Umwelt
04.02.2025
Mal zu viel, mal zu wenig: Wasser im Klimawandel
Der Klimawandel verändert die gewohnte Verfügbarkeit und Qualität der lebenswichtigen Ressource Wasser. Bayern profitierte bisher von einer stabilen Wasserversorgung. Die Häufung von Extremwetterereignissen wie anhaltenden Dürreperioden und Starkregen hat jedoch auch hier spürbare Auswirkungen. Der Umgang mit Wasser erfordert ein Umdenken – sowohl auf politischer Ebene als auch im Alltag jedes Einzelnen.

Vom Jahrhundertereignis zur neuen Normalität?
2024 ist als ein sehr nasses Jahr mit viel Niederschlag und starken Überschwemmungen in Erinnerung geblieben. Vor allem im Mai (180 Prozent) und September (201 Prozent) fiel in Bayern laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wesentlich mehr Niederschlag als üblich (DWD). Norddeutschland und insbesondere Niedersachsen kämpfte im Winter 2023/24 bereits mit den Wassermassen, im Juni traf es viele Teile Süddeutschlands. Der Septemberregen brachte gravierende Überschwemmungen in unseren Nachbarländern Österreich, Tschechien, Polen, Rumänien und die Slowakei. Gleichzeitig kämpften in den Jahren zuvor die Menschen mit langanhaltenden Dürreperioden und sinkenden Grundwasserspiegeln (LfU). Insbesondere in Franken gingen die Grundwasserstände enorm zurück und ausbleibender Regen im Frühjahr und Sommer führten zu Ernteausfällen in der Landwirtschaft.
Insgesamt zeigt sich bei der Menge des durchschnittlichen Jahresniederschlags keine eindeutige Tendenz. Die jährliche Niederschlagsmenge bleibt im Wesentlichen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 konstant bzw. hat sich sogar leicht erhöht (UBA). Wie lassen sich dann aber Dürren und Überschwemmungen erklären? Was wie ein Widerspruch klingt, begründet sich durch den Klimawandel:
Der Jahresniederschlag wird insgesamt unregelmäßiger. Während in den Sommermonaten längere Trockenperioden zu beobachten sind, häufen sich in anderen Monaten Starkregenereignisse und ergiebiger Dauerregen. Jahrhundertereignisse wie Dürren und Überschwemmungen werden laut der Attributionsstudie des DWD somit eher alle 30 Jahre und in einer höheren Intensität auftreten.
Wasserressourcen unter Druck: Grundwasser
Bayern deckt etwa 92 Prozent seines Trinkwasserbedarfs aus Grundwasser. Darum lohnt sich ein etwas genauerer Blick auf das wertvolle Nass im Boden. Grundwasser entsteht überwiegend durch die Versickerung der Niederschläge. Das regenreiche Jahr 2024 war für die Grundwasserneubildung ein Segen. Durchschnittlich fielen gegenüber dem langjährigen Mittel in Bayern pro Quadratmeter 292 Liter mehr Niederschlag – ein Plus von 30 Prozent (Statista | LfU).
Das darf aber nicht über den Zeitraum 2003 bis 2022 hinwegtäuschen, in welchem die niedrigsten Grundwasserneubildungsraten des gesamten Beobachtungszeitraums verzeichnet wurden (LfU).
Die Temperatur in Bayern hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. Seit 1951 stieg die Durchschnittstemperatur im langjährigen Mittel um 2,04 °C (DWD). Höhere Temperaturen führen zu vermehrter Verdunstung des gefallenen Regens über Boden und Pflanzen. Es versickert weniger Regen, die Grundwasserneubildung wird erschwert. Gerade ein warmes Frühjahr mit wenig Bewuchs oder ein sehr trockener Sommer führen zu starker Verdunstung.
Trifft intensiver Regen zum Beispiel durch ein Sommergewitter auf einen völlig ausgetrockneten Oberboden, fließt viel Niederschlag oberirdisch in Flüsse und Seen ab. Das ist beispielsweise in trockenen Sommern der Fall, wenn ein Gewitter mit Starkregen eine Region trifft. Für die Grundwasserneubildung braucht es langanhaltende gemäßigte Regenfälle, damit das Wasser den Boden durchdringen und die unterirdischen Reserven auffüllen kann.
Flüsse und Seen leiden unter hohen Temperaturen
Unregelmäßige Regenfälle und lange Trockenperioden haben auch negative Folgen auf die Oberflächengewässer. Flüsse wie die Donau und der Inn sind zentral für Energieerzeugung, Schifffahrt und Bewässerung. Niedrigwasserphasen beeinträchtigen diese Funktionen erheblich. Gleichzeitig steigt das Risiko für Hochwasser durch Starkregenereignisse, wie sie 2024 in einigen Teilen Bayerns zu beobachten waren. Negativ wirken sich die hohen Temperaturen auch auf die Gewässerökologie und Artenvielfalt aus. Wärmeres Wasser kann weniger Sauerstoff speichern, die Gefahr von Algenblüten steigt und die Lebensbedingungen für heimische Wasserlebewesen verschlechtern sich (UBA).
Klimawandel beeinflusst Wasserqualität
Der Klimawandel beeinflusst auch die Wasserqualität. Häufigere Starkregenereignisse oder Überschwemmungen führen zu vermehrtem Eintrag von Nährstoffen und Schadstoffen in Gewässer, da mehr Oberflächenwasser eingeschwemmt wird. Das verändert die chemische Zusammensetzung von Flüssen und Seen und birgt Gefahren für unser Trinkwasser. Längere Trockenperioden erhöhen die Konzentration von Schadstoffen zusätzlich, da weniger Wasser zur Verdünnung vorhanden ist (UBA).
Schutz für die Wasserressourcen der Zukunft
Die Politik hat die Dringlichkeit der Aufgabe erkannt – benötigt aber auch das Handeln jedes Einzelnen. Auf nationaler Ebene verabschiedete 2023 das Bundesumweltministerium die Nationale Wasserstrategie. Sie bezieht erstmals alle wichtigen Akteure, Maßnahmen und Sektoren rund um das Thema Wasser ein. Bereiche wie Landwirtschaft, Naturschutz, Verwaltung, Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie müssen miteinander agieren, um dem Klimawandel angemessen begegnen zu können.
Auch Bayern hat bereits mehrere Maßnahmen und Gesetze zum Schutz der Wasserressourcen angesichts des Klimawandels eingeführt. Das Programm "Wasserzukunft Bayern 2050" als generationenübergreifendes Projekt, zielt mit den beiden Programmen "PRO Gewässer 2030" (Hochwasserschutz, Ökologie und Sozialfunktion) und "Wassersicherheit 2050" (Trockenheit und Dürre) darauf ab, die Wasserversorgung klimagerecht zu sichern (StMUGV). Zudem wurde im Bayerischen Wassergesetz festgelegt, dass bei der Planung von Hochwasserschutzeinrichtungen die Auswirkungen des Klimawandels angemessen berücksichtigt werden müssen (Gesetze Bayern). Die Überschwemmungen Anfang Juni 2024 in Süddeutschland haben jedoch gezeigt, dass der Klimawandel trotz Warnungen der Wissenschaft, dann doch für Überraschungen sorgt. Trotz aller Schutz- und Anpassungsmaßnahmen bleibt die Begrenzung des Kohlendioxidausstoßes der beste Schutz – auch bei uns in Deutschland.
Der VerbaucherService Bayern spricht sich dafür aus, dass der bereits seit 2018 angekündigte Wassercent eingeführt und nicht durch Ausnahmen und Freimengen „verwässert“ wird. Nach mehreren Ankündigungen der Bayerischen Staatsregierung ist allerdings immer noch keine verbindliche Einführung des Wasserentnahmeentgelds geplant und verzögert sich wohl noch bis 2027. Diese Abgabe, die von jedem Wassernutzer gezahlt werden muss, kommt zweckgebunden ausschließlich der Sicherung unserer wertvollen Ressource Wasser zugute und existiert bereits in 13 von 16 deutschen Bundesländern. (Bayerische Staatszeitung)
Tipps für den Alltag
Auch beim Wasser zählt jede kleine Handlung, um die lebenswichtige Ressource auch weiterhin wie selbstverständlich nutzen zu können. Viel kleine Maßnahmen summieren sich auf:
- Wasser sparen: Beim Duschen, Geschirrspülen oder Wäschewaschen den Wasserverbrauch reduzieren, z.B. durch Spararmaturen und die Nutzung des Eco-Programms
- Keine Schadstoffe ins Abwasser: Medikamente, Chemikalien oder Speisereste gehören nicht in Abfluss oder Toilette. Nutzen Sie Reinigungsmittel sparsam.
- Regenwasser nutzen z.B. durch Regentonne oder Zisterne für Gartenbewässerung und auch als Brauchwasser
- Grüne Flächen fördern: Versiegelung von Flächen vermeiden, Begrünte Dächer, Fassaden und Gärten speichern Wasser und reduzieren den Oberflächenabfluss.
- Bewusster Konsum: Produkte bevorzugen, die weniger Wasser bei der Herstellung verbrauchen oder verschmutzen (z. B. regionale, saisonale und biologisch erzeugte Lebensmittel).
- Energiesparen: Weniger Energieverbrauch reduziert auch den Wasserverbrauch, da Wasser zur Energieerzeugung benötigt wird.
Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern ein Zusammenspiel von politischem Handeln und individuellem Engagement. Klimaschutz bleibt der effektivste Hebel, um Wasserressourcen auch in Zukunft zu sichern.
Weiterführende Informationen
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung: Dürremonitor
Umweltbundesamt: Grundwasser -der unsichtbare Schatz
VSB- Tipp Fassadenbegrünung: Hoch hinaus auf engem Raum
VSB-Tipp: Zwischen Starkregen und Dürre: vorsorgen und Schäden minimieren
VSB-Tipp: Gärten an den Klimawandel anpassen
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