Umwelt

16.02.2023, Lebensmittel genießen, Ressourcen schützen

Lebensmittel genießen, Ressourcen schützen

Lebensmittel sind kostbar. Sie sind Lebensgrundlage und beeinflussen die Gesundheit, zugleich sind ihre Herstellung, der Transport und die Zubereitung mit einem hohen Ressourcenaufwand verbunden. In Deutschland landen etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll (BZFE), während weltweit rund 800 Millionen Menschen an Hunger leiden. Angesichts steigender Preise steht auch Hierzulande immer mehr Personen zu wenig Geld für ihren täglichen Lebensmittelkauf zur Verfügung. Durch einen wertschätzenden Umgang tragen wir wesentlich dazu bei, dass weniger Lebensmittel auf der Strecke bleiben.

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Teurer Müll

Lebensmittelabfälle sind nicht nur aus ethischer Sicht problematisch. Die Herstellung entsorgter Nahrungsmittel verbraucht auch unnötig Ressourcen wie Ackerfläche, Energie und Wasser und trägt zum Klimawandel bei. Nicht genutzte Lebensmittel haben einen Anteil von rund zehn Prozent am Treibhausgasausstoß reicher Länder (Welthungerhilfe).

Mit einem Anteil von 59 Prozent verursachen private Haushalte den Großteil der Lebensmittelabfälle in Deutschland (6,5 Mio. Tonnen). Demnach wirft eine Person im Schnitt 78 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg, das sind etwa 200 Gramm täglich. Nicht alles davon lässt sich vermeiden, beispielsweise nichtessbare Bestandteile wie Knochen und Schalen von Zitrusfrüchten oder Nüssen (UBA).

Welche Lebensmittelabfälle lassen sich vermeiden?

Durch die Reduzierung vermeidbarer Lebensmittelabfälle spart ein Haushalt im Schnitt rund 137 Euro im Jahr ein (GfK 2020). Vor allem leicht verderbliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse werden häufig entsorgt: Sie machen gut ein Drittel (34,7 Prozent) der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Privathaushalten aus. Dahinter folgen zubereitete Speisen (14,9 Prozent) sowie Brot & Backwaren (12,9 Prozent) (UBA).

Milchprodukte (8,9 Prozent) sowie Fleisch, Wurst & Fisch (4,0 Prozent) haben einen geringen Anteil an den vermeidbaren Lebensmitteln (UBA), allerdings ist die Herstellung von tierischen Lebensmittel mit besonders hohen Umweltbelastungen verbunden (ifeu Institut). Wird die Jahresmenge der Fleisch- und Wurstabfälle in Privathaushalten auf ganze Tiere umgerechnet, werden 640.000 Schweine, 50.000 Rinder und 8,9 Millionen Hühner für die Tonne gehalten (Fleischatlas 2021).

Lebensmittelmüll vermeiden – alle Akteur*innen sind gefordert

Lebensmittelmüll entsteht auf allen Ebenen: Von der Landwirtschaft (zwei Prozent bzw. 0,2 Mio. t) über die Verarbeitung (15 Prozent bzw. 1,6 Mio. t) und den Handel (7 Prozent bzw. 0,8 Mio. t) bis hin zur Außer-Haus-Verpflegung (17 Prozent bzw. 1,9 Mio. t) und durch Privathaushalte (59 Prozent bzw. 6,5 Mio. t).

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 Lebensmittelabfälle auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren (BMEL). Dadurch wäre eine Senkung der Treibhausgasemissionen um neun Prozent möglich (Thünen-Institut).

Einkaufsverhalten beeinflusst das Lebensmittelangebot

Durch unser Einkaufsverhalten tragen wir maßgeblich dazu bei, dass weniger Lebensmittel auf der Strecke bleiben. Obst und Gemüse im Supermarkt hat meist ein einheitliches, makelloses Aussehen. Doch auf dem Feld wächst nicht nur Designerware. Unförmige Kartoffeln oder schorfige Äpfel werden oft vorab aussortiert. Dabei sagt das Aussehen nichts über Geschmack und Inhaltsstoffe aus. Lassen Sie sich deshalb nicht vom Äußeren blenden, kaufen Sie auch Obst und Gemüse, das nicht perfekt gewachsen ist.

Das ganze Sortiment bis zum Ladenschluss? Für ständig gut gefüllte Regale wird oft mehr produziert als nötig. Akzeptieren Sie Lücken und probieren Sie ein anderes Produkt, wenn die Lieblingssorte ausverkauft ist.

Tipp: Nutzen Sie die Möglichkeit, Brot vom Vortag oder Obst mit Druckstellen günstiger zu kaufen. Greifen Sie zu, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nahe ist und Sie das Produkt bald verbrauchen: Das MHD ist kein Verfallsdatum, sondern ist als „Herstellerempfehlung“ zu verstehen.

Lose Ware für weniger Lebensmittel- und Verpackungsmüll

Vorab verpackte Ware spart beim Einkauf Zeit und ist teils länger haltbar. Bei Obst und Gemüse sind rund 60 Prozent bereits abgepackt (Nabu). Ist eine Frucht im abgepackten Gebinde verdorben, wird im Handel meist die ganze Packung aussortiert: Der Aufwand, unversehrten Inhalt zu trennen und neu zu verpacken, ist in der Regel zu groß. Zudem verleiten uns meist günstigere Kilopreise bei abgepackter Ware dazu, mehr zu kaufen als wir eigentlich benötigen. Es lohnt sich, unverpackte Früchte zu bevorzugen und die Menge zu wählen, die Sie wirklich verzehren. 

Auch bei Wurst, Fleisch und Käse geht der Trend hin zu verpackter Ware. Die Kehrseite der längeren Haltbarkeit: Die dafür erforderlichen Verpackungen sind aufwändiger und meist nicht recyclebar. Wer unverpackte Lebensmittel kauft, vermeidet Einwegverpackungen und kann die Menge an den tatsächlichen Bedarf anpassen. So ist die Gefahr geringer, dass Sie Lebensmittel in zu großen Mengen kaufen und diese zu Hause verderben.

Tipp: Nutzen Sie für den Kauf von Obst, Gemüse und Brot wiederverwendbare Stoffbeutel bzw. Kunststoffnetze. Ziehen Sie Fleisch, Wurst und Käse von der Theke abgepackter Ware vor.

Lebensmitteleinkauf und Zubereitung

Zu viel gekauft, Geschmack nicht getroffen oder verdorben – die Gründe, aus denen wir Lebensmittel zuhause entsorgen, sind vielfältig. Eine übersichtliche Vorratshaltung und ein gezielter Einkauf helfen, Lebensmittelmüll zu vermeiden und Geld zu sparen. Richtiges Lagern schützt vor Verderb.

Zu viel gekocht? Bewahren Sie den Rest im Kühlschrank auf oder frieren Sie ihn ein. Salat, Suppe oder Auflauf – die Möglichkeiten zur Resteverwertung sind vielfältig. Rezepte, wie beispielsweise von Zu gut für die Tonne!, geben Anregungen zum Kochen mit übriggebliebenen Lebensmitteln.

Überprüfen Sie bei Produkten, deren MHD überschritten ist, anhand von Aussehen, Geschmack und Geruch, ob diese noch genießbar sind.

Wichtig: Das MHD ist nicht zu verwechseln mit dem Verbrauchsdatum. Besonders empfindliche Lebensmittel, wie z.B. Räucherlachs, Hackfleisch oder Geflügel, haben ein Verbrauchsdatum mit Lagerhinweis und dürfen nach Ablauf nicht mehr verzehrt werden.

Überschüssige Lebensmittel verschenken

Während das Teilen in der Familie oder Nachbarschaft auf persönlicher Basis erfolgt, koordinieren Organisationen oder Apps die regelmäßige Weitergabe größerer Speisemengen an unbekannte Interessent*innen. Mit der App Too Good To Go haben Restaurants, Bäckereien und Supermärkte die Möglichkeit, überschüssige Speisen Verbraucher*innen zur Verfügung stellen. Gruppen wie Foodsharing holen Lebensmittel, z.B. von Betrieben, ab und stellen sie Privatpersonen zur Verfügung: In so genannten Fairteilern, das sind in der Regel öffentlich zugängliche Kühlschränke, darf jede*r überschüssige Lebensmittel abgeben bzw. entnehmen.

Wichtig: Wer Lebensmittel weitergibt oder entnimmt, sollte unbedingt darauf achten, dass diese noch genießbar sind. Wer regelmäßig Lebensmittel verschenkt, übernimmt damit lebensmittelrechtliche Verantwortung.

Der VerbraucherService Bayern setzt sich für die Stärkung der Hauswirtschaft ein und bietet Kurse und Vorträge zu vielfältigen Themen. Die Ausstellung „Lebensmittel – zu schade für den Müll“ ist gegen Kaution (50 Euro) und Übernahme der Portokosten ausleihbar. Mehr zu Infomaterialien und Vorträgen unter verbraucherservice-bayern.de.