Umwelt
20.09.2024
Nachhaltig Reisen
Dieser Beitrag unserer 4-teiligen Serie zum ökologischen Fußabdruck informiert, wie Verbraucher*innen möglichst umweltschonend verreisen und ihren ökologischen Fußabdruck hierdurch klein halten. Allein die Deutschen, als reisefreudig bekannt, unternehmen jährlich 65 Millionen Reisen mit einer Dauer von mindestens fünf Tagen sowie 74 Millionen Kurzreisen (vir). Die damit einhergehenden Belastungen für die Umwelt sind nicht zu unterschätzen, der Tourismus gilt als Mitverursacher des Klimawandels.
Rund acht Prozent aller klimaschädlichen Emissionen weltweit gehen zu Lasten des Tourismus, obwohl nur ein geringer Teil der Weltbevölkerung tatsächlich reist (Lenzen et al.). Für den ökologischen Fußabdruck entscheidend sind sowohl die mit einer Reise verbundenen CO2-Emissionen, als auch die dadurch beanspruchten Flächen.
Tipps für eine nachhaltige Urlaubwahl
Bevor Verbraucher*innen in den Urlaub starten oder diesen buchen, helfen folgende Fragen und Tipps bezüglich des Urlaubsziels, der Aufenthaltsdauer und der Mobilität in Sachen Nachhaltigkeit nachzujustieren:
- Welche Erwartungen haben Sie an die Reise? Ist es nötig, besonders weit zu reisen oder ist ein Urlaub zu Hause oder in der Region auch eine Alternative?
- Steht die Reisestrecke in einem sinnvollen Verhältnis zur Aufenthaltsdauer? Faustregel: Ein Tag Aufenthalt je 100 Kilometer Entfernung.
- Mobilität: Nutzen Sie vor Ort öffentliche Verkehrsmittel. An vielen Orten gibt es bereits gratis Angebote. Laufen und Fahrrad fahren ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch für die Gesundheit.
- Planen Sie Ihre Tagesausflugsziele: Häufig gibt es im Nahbereich attraktive Möglichkeiten, die Fahrten zu entfernten Orten ersparen.
Die Freizeitaktivitäten vor Ort beeinflussen auch den ökologischen Fußabdruck. Wandern, Radfahren und Baden sind in der Regel ökologisch gut verträgliche Tätigkeiten. Dagegen erfordern Skifahren auf künstlich beschneiten Pisten, Golfplätze und Pools, besonders in trockenen Regionen, große Flächen und große Mengen an Wasser und Energie.
Nutzen Sie die Beratung und Angebote nachhaltig arbeitender Reiseunternehmen. Label und Zertifikate helfen, Reiseanbieter und Unterkünfte zu finden, die hohe Umweltstandards bei Energie- und Wasserverbrauch, sowie durch Nutzung ökologischer Produkte erfüllen. Informieren Sie sich bei Label Online, welche Zeichen empfehlenswert sind.
Klimafreundliche An- und Abreise
- Reisen Sie wenn möglich mit Bus und Bahn.
- Bei langen Autoreisen möglichst spritsparend mit konstanter Geschwindigkeit fahren.
- Wichtig: Beladen Sie das Fahrzeug nicht zu voll. Prüfen Sie vor der Abfahrt, ob der Reifendruck dem Wert für Vollbeladung entspricht.
Mit der Wahl des Verkehrsmittels für die An- und Abreise beeinflussen Verbraucher*innen effektiv ihren ökologischen Fußabdruck. 75 Prozent aller dem Tourismus zuzurechnenden CO2-Emissionen verursacht der Verkehr. Davon gehen 40 Prozent auf Flugverkehr, 32 Prozent auf Autoverkehr und drei Prozent auf Bus- und Bahnreisen zurück.
Durchschnittliche Emissionen verschiedener Verkehrsmittel
Flugzeug | 238 g CO2 |
Auto | 166 g CO2 |
Reisebus | 93 g CO2 |
Zug Nahverkehr | 58 g CO2 |
Zug Fernverkehr | 31 g CO2 |
E-Bike | 3 g CO2 |
Daten: Umweltbundesamt 2022 angegeben sind Gramm pro Personenkilometer
Klimaschädlich: Flugreisen und Schiffskreuzfahrten
Besonders umweltschädlich sind Flugreisen und Schiffskreuzfahrten. Fliegen ist die energieintensivste und klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Dem Umweltbundesamt zufolge setzen wir bei einem Hin- und Rückflug von Deutschland auf die Kanarischen Inseln pro Person rund 1800 Kilogramm CO2 frei. Das entspricht der Menge, die ein vollbesetzter Mittelklassewagen auf einer Strecke von 45.000 Kilometern verursacht.
- Fliegen Sie nicht mehr als nötig.
- Vermeiden Sie Kurzstreckenflüge und Kurztrips mit dem Flugzeug.
- Bevorzugen Sie Nonstop-Flüge. Start und Landung verursachen zusätzliche Emissionen.
- Den Flieger möglichst nur für lange Strecken nutzen, das heißt ab einer Entfernung von über 1.000 Kilometern.
- Besser für die Umwelt: Seltener fliegen, dafür länger vor Ort zu bleiben.
Auch der Trend zu Kreuzschifffahrten ist ungebrochen. 2023 verbrachten rund 32 Millionen Passagiere weltweit, davon 3,7 Millionen Deutsche, ihren Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff (Statista). Ein neuer Höchstwert. Diese belasten die Umwelt erheblich. Trotz Klima-Bemühungen der Kreuzfahrtbranche beklagt das NABU-Kreuzfahrt Ranking 2024 weiterhin steigende Emissionen. Norwegische Reedereien fahren im Vergleich am klimafreundlichsten, nicht zuletzt durch strenge politische Vorgaben Norwegens und dem daraus resultierenden Innovationsdruck.
CO2-Emissionen kompensieren – Ausgleichszahlungen in Klimaprojekte
Für Fernreisen mit dem Flugzeug und dem Kreuzfahrtschiff gibt es keine umweltfreundlichen Alternativen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, für die verursachten Emissionen Ausgleichszahlungen zu tätigen. Dabei wird ein Betrag gezahlt, der sich in Abhängigkeit von der Entfernung errechnet und in Klimaschutzprojekte fließt.
Wichtig ist, den Anbieter sorgfältig auszuwählen: Achten Sie darauf, wie dieser die entstandenen Klimagase berechnet, ob er beispielsweise neben CO2 auch andere klimawirksame Effekte wie Wolkenbildung sowie die Emission von Partikeln in großer Höhe berücksichtigt. Dass die Organisationen das Geld in qualitativ hochwertige Klimaschutz-Projekte investieren, garantieren beispielsweise internationale Standards wie Gold Standard, Clean Development Mechanism oder Verified Carbon Standard. Weitere Informationen finden Sie beim Umweltbundesamt.
Nachhaltige Unterkunft
Die Wahl der Unterkunft bietet eine weitere Möglichkeit, Ressourcen einzusparen. Mit dem Ausbau des Tourismus und der explodierenden Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten zu Saison-Spitzenzeiten geht der Flächenverbrauch für die Bereitstellung von touristischer Wohn- und Infrastruktur einher. Wir belasten die begrenzt vorhandenen Güter Boden und Natur, die der Erholung dienen sollen, unverhältnismäßig stark.
- Achten Sie auf eine nachhaltige Bau- und Wirtschaftsweise Ihrer Unterkunft.
- Weichen Sie – wenn möglich – auf die Nebensaison aus.
Vergleichsweise flächensparend sind Camping-Urlaube oder Angebote wie „bett + bike“ für Fahrradfahrer. Möglichkeiten, das eigene Zuhause zu tauschen oder zu teilen, finden sich auf Internet-Plattformen und ersparen die Notwendigkeit, zusätzliche Unterkünfte zu errichten. Bei Übernachtung in Hotels, Gasthäusern und Pensionen ist eine nachhaltige Wirtschaftsweise entscheidend. Dazu gehören unter anderem die Häufigkeit des Wäschewechsels, die Vermeidung vorportionierter Lebensmittel beim Essensangebot sowie Strategien zur Müllvermeidung, zum klimafreundlichen Heizen und zum Einsparen von Wasser.
Im Rahmen der Energiekampagne des Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verbands DEHOGA wurde ein „Umweltcheck“ entwickelt – eine Umweltzertifizierung in Gold, Silber und Bronze -, die auf Überprüfung konkreter Verbrauchswerte für Energie und Wasser, des Abfallaufkommens und des Einsatzes regionaler Lebensmittel basiert. Nähere Informationen einschließlich einer Liste ausgezeichneter Betriebe finden Sie unter DEHOGA-Umweltcheck.
Leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, indem Sie während Ihres Aufenthalts sparsam mit den Ressourcen umgehen.
Nachhaltige Ernährung vor Ort
Um Gäste mit ihren gewohnten Nahrungsmitteln aus der Heimat zu versorgen, bedarf es häufig einer Anlieferung über weite Strecken.
- Versorgen Sie sich mit Lebensmitteln aus der Urlaubsregion und sparen Sie Energie und Emissionen durch lange Transportwege.
- Reduzieren Sie durch den Einkauf regionaler Produkte, besonders auf Märkten, Verpackungsmüll.
Quellen und weiterführende Informationen:
Umweltbundesamt: Urlaub und Umweltschutz: So geht nachhaltiges Reisen