Umwelt
09.11.2023
Radfahren im Winter - sicher und gesund ans Ziel
Wer mit dem Fahrrad fährt, ist schlechter Witterung direkt ausgesetzt. Infolge des Klimawandels nimmt die Anzahl der Tage mit Schnee, Eis und Frost ab und Radfahren wird in den Wintermonaten attraktiver. Das Fortbewegungsmittel ist gesund, preiswert und umweltfreundlich. Auf kurzen Strecken im Stadtverkehr ist das Rad zudem das schnellste Verkehrsmittel. Wir informieren, worauf es in der dunklen Jahreszeit zu achten gilt.
Gute Sichtbarkeit ist das A und O
Bis Dezember werden die Tage kürzer und Radfahrer*innen sind vermehrt bei Dunkelheit unterwegs. Dunkelheit, Dämmerung und Nebel schränken die Sichtweite von Autofahrer*innen erheblich ein. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen, zum Beispiel auf Waldstrecken, sind dunkel gekleidete Radfahrer*innen nur schwer zu erkennen.
Bei einer Vollbremsung hat ein Pkw bei Geschwindigkeit von 50 km/h einen Anhalteweg von knapp 30 Metern. Eine dunkel gekleidete Person ist bei schlechten Lichtverhältnissen erst auf eine Entfernung von 25 bis 30 Metern erkennbar, bei heller Kleidung erhöht sich der Abstand auf bis zu 50 Meter. Noch besser sind Reflektoren, die bereits aus einer Entfernung von etwa 130 Metern sichtbar sind (DGVU).
Eine funktionierende Fahrradbeleuchtung und Reflektoren sind bei Fahrrädern Pflicht. Wichtig ist aber, zusätzlich auf helle Kleidung, leuchtende Farben und Reflektoren zu achten. Tagesleuchtfarben, so genannte Neonfarben, wandeln den für das menschliche Auge unsichtbaren UV-Anteil des Lichts in sichtbares Licht um und sind somit heller als „normale“ Farben, die aufgrund des erhöhten UV-Anteils in der Dämmerung grau wirken (DGVU). Besonders wichtig ist gute Sichtbarkeit auf Landstraßen, auf denen Autofahrer*innen mit höherer Geschwindigkeit unterwegs sind und Fahrradwege fehlen.
Tipp: Wer nur dunkle Kleidung trägt, kann eine Warnweste überziehen und an Armen und Beinen Reflexstreifen mit Klettverschluss anbringen. Auch für Helme gibt es reflektierende Überzieher in Leuchtfarben. Rucksäcke lassen sich mit reflektierenden Aufnähern oder Aufklebern nachrüsten.
Kleidung: Warm und trocken nach dem Zwiebelprinzip
Wer längere Strecken oder größere Anstiege mit dem Rad zurücklegt, sollte weder zu sehr ins Schwitzen kommen noch zu sehr auskühlen. Empfehlenswert ist deshalb Kleidung nach dem Zwiebelprinzip, die je nach Bedarf angepasst werden kann. Funktionsunterwäsche, die Schweiß schnell abtransportiert und den Körper warmhält, gibt es in unterschiedlichen Wärmestufen je nach persönlichem Empfinden und körperlicher Anstrengung.
Hände und Füße sind besonders exponiert und können trotz körperlicher Anstrengung stark auskühlen. Gute Fingerhandschuhe, warme Socken und Winterschuhe halten die Extremitäten warm und trocken. Es gibt auch spezielle Überschuhe, die vor Wind, Regen und Kälte schützen. Wichtig ist zudem, dass Helm und Mütze zusammenpassen und einen guten Sitz garantieren. Jacke und Hose müssen gegebenenfalls vor Wind und Regen schützen. Wer neue Kleidung kauft, sollte PFC-freie Textilien bevorzugen (VSB-Tipp).
Zuverlässige Beleuchtung ist Pflicht
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) schreibt für Räder eine aktive und passive Beleuchtung vor. Ein Fahrrad benötigt Reflektoren nach vorne und hinten sowie zur Seite. Bei Dunkelheit und schlechter Sicht ist es Pflicht, das Fahrradlicht einzuschalten. Erlaubt sind sowohl fest installierte Lichtanlagen als auch abnehmbare Scheinwerfer, die den Anforderungen der StVZO entsprechen (Stiftung Warentest).
Wichtig: Scheinwerfer und Rücklicht müssen konstant leuchten, blinkende Lichter sind als Beleuchtung nicht erlaubt.
Herkömmliche Seitenläufer-Dynamos sind störanfällig und verlieren bei Schnee und Nässe an Reibung. Nabendynamos mit Standlicht sind heutzutage bei höherwertigen Fahrrädern Standard. Sie sind besonders zuverlässig und diebstahlsicher, allerdings sind ihr nachträglicher Einbau und die Reparatur relativ aufwendig und teuer. Fahrräder ohne Dynamo lassen sich leicht nachrüsten mit einer abnehmbaren Lichtanlage, die für den Straßenverkehr zugelassen ist (StVZO-konform) und eine K-Nummer trägt. Abnehmbares Licht muss bei schlechter Sicht montiert werden, sonst droht ein Bußgeld. Bei guter Sicht tagsüber müssen Radfahrer*innen abnehmbare Leuchten nicht mehr mitführen (Stiftung Warentest).
Stiftung Warentest zufolge gibt es insbesondere bei Frontleuchten große Unterschiede: test 09/2020. Die Preisspanne reicht von 20 bis über 100 Euro. Wichtiger als die Beleuchtungsstärke ist das Leuchtbild: Auf dunklen Wegen muss der Lichtkegel die Fahrbahn gut ausleuchten. Ein breites Lichtbild sorgt für mehr Sicherheit. Wer schnell unterwegs ist, sollte bis zu 40 Meter vorausschauen können. Wiederaufladbare Leuchten mit Akku sind umweltfreundlicher als batteriebetriebene. Neben Helligkeit und Lichtkegel sind Leucht- und Ladedauer sowie Handhabung und Haltbarkeit wichtige Kriterien. Je länger die Laufzeit und je kürzer die Ladedauer, desto besser. Bei niedrigen Temperaturen halten Akkus teils deutlich kürzer. Beim Aufladen ist Disziplin gefragt, damit unterwegs nicht plötzlich der Akku leer ist.
Vorausschauend und flexibel fahren – besonders im Winter wichtig
Radfahren im Winter erfordert eine angepasste Geschwindigkeit sowie eine vorausschauende Fahrweise und Planung, um rechtzeitig und flexibel reagieren zu können. Bei Temperaturen unter null Grad bilden sich Eisplatten, aber auch auf nassem Laub droht Rutschgefahr. Vor allem abrupte Bremsmanöver und zu schnelles Fahren in Kurven führen dann schnell zum Sturz.
Besondere Vorsicht ist geboten bei:
- Minusgraden: eine Eisplatte auf der Strecke reicht für einen Sturz. Eingefahrene Rillen in einer gefrorenen Schneedecke machen ein Ausweichen unmöglich.
- Nässe und Schnee: auf nassem Laub und feuchtem Neuschnee besteht Rutschgefahr vor allem in Kurven und beim Bremsen.
- Sturm: herabfallende Äste werden zur Gefahr.
Weiterführende Links
ADFC: Tipps und Empfehlungen fürs Radfahren im Winter
ADAC: Radfahren im Winter: Sicher bei Schnee und Glätte unterwegs