Umwelt
07.11.2024
Nachhaltige Ernährung für Mensch und Umwelt
Die Ernährung verursacht etwa ein Drittel (31 Prozent) unseres ökologischen Fußabdrucks. Damit macht sie in Deutschland den größten Anteil am Ressourcenverbrauch aus. Gleichzeitig legen Verbraucher*innen in Deutschland bei der Ernährung immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit (BMEL). Doch wie gelingt eine Ernährungsweise, die gut für den Menschen und unseren Lebensraum ist? Erfahren Sie, wie sich der ökologische Fußabdruck möglichst klein halten lässt.
Win-Win durch pflanzenbasierte Ernährung – Planetary Health Diet
Während in Industrienationen Fettleibigkeit und ernährungsbedingte Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen, herrscht in von Armut geprägten Ländern Hunger und Unterernährung. Der Schlüssel zur Lösung dieser weltweiten Probleme sowie zu einer ressourcenschonenden Landwirtschaft sieht die EAT-Lancet-Kommission in einer pflanzenbetonten Ernährungsweise. 2019 stellte dieses Gremium, bestehend aus internationalen Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete, die Planetary Health Diet vor. Ziel ist es hierbei, bis 2050 die Weltbevölkerung nachhaltig und gesund zu ernähren, ohne die natürlichen Ressourcen übermäßig zu belasten.
Im Mittelpunkt der Ernährung stehen vor allem pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse und gesunde Pflanzenöle. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch und Eier sollen nur in geringen Mengen konsumiert werden, da deren Herstellung erhebliche Mengen an Wasser, Energie und Land erfordert und hohe CO2-Emissionen verursacht. Stark verarbeitete Lebensmittel, insbesondere solche mit viel Zucker oder Weißmehl, sollten weitgehend vermieden werden. Ebenso empfiehlt die EAT-Lancet-Kommission, rotes Fleisch aufgrund seiner negativen Umweltauswirkungen deutlich einzuschränken. Weiterführende Informationen im VSB-Ernährungstipp.
Ernährungsgewohnheiten in Deutschland
Auch in Deutschland rückt eine nachhaltige Ernährungsweise verstärkt in den Fokus. Verbraucher*innen konsumierten 2023 beispielsweise pro Kopf 9,3 Kilogramm weniger Fleisch als noch im Jahr 2019 (BLE). Mit 51,6 Kilogramm pro Kopf im Jahr liegt dieser Wert allerdings noch deutlich über der aktualisierten Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die pro Woche 300 Gramm Fleisch und somit im Jahr 15,6 Kilogramm propagiert. Sie hebt hervor, dass eine nachhaltige Ernährung zu etwa 75 Prozent aus pflanzlichen und nur zu 25 Prozent aus tierischen Lebensmitteln bestehen sollte. Dies berücksichtigt auch die Reduzierung von Fleisch- und Milchkonsum und den vermehrten Einsatz pflanzlicher Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Die DGE gewichtet damit den ökologischen Aspekt unserer Ernährung stärker als in früheren Empfehlungen, dabei bleibt die menschliche Gesundheit dennoch im Blick.
Darum sind pflanzliche Nahrungsmittel nachhaltiger
Unserer Ernährungsweise hat einen enormen Einfluss auf den Flächenbedarf zur Erzeugung unserer Nahrungsmittel. Laut WWF beansprucht die Erzeugung tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Eier und Futtermittel 75 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche.
Der Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte, das heißt eine vegane Ernährungsweise, hat demnach den größten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck. Damit ließen sich knapp 50 Prozent der Fläche einsparen. Bereits eine vegetarische Ernährung spart 46 Prozent der Fläche und die flexitarische Ernährungsweise 18 Prozent ein. Auch kleine Änderungen bewirken demnach viel in Bezug auf die Verkleinerung des persönlichen ökologischen Fußabdrucks. Ein kompletter Verzicht ist nicht nötig – aber eine deutliche Verschiebung der Ernährungsgewohnheiten in Richtung pflanzlicher Lebensmittel kommt der Gesundheit, dem Tierwohl sowie der Umwelt zugute.
Auch bei den Treibhausgasemissionen schneiden pflanzliche Nahrungsmittel deutlich besser ab als tierische Produkte. Fleisch und andere Tierprodukte machen 69 Prozent der ernährungsbedingten Emissionen aus. Fisch hat mit 0,5 Prozent einen sehr geringen Anteil.
Außerdem entstehen bei der Umwandlung von pflanzlichem Futter in tierisches Protein erhebliche Verluste. Nur etwa 10 bis 35 Prozent der eingesetzten Nahrungsenergie kommen beim Menschen an. Fleisch- und Milchprodukte liefern trotz des hohen Flächeneinsatzes nur 18 Prozent aller Kalorien. Es ist somit wesentlich effizienter, die Pflanzen direkt zu verzehren.
Fünf entscheidende Kriterien
Ob pflanzlich oder tierisch: Beim Lebensmittelkauf spielen Qualität, Herkunft und Herstellungsweise eine entscheidende Rolle. Um den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten, sind fünf Kriterien von besonders großer Bedeutung:
- Pflanzliche Lebensmittel bevorzugen
- Einkauf ökologisch erzeugter Nahrungsmittel
- Auf Region und Saison achten und gegebenenfalls fair gehandelte Lebensmittel wählen
- Wenig verarbeitete Lebensmittel bevorzugen
- Beim Einkauf und bei der Zubereitung auf Ressourcenschonung achten (Lebensmittel- und Verpackungsmüll reduzieren, Energie sparen, Einkaufswege optimieren)
Durch die Unterstützung nachhaltiger Ernährungsinitiativen engagieren sich Verbraucher*innen zusätzlich für das Thema. Beispiele dafür sind Initiativen wie Urban Gardening, Foodcoops, Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften oder die Höfe solidarischer Landwirtschaft.
Weiterführende Informationen
VSB-Umwelttipp „Lebensmittel bewusst wählen – gesund und klimafreundlich“
Umweltbundesamt: Nachhaltige Ernährung konkret: Mit den neuen Empfehlungen der DGE auch für die „planetare Gesundheit“ sorgen
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2024): Was isst Bayern? Bayerische Ernährungsstudie