Umwelt

14.09.2022

Holz: Nachwachsender Rohstoff im Blick

Holz ist ein gutes Beispiel für einen funktionierenden Naturkreislauf. Ein Wald speichert und filtert Niederschlagswasser, produziert Sauerstoff und bindet Luftschadstoffe. Er trägt durch die Speicherung von Kohlendioxid zum Schutz vor Erderwärmung bei. Er unterstützt als Lebensraum Biodiversität und liefert Holz. Totholz bietet Lebewesen Nahrung und Schutz, seine schrittweise Zersetzung hält Nährstoffe im Kreislauf. Der nachwachsende Rohstoff Holz ist Kohlenstoffspeicher und ressourcenschonender Baustoff. Worauf bei der Holznutzung zu achten ist und wie ein nachhaltiger Umgang gelingt, lesen Sie hier.

Holz: Nachwachsender Rohstoff im BlickFoto: © reinhard krull EyeEm - stock.adobe.com

Bäume nehmen bei der Fotosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und legen einen Teil davon als Kohlenstoff in ihrer Biomasse fest. Das macht laut aktueller Forschungsergebnisse etwa 15 bis 30 Prozent des Kohlenstoffs aus. Wälder sind enorm wichtig als Kohlendioxidspeicher. Der durchschnittliche Beitrag unserer Wälder entspricht laut Inventarbericht des Umweltbundesamtes (UBA) etwa elf Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland. Holznutzung und Verbrennung entziehen dem natürlichen Kreislauf den gespeicherten Kohlenstoff wieder. Holz für langlebige Holzerzeugnisse kann diesen Kreislauf erheblich verlängern. Ein Kubikmeter Holz enthält in etwa 250 kg Kohlenstoff, das entspricht rund einer Tonne Kohlendioxid (Deutscher Verband Forstlicher Forschungsanstalten DVFFA).

Nicht-nachhaltige Waldnutzung und großflächige Rodung von Wäldern, wie sie gegenwärtig zum Beispiel in den Regenwäldern vorkommt, führt zu einer Freisetzung von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen. Weltweit sind im Moment noch rund 30 Prozent der Erdoberfläche von Wald bedeckt, das entspricht vier Milliarden Hektar. Die Zerstörung der Naturwälder, pro Jahr etwa neun Millionen Hektar, schreitet mit großen Schritten voran und der Holzeinschlag beträgt nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rund 3,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Das Thünen-Institut schätzt, dass in Deutschland zwei bis fünf Prozent des eingeführten Holzes illegal sind.

Klimawandel: Häufung des Schadholzes im deutschen Wald

Deutschland ist heute laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu einem Drittel bewaldet, die Waldfläche zu rund 95 Prozent forstlich bewirtschaftet. Es wächst hier stetig mehr Holz nach, als wir nutzen. Waldrodung, Luftverunreinigungen, Witterungsextreme, Waldbrände und Massenvermehrung von Insekten als Folge des Klimawandels bedrohen den Wald in Deutschland und führen zu einer Zunahme des Schadholzes.

So zeigt sich, dass in den letzten Jahren der Schadholzanteil des aus dem Wald entnommenen Holzes zugenommen hat. Der ungeplante Kalamitätsholzanteil am Gesamteinschlag hat sich zwischen 2017 und 2019 verdreifacht und liegt jetzt bei über der Hälfte (Charta für Holz 2.0 – Kennzahlenbericht 2021 Forst & Holz). Im Wesentlichen verursachten stärkere und häufigere Stürme sowie Insekten dieses zusätzliche Kalamitätsholz. Das Durchforstungsholz, das bei Waldpflegemaßnahmen anfällt, landet in Deutschland zumeist in der Zellstoff- und Papierindustrie.

Das Aufkommen an Rohholz aus dem Einschlag sowie das Altholz reicht zur Deckung unseres Bedarfs nicht aus. Der seit dem Jahr 2011 bestehende Importüberschuss hat sich allerdings seit den Jahren 2018 und 2019 umgekehrt (Statistisches Bundesamt). Deutschland hat sich zum weltweit zweitgrößten Exporteur von Holz und Holzprodukten, vor allem Fichten- und Tannenholz, entwickelt. Gut die Hälfte des exportierten Holzes geht inzwischen nach China. Ein kleinerer Teil der deutschen Holzexporte ist auf die Qualität von Pape und Papier zurückzuführen.

Holznutzung und Kapazität von Holzbauprodukten

Wir nutzen den nachwachsenden Rohstoff Holz in vielfältiger Weise, stofflich und energetisch. Beim Bauen und Wohnen spielen neben Massivholzerzeugnissen auch Holzwerkstoffe eine wichtige Rolle. Zur stofflichen Verwendung gehören die Herstellung verschiedener Holzwerkstoffe wie Span-, Faser oder Dämmplatten, mit speziellen Klebstoffen unter Temperatureinwirkung flächig verpresst, aber auch die Bereiche der Zellstoff- und Papierproduktion.

Im energetischen Bereich sind es die privaten Haushalte, aber auch die Biomasse-Groß- und Kleinfeuerungsanlagen, die das Holz nutzen. Dieser Bereich macht etwa die Hälfte der gesamten Holzverbrauchs aus. Die als Brennstoff eingesetzten Holzpellets bestehen normalerweise aus Sägenebenprodukten oder nicht sägefähigem Industrieholz. Auch Hackschnitzel bestehen normalerweise aus Rest- oder Schadholz. In Deutschland erfolgt die Herstellung meist in Waldnähe. Der Energieaufwand der Pelletherstellung ist im Verhältnis zu anderen Brennstoffen wie Erdgas oder Heizöl sehr gering (Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V.). In Deutschland kommt die Erneuerbare Energie derzeit zu etwa einem Drittel aus Holzbrennstoff (UBA/BMEL).

Viele Werkstoffe wie Stahl, Beton, Ziegel oder Kunststoffe, mit hohem und meist fossilem Energieeinsatz erzeugt, sowie fossile Brennstoffe lassen sich mit Holz ersetzen. Das reduziert die Freisetzung von Kohlendioxid. In Bauten und Möbeln ist Holz an Stelle anderer energieaufwändiger erzeugter Materialien besonders günstig. Eine hohe Holzbauquote wirkt sich bei einer nachhaltigen Waldnutzung positiv auf den Klimaschutz aus.

Mehr Klimaschutz durch Holzrecycling

Zur Förderung der Ressourceneffizient und der Kreislaufwirtschaft hat die Europäische Kommission 2020 verschiedene Instrumente wie den „Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ und den „Aktionsplan für eine Kreislaufwirtschaft“ auf den Weg gebracht. Das Recycling von Altholz und die sogenannte Kaskadennutzung, das heißt die mehrfache Nutzung von Holz, das erst am Ende dieser Kette zur Energiegewinnung verbrannt wird, haben deutlich günstigere Klimaschutzeffekte als eine rein energetische Nutzung.

Die energetische Nutzung basiert in Deutschland zu 75 Prozent auf Altholz und Nebenprodukten aus der Holzverarbeitung. Das ersetzt fossile Energieträger für die Erzeugung von Wärme und Strom und stärkt die Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfung. Vor allem im Bausektor ist da noch viel Luft nach oben. Selbst Holzfußböden lassen sich gut wiederverwerten.

Seriöse Holzgütesiegel erleichtern die Kaufentscheidung

Damit die Verwendung von Holz umweltfreundlich ist, muss der Rohstoff aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Zu viel Holz auf dem Weltmarkt stammt aus illegalem Einschlag aus den Tropen, Russland oder aus europäischen Urwäldern. Gerade bei billiger Importware ist die Herkunft oft nicht nachvollziehbar. Zertifizierungen, wie das FSC-Siegel bereits in 1990er-Jahren auf Initiative von Verbänden entwickelt, helfen bei der Kaufentscheidung.

Mit dem Blauen Engel kennzeichnete Produkte aus Holz beurteilen die Umweltbelastungen auf dem gesamten Lebensweg eines Produktes. Das deutsche Umweltzeichen fördert vor allem den Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und von emissionsarmen Holzwerkstoffen.

Beim Möbelkauf hilft das Goldene M (Gütezeichen für Möbel (RAL-GZ 430) der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V.) dabei, umweltfreundliche und emissionsarme Produkte zu finden.

Das Siegel „natureplus“ zeichnet Baustoffe, Bauprodukte und Einrichtungsgegenstände aus. Für Produkte aus Holz stellt das Siegel auch Anforderungen an die Holzgewinnung und -herkunft.

Das FSC- und das PEFC-Siegel tragen Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung.
Wichtig: bei Papierprodukten gibt es eine Abstufung: FSC 100, FSC Mix oder FSC Recycled. Sie zeigt, wie viel Frischfaser im Produkt enthalten ist. Am umweltfreundlichsten ist immer das Produkt mit dem höchsten Recyclinganteil.

Das Cradle to Cradle-Siegel zeichnet Produkte aus, die nach ihrer Nutzung ganz einfach in den Stoffkreislauf zurückzuführen sind.

Worauf achten beim Umgang mit Holz?

Holz ist ein wertvoller Rohstoff. Je länger Sie die aus den Bäumen hergestellten Holzprodukte nutzen, desto größer ist die Klimaschutzwirkung. Langlebige Möbel sollten idealerweise aus Vollholz aus heimischen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen.

Denken Sie daran, dass jede Verbrennung das im Holz gebundene Kohlendioxid wieder freisetzt.

Spanplatten aus nachhaltiger Waldwirtschaft, hergestellt aus einheimischen Holzarten mit Gütesiegel stellen eine gute Form der „Resteverwertung“ von kleinen Holzteilchen dar. Allerdings können die verwendeten Bindemittel dazu führen, dass flüchtige organische Verbindungen – zusätzlich zu denen, die im Holz vorkommen – sowie Restmengen von Lösemitteln ausgasen und Umwelt und Gesundheit belasten.

Der Blaue Engel sowie das Label „natureplus“ garantieren, dass die Spanplatten frei von halogenorganischen Verbindungen und die Ausgasung flüchtiger organischer Verbindungen auf ein Minimum beschränkt sind.

Papier wird aus Frischholz mit sehr hohem Energie- und Wasseraufwand hergestellt. Prüfen Sie deshalb beim Einkauf von Papierprodukten, ob es sie in recycelter Altpapier-Qualität gibt: Bei der Mehrfachnutzung von Papierfasern sparen Sie zusätzlich zum Frischholzeinsatz 70 Prozent Wasser und 60 Prozent Energie ein. Holzfasern können bis zu sechs Mal wiederverwendet werden.

Weiterführende Informationen:

Publikation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema „UnserWald – Natur in Försterhand

VSB-Tipp: Cradle to Cradle und Ökodesign im Fokus beim Möbelkauf

VSB-Tipp: Steigender Papierverbrauch durch Online-Handel

VSB-Tipp: Papierverbrauch steigt trotz Digitalisierung

VSB-Tipp: Lebensmittelverpackungen: Ist Papier umweltfreundlicher als Plastik?

Alle wichtigen Daten zum Thema Holz im Kennzahlenbericht der „Charta für Holz 2.0