Umwelt

21.07.2019, Wie groß ist Ihr ökologischer Fußabdruck? - Teil 4

Nachhaltiger Urlaub

Der letzte Beitrag unserer 4-teiligen Serie zum ökologischen Fußabdruck informiert, wie Sie möglichst umweltschonend verreisen und Ihren ökologischen Fußabdruck klein halten können.

Nachhaltiger UrlaubFoto: © LeeSeongSil - Pixabay.com

Allein die Deutschen, als reisefreudig bekannt, unternehmen jährlich 70 Millionen Reisen mit einer Dauer von mindestens fünf Tagen sowie 70 Millionen Kurzreisen und Tagesausflüge. Die damit einhergehenden Belastungen für die Umwelt sind nicht zu unterschätzen, der Tourismus gilt durchaus als Mitverursacher des Klimawandels. Rund acht Prozent aller klimaschädlichen Emissionen weltweit gehen zu seinen Lasten, obwohl nur ein geringer Teil der Weltbevölkerung tatsächlich reist. Für den ökologischen Fußabdruck entscheidend sind sowohl die mit einer Reise verbundenen CO2-Emissionen als auch die dadurch beanspruchten Flächen.

Nachhaltige Wahl: Urlaubsziel, Aufenthaltsdauer, Mobilität

  • Welche Erwartungen haben Sie an die Reise? Ist es wirklich nötig, besonders weit zu reisen oder ist ein Urlaub zu Hause oder in der Region auch eine Möglichkeit?
  • Steht die Reisestrecke in einem sinnvollen Verhältnis zur Aufenthaltsdauer? Faustregel: Ein Tag Aufenthalt je 100 Kilometer Entfernung.
  • Mobilität: Nutzen Sie vor Ort öffentliche Verkehrsmittel. An vielen Orten gibt es bereits gratis Angebote. Laufen Sie wenn möglich und fahren Sie Fahrrad – dies ist nicht nur für die Umwelt sondern auch für die Gesundheit gut.
  • Planen Sie Ihre Tagesausflugsziele: Häufig gibt es im Nahbereich attraktive Möglichkeiten, die Fahrten zu entfernten Orten ersparen.

Ihre Freizeitaktivitäten vor Ort beeinflussen auch den ökologischen Fußabdruck. Wandern, Radfahren und Baden sind in der Regel ökologisch gut verträgliche Tätigkeiten. Dagegen erfordern Skifahren auf künstlich beschneiten Pisten, Golfplätze und Pools, besonders in trockenen Regionen, große Flächen und große Mengen an Wasser und Energie.

Nutzen Sie die Beratung und Angebote nachhaltig arbeitender Reiseunternehmen. Label und Zertifikate helfen, Reiseanbieter und Unterkünfte zu finden, die hohe Umweltstandards bei Energie- und Wasserverbrauch, sowie durch Nutzung ökologischer Produkte erfüllen. Informieren Sie sich bei Label Online, welche Zeichen empfehlenswert sind.

Nachhaltige An- und Abreise

Mit der Wahl des Verkehrsmittels für die An- und Abreise beeinflussen Verbraucherinnen und Verbraucher ihren ökologischen Fußabdruck sehr effektiv. 75 Prozent aller dem Tourismus zuzurechnenden CO2-Emissionen verursacht der Verkehr. Davon gehen 40 Prozent auf Flugverkehr, 32 Prozent auf Autoverkehr und 3 Prozent auf Bus- und Bahnreisen zurück.

  • Reisen Sie wenn möglich mit Bus und Bahn.
  • Bei langen Autoreisen möglichst spritsparend mit konstanter Geschwindigkeit fahren.
  • Wichtig: Laden Sie das Fahrzeug nicht zu voll. Prüfen Sie vor der Abfahrt, ob der Reifendruck dem Wert für Vollbeladung entspricht.

Klimaschädlich: Flugreisen und Schiffskreuzfahrten

Besonders umweltschädlich sind Flugreisen und Schiffskreuzfahrten. Fliegen ist die energieintensivste und klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Dem Umweltbundesamt zufolge setzen wir bei einem Hin- und Rückflug von Deutschland auf die Kanarischen Inseln pro Person ca. 1800 Kilogramm CO2 frei. Das entspricht der Menge, die ein vollbesetzter Mittelklassewagen auf einer Strecke von 45.000 Kilometern verursacht.

  • Fliegen Sie nicht mehr als nötig.
  • Vermeiden Sie Kurzstreckenflüge und Kurztrips mit dem Flugzeug.
  • Den Flieger möglichst nur für lange Strecken nutzen, das heißt ab einer Entfernung von über 1.000 Kilometern.
  • Besser für die Umwelt: Seltener fliegen, dafür länger vor Ort zu bleiben.

Auch Kreuzschifffahrten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. 2017 verbrachten 22 Millionen Passagiere weltweit, davon 2 Millionen Deutsche, ihren Urlaub auf einem von 300 Kreuzfahrtschiffen. Diese belasten die Umwelt erheblich. Im Kreuzfahrt Ranking 2018 von NABU erreicht nur ein Kreuzfahrtschiff von siebenundsiebzig beurteilten die höchste Bewertung. Es fährt mit Flüssiggas, während die übrigen Schiffe umweltbelastendes Schweröl verbrauchen.

Eine Grafik des Magazins Fairkehr vergleicht die CO2-Emissionen der verschiedenen Verkehrsmittel pro Person und Kilometer:

  • 300 g Kreuzfahrtschiff
  • 111 g Flugzeug
    bzw. 333 g (Abgase in großer Höhe dreimal klimaschädlicher als in Bodennähe)
  • 145 g Wohnmobil mit zwei Personen
  • 92 g PKW mit zwei Personen
  • 30 g Bahn
  • 21 g Reisebus

CO2-Emissionen kompensieren – Ausgleichszahlungen in Klimaprojekte

Für Fernreisen mit dem Flugzeug und dem Kreuzfahrtschiff gibt es keine umweltfreundlichen Alternativen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, für die verursachten Emissionen Ausgleichszahlungen zu tätigen. Dabei wird ein Betrag gezahlt, der sich in Abhängigkeit von der Entfernung errechnet und in Klimaschutzprojekte fließt.

Wichtig ist, den Anbieter sorgfältig auszuwählen: Achten Sie darauf, wie dieser die entstandenen Klimagase berechnet, ob er beispielsweise neben CO2 auch andere klimawirksame Effekte wie Wolkenbildung sowie die Emission von Partikeln in großer Höhe berücksichtigt. Dass die Organisationen das Geld in qualitativ hochwertige Klimaschutz-Projekte investieren, garantieren beispielsweise internationale Standards wie Gold Standard, Clean Development Mechanism oder Verified Carbon Standard. Weitere Informationen finden Sie beim Umweltbundesamt.

Nachhaltige Unterkunft

Die Wahl der Unterkunft bietet eine weitere Möglichkeit, Ressourcen einzusparen. Mit dem Ausbau des Tourismus und der explodierenden Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten zu Saison-Spitzenzeiten geht der Flächenverbrauch für die Bereitstellung von touristischer Wohn- und Infrastruktur einher. Wir belasten die begrenzt vorhandenen Güter Boden und Natur, die der Erholung dienen sollen, unverhältnismäßig stark.

  • Achten Sie auf eine nachhaltige Bau- und Wirtschaftsweise Ihrer Unterkunft.
  • Weichen Sie – wenn möglich – auf die Nebensaison aus.

Vergleichsweise flächensparend sind Camping-Urlaube sowie Angebote wie „rent a sofa“ oder „bett + bike“ für Fahrradfahrer. Möglichkeiten, das eigene Zuhause zu tauschen oder zu teilen, finden sich auf Internet-Plattformen und ersparen die Notwendigkeit, zusätzliche Unterkünfte zu errichten. Bei Übernachtung in Hotels, Gasthäusern und Pensionen ist eine nachhaltige Wirtschaftsweise entscheidend. Dazu gehören unter anderem die Häufigkeit des Wäschewechsels, die Vermeidung vorportionierter Lebensmittel beim Essensangebot sowie  Strategien zur Müllvermeidung, zum klimafreundlichen Heizen und zum Einsparen von Wasser.

Im Rahmen der Energiekampagne des Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verbands DEHOGA wurde ein „Umweltcheck“ auf den Weg gebracht – eine Umweltzertifizierung in Gold, Silber und Bronze -, die auf Überprüfung konkreter Verbrauchswerte für Energie und Wasser, des Abfallaufkommens und des Einsatzes regionaler Lebensmittel basiert. Nähere Informationen einschließlich einer Liste ausgezeichneter Betriebe finden Sie unter DEHOGA-Umweltcheck.

Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, indem Sie selbst während Ihres Aufenthalts sparsam mit den Ressourcen umgehen.

Eine Grafik des Magazins Fairkehr vergleicht die CO2-Emissionen der verschiedenen Unterkünfte pro Übernachtung:

  • 169 kg Kreuzfahrtschiff
  • 21 kg Hotel/Motel
  • 15 kg Ferienwohnung
  • 8 kg Pension
  • 2 kg Zelt

Nachhaltige Ernährung vor Ort

Um Gäste mit ihren gewohnten Nahrungsmitteln aus der Heimat zu versorgen, bedarf es oft einer Anlieferung über weite Strecken.

  • Versorgen Sie sich mit Lebensmitteln aus der Urlaubsregion und sparen Sie Energie und Emissionen durch lange Transportwege.
  • Reduzieren Sie durch den Einkauf regionaler Produkte, besonders auf Märkten, Verpackungsmüll.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

BR: Wie unsere Reiselust das Klima killt
NABU: Kreuzfahrtranking 2018
Umweltbundesamt: Umweltschutz auf Reisen
Umweltbundesamt: Urlaubsreisen - Gewusst wie
Utopia: 11 Dinge, die jeder über Kreuzfahrten wissen sollte
WWF: Urlaubstipps