wird von gemeinnützigen, kommunalen und gewerblichen Sammlern durchgeführt. Die Abgabe von aussortierter oder kaputter Kleidung und Textilien ist über Sammelsysteme vor Ort möglich, wie beispielsweise Altkleidercontainer oder Wertstoffhöfe. Hier gilt es, die jeweiligen Entsorgungshinweise zu beachten.

Weitere Informationen erhalten Sie in den Umweltberatungsstellen des VerbraucherService Bayern. Hier können Sie auch Vorträge und Ausstellungen buchen.

Weiterführende Informationen

Abfallratgeber Bayern: Abfallvermeidung durch Nutzung von online Kauf-, Verkauf-, Tausch- und Verschenkbörsen

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Nachhaltig konsumieren

Umweltbundesamt: Leihen, tauschen, teilen

Umweltbundesamt: Produkte länger nutzen. Tipps zu Verbraucherrechten, Reparatur und Neukauf

Umweltbundesamt: Wohin mit dem Elektroschrott?

Utopia: Wie du Kleidung ab 2025 richtig entsorgst

Wuppertal Institut: Ressourcen-Rechner