Umwelt

02.09.2020

Rohstofflager Handy

Vor etwa 15 Jahren kamen die ersten Smartphones auf den Markt, heute sind sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. 2019 wurden in Deutschland 23 Millionen dieser Geräte verkauft. Die Zahl der ausrangierten Smartphones und Handys hat sich seit 2015 von 100 auf 200 Millionen verdoppelt. Gründe für die rasante Zunahme der ungenutzten Geräte sind die steigende Ausstattung mit Smartphones und die überwiegend kurzen Nutzungszyklen.

Rohstofflager HandyGrafik © wormundlinke

Auch wenn die Geräte relativ klein sind, stellen sie wertvolle Rohstofflager dar. Allein in einem Mobiltelefon sind rund 60 verschiedene Materialien enthalten. Darunter finden sich kritische Rohstoffe wie Kobalt oder Seltene Erden, die nur begrenzt vorhanden sind oder aus Konfliktregionen stammen. Zudem geht der Abbau oft mit beträchtlichen Belastungen für Mensch und Umwelt einher. Recycling ist wichtig, um die wertvollen Inhaltsstoffe zumindest teilweise wieder zu gewinnen, aber auch um Schadstoffe umweltgerecht zu entsorgen. Noch besser: Geräte möglichst lange nutzen.

Kurze Nutzungszyklen belasten das Klima

Smartphones werden in Europa im Schnitt nur rund drei Jahre genutzt (Europäische Umweltbüro). Über den gesamten Lebenszyklus verursachen alle europäischen Smartphones 14 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Mit 72 Prozent entsteht der Großteil dieser Emissionen durch Produktion, Vertrieb und Entsorgung der Geräte, das heißt außerhalb der eigentlichen Nutzungsperiode. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer um nur ein Jahr würde einer Studie des Europäischen Umweltbüros zufolge gut zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Aus Klimasicht beträgt die sinnvolle Nutzungsdauer eines Smartphones sogar mindestens 25 Jahre.

Schwache Akkus und andere Defekte führen häufig dazu, dass Smartphones zu schnell ausrangiert werden. Für die Lebensdauer von Akkus ist weniger das Alter als vielmehr die Anzahl an Ladezyklen entscheidend. Eine stromsparende Nutzung ist somit eine wesentliche Voraussetzung für eine lange Gebrauchsdauer:

  • Schalten Sie Stromfresser wie GPS oder Bluetooth aus, wenn Sie diese nicht benötigen. Auch Apps, die unbemerkt im Hintergrund aktiv sind, verkürzen die Akkulaufzeit.
  • Die Datenübertragung über Mobilfunk verbraucht mehr Strom als über einen stationären Anschluss. Gehen Sie deshalb möglichst über WLAN ins Internet. Ansonsten WLAN ausschalten, da die ständige Suche nach Netzen in der Umgebung den Stromverbrauch erhöht.
  • Dimmen Sie das Display. Je heller die Bildschirm-Beleuchtung, desto höher der Energieverbrauch.

Beim Kauf auf Nachhaltigkeit setzen

Um die negativen Umweltfolgen zu reduzieren gibt es verschiedene Ansätze: Verantwortungsvolle Materialbeschaffung, faire Arbeitsbedingungen sowie eine lange Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Updates.

Achten Sie bei einem Neukauf auf möglichst nachhaltige Produktion und Reparierbarkeit. Hersteller von Fairphone und Shiftphone beispielsweise setzen auf möglichst nachvollziehbare Herkunft der Rohstoffe, faire Produktion und reparierbares Design. Durch den modularen Aufbau lassen sich Bauteile wie Akku oder Display leicht ersetzen.

Wie gut Smartphones zu reparieren sind, zeigt der Reparierbarkeits-Index von Ifixit. Auch die Stiftung Warentest testet regelmäßig neue Smartphones auf ihre Gebrauchseigenschaften. Im Test 3/2018 wurde zudem überprüft, welche Hersteller regelmäßig Updates zur Verfügung stellen.

Eine umweltfreundliche Alternative zum Neukauf sind gebrauchte Geräte. Wichtig: Kaufen Sie beim Händler und nicht von Privat. So haben Sie Anspruch auf Gewährleistung und im Falle eines Online-Kaufes ein Rückgaberecht. Der Begriff „Refurbished“ bezeichnet vom Händler überholte, gereinigte und geprüfte Smartphones und andere Geräte.

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