Umwelt

08.02.2018, 250 kg Papier pro Jahr und Kopf

Papierverbrauch steigt trotz Digitalisierung

Jeder Deutsche verbraucht im Durchschnitt pro Jahr 250 kg Papier. Damit konsumieren wir fast die fünffache Menge eines durchschnittlichen Erdenbürgers, der pro Jahr und Kopf nur 57 kg nutzt. Ökologisch gesehen ist dieser Verbrauch nicht tragbar und hat weitreichende Folgen.

Papierverbrauch steigt trotz DigitalisierungFoto: © alphaspirit - Fotolia.com

Papierverbrauch im internationalen Vergleich

Deutschland liegt beim mengenmäßigen Gesamt-Papierverbrauch auf Platz vier der Weltrangliste. Nur China, die USA und Japan verbrauchen mehr Papier als Deutschland. Betrachtet man jedoch den jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch, liegt Deutschland mit 250 kg sogar deutlich über dem der Chinesen mit nur rund 69 kg (Forum Ökologie und Papier FÖP).
 

Papierherstellung in Deutschland

Hierzulande geht der Mammut-Anteil der Papierproduktion laut dem Verband deutscher Papierhersteller mit 50 Prozent in die Verpackungsindustrie. Dieser Zweig stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und ist vor allen dem wachsenden Onlinehandel zuzuschreiben. (Umweltbundesamt UBA)

Auf die Kategorie Zeitschriften, Büropapiere, Zeitungen und Bücher entfallen 38 Prozent der Papierherstellung in Deutschland. Das noch in den 1990er Jahren prognostizierte papierlose Büro ist in weite Ferne gerückt.

Die mengenmäßig kleinsten Bereiche bilden das Hygienepapier und Spezialpapiere mit jeweils 6 Prozent. Das Hygienepapier macht allerdings immer noch 15 kg pro Kopf und Jahr für jeden Deutschen aus. Besonders bedenklich ist es, weil Toilettenpapier, Küchen- und Taschentücher etc. als reines Wegwerfprodukt eingesetzt werden. Eine Wiederverwendung als Altpapier ist nicht möglich.

Gleichzeitig schrumpft der Recyclinganteil in Hygienepapieren. 1996 wurden noch 68 Prozent Recyclingfasern verarbeitet, 2015 nur noch 48 Prozent. (Verband deutscher Papierhersteller VDP)

Wie wirkt sich das auf unsere Umwelt aus?

Die größte Umweltbelastung entsteht bei der Aufbereitung des Holzes zu Zellstoff, also der Rohstoffgewinnung. Dazu sind große Mengen an Holz, Energie und Wasser nötig und die verwendeten Chemikalien belasten das Abwasser.

Holz als Ausgangsmaterial für die Papierherstellung gilt als nachwachsender Rohstoff und damit als klimaneutral und ökologisch gut. Allerdings stammt das Holz nicht immer aus legalen Einschlägen und in vielen Ländern sind Kahlschläge die gängige Praxis. In Brasilien beispielsweise stammen viele Bäume aus riesigen Eukalyptus-Monokulturen, entstanden aus Kahlschlägen tropischen Urwalds. Diese „Zellstoffplantagen“ weisen keine biologische Vielfalt auf und können wesentlich weniger CO2 speichern als die Ursprungswälder.

Deutschland nutzt nur wenig eigene Wälder sondern importiert 80 Prozent seines Zellstoffs aus anderen Ländern. Fast ein Viertel davon aus Brasilien. Weltweit wird jeder zweite industriell genutzte Baum für die Papierherstellung gefällt. Schätzungen zufolge stammen 20 Prozent davon aus Urwäldern. (Forum Ökologie und Papier)

Die Vorteile von Recyclingpapier

Bei der Verwendung von Altpapier, wie in Recyclingpapier, entfällt die ökologisch belastende Zellstoffproduktion.

Vorurteile gegenüber Recyclingpapier halten sich jedoch hartnäckig. Schlechte Qualität, Verschmutzungen im Drucker, geringer Weißegrad und verlaufende Tinte waren Probleme bei den ersten Recyclingpapieren in den 80er Jahren. Doch mittlerweile steht modernes Recyclingpapier dem Frischfaserpapier in nichts mehr nach. Es ist  häufig zwar teurer, was aber nicht auf den Herstellungsprozess sondern die geringere Nachfrage zurückzuführen ist.

Gerade im Bereich der Schulhefte liegt der Recyclinganteil aktuell nur noch bei 5 bis 10 Prozent. Anfang der 1990er Jahre lag er je nach Region bei 50 bis 70 Prozent (VZ NRW).

Um Zellstoff aus Holz herzustellen, müssen die Holzhackschnitzel über mehrere Stunden bei 190 °C mit Lösungsmitteln wie Natronlauge und Natriumsulfid gekocht werden. Recyclingpapier spart gegenüber Papier aus frischen Fasern 60 Prozent Energie und sogar 70 Prozent Wasser ein. Damit liegen die ökologischen Vorteile klar auf der Hand. Deutschland hat einen hohen Altpapieranteil in Zeitungen und Pappen. Diese bestehen zu 100 Prozent aus recyceltem Papier. Ganz anders bei Büropapieren und Zeitschriften. Dort liegt der Recyclinganteil  bei nur 30 Prozent. Am umweltfreundlichsten ist natürlich, den Papierverbrauch zu minimieren.

Papier sparen – der Umwelt zuliebe

  • Nutzen Sie Papier mit dem „Blauen Engel“.
    Dieses Siegel ist das ökologisch anspruchvollste im Bereich Papier und garantiert 100% Altpapier.
  • Ein Aufkleber „Bitte keine Werbung und kostenlose Zeitungen“ auf dem Briefkasten spart unerwünschte Werbung und eine Menge Papiermüll.
  • Lassen Sie sich in die Robinsonliste eintragen (www.robinsonliste.de)
    Diese schützt vor adressierter Werbung.
  • Probieren Sie digitale Lösungen aus. Notizen lassen sich beispielsweise problemlos in das Handy diktieren.
  • Duplexfunktionen am Drucker und digitale Ablage sparen Papier im Büro.
  • Holzfreies Papier ist ein irreführender Begriff. Im Gegenteil: dieses Papier enthält zu 100 Prozent frische Holzfasern. Nur der Anteil an Lignin, der dem Holz die Festigkeit gibt, im Papier aber zu minderwertiger Ware führt, liegt hier unter 5 Prozent.
  • Verzichten Sie auf Einweg-Pappbecher und Essen „to go“.
  • Nutzen Sie umweltfreundliche Versandmethoden wie z.B. die Möglichkeit, gebrauchte Kartons zu wählen. Geben Sie möglichst Sammelbestellungen auf und vermeiden Sie Rücksendungen.
  • Waschbare Küchentücher und Lappen ersetzen die Küchenrolle.
  • In vielen arabischen und asiatischen Ländern wird kein Toilettenpapier benötigt. Wasser ersetzt hier das Toilettenpapier. Über die Alternative Dusch-WC oder Bidet könnte man auch hierzulande nachdenken (https://utopia.de/ratgeber/alternativen-zu-toilettenpapier/).

 

Quellen:

Verband deutscher Papierhersteller: Papier 2017 Ein Leistungsbericht
https://www.vdp-online.de/industrie/statistik/lb-anfordern.html
https://www.vdp-online.de/fileadmin/Datensammlungen/Publikationen/Papier_kompakt_DE.pdf

https://www.vdp-online.de/fileadmin/Datensammlungen/Statistik/2016/Kompass_deutsch.pdf

Umweltbundesamt
https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#textpart-1
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/papier_-_wald_und_klima_schuetzen-reichart_1.pdf

Forum Ökologie und Papier
www.urgewald.org/kampagne/papier
www.papiernetz.de