Umwelt

01.08.2016, Gestein des Jahres

Sand – knapper Rohstoff unserer Zeit

Sand ist nach Luft und Wasser die am meisten genutzte Ressource unseres Planeten. Er steckt in Computerchips, Kunststoffen, Kosmetik und Glas, wird zur Textilherstellung und in der Baubranche verwendet. Insgesamt gibt es mehr als 200 Nutzungsbereiche für diesen Rohstoff. Der kontinuierliche Abbau bleibt jedoch nicht folgenlos.

Sand – ein begehrter Rohstoff

Sand rückt zunehmend in den Fokus von Umweltverbänden und Wissenschaftlern. Der Bundesverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) kürte Sand deshalb zum Gestein des Jahres 2016. Ökonomisch betrachtet ist um den immer knapper werdenden Rohstoff mittlerweile sogar ein regelrechter Kampf entstanden.

Die UN Umweltbehörde UNEP beziffert in Ihrem Bericht 2014 die globale Abbaumenge auf geschätzte 47 bis 59 Milliarden Tonnen Sand und Kies pro Jahr. Allein für die Betonherstellung - Beton besteht zu zwei Dritteln aus Sand - wurden laut UNEP im Jahr 2012 zwischen 25,9 und 29,6 Milliarden Tonnen Sand und Kies verwendet. Diese Menge würde ausreichen, eine 27m hohe und 27m breite Betonmauer entlang des Äquators zu bauen (vgl. UNEP 2014).

Der enorme Sandverbrauch ist v.a. begründet durch den anhaltenden Bauboom aufstrebender Länder und die eingeschränkte Verwertbarkeit von Wüstensand. Beispielsweise verbaute China in den letzten drei Jahren genauso viel Sand, wie die auch nicht stagnierenden USA in den letzten 100 Jahren (AZ 25.06.2016).

Sand ist aber nicht gleich Sand. Für die industrielle Verwertbarkeit, insbesondere für die Betonherstellung, wird kantiger Sand benötigt. Der rundgeschliffene und feine Wüstensand eignet sich nicht, weil er sich nicht verkeilen kann. Daraus hergestelltes Baumaterial wäre porös und brüchig. So lässt sich erklären, dass Wüstenstaaten wie Dubai für ihre enormen Bauvorhaben wie „The World“ und dem mit 828 m höchsten Wolkenkratzer der Welt „Burj Khalifa“, Sand aus Australien importieren mussten.

Die NASA hat mit eindrücklichen Satellitenbildern die Aufschüttung der künstlichen Inseln dokumentiert: http://climate.nasa.gov/images-of-change#467-artificial-islands-united-arab-emirates

Strände verschwinden

Sand hat sich zu einem Gut entwickelt, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Der illegale Sandabbau an vielen Stränden der Welt, in Flüssen, an Land oder auf hoher See, zieht enorme ökologische und soziale Folgen nach sich. Die Sandmafia lässt in Ländern wie Marokko oder Indien ganze Strände abtragen – zurück bleiben Mondlandschaften.

Doch auch in anderen Teilen der Erde sind die Strände bedroht. Neben dem direkten Sandabbau der Strände spielt auch der Abbau auf hoher See eine Rolle. Mit riesigen Saugrüsseln wird der Meeresboden eingesaugt, samt der dort lebenden Flora und Fauna. Vom Land her rutscht der Sand nach und lässt die Strände schrumpfen. Außerdem fällt der Nachschub aus den Flüssen immer geringer aus. Jahrtausende lang lieferten die Flüsse durch den Transport von Geröll und Kies aus den Gebirgen Sand ins Meer. Doch durch die weltweit über 850 000 Staudämme (BUND) bleibt ein Großteil in den Stauseen zurück. Zusätzlich wird auch der Sand  aus den Flüssen direkt abgebaut.

Viele Staaten begegnen dem Problem schwindender Strände mit Sandaufschüttungen. Miami Beach, künstliche Strände in Teneriffa oder die deutsche Insel Sylt sind nur einige Beispiele dafür. Für die Aufschüttung künstlicher Strände wird vor der Küste liegender Sand mit Saugrüsseln vom Meeresboden an den Strand gespült. Dabei wirbeln feine Sedimente auf, die sich auf die Pflanzen und Tiere legen und diese ersticken. Nachhaltig sind derartige Maßnahmen leider nicht, da ein aufgespülter Strand aufgrund seiner Struktur und Form bis zu zehnmal schneller erodiert als natürlicher (Prof. Harold R. Wanless in Die ZEIT).

Sandrecycling und Sparmaßnahmen

Mittlerweile gibt es bereits recycelten Sand aus Altbeton- und Glas und es wird an der Herstellung von Sand aus Müllteilen oder der Nutzung von Wüstensand geforscht. Letztendlich muss aber neben dem Recycling auch an die Einsparung des Rohstoffs gedacht werden.

Bis zur Fertigstellung eines einzelnen mittelgroßen Wohnhauses werden bis zu 200 t. Sand verbaut, für einen Kilometer Autobahn sogar bis zu 300 000 t (ARTE). Außerdem steckt Sand in vielen Alltagsprodukten wie dem Smartphone oder Fernseher.

Tipps für die Verbraucher

  • Nutzen Sie die Gebrauchsdauer von Alltagsprodukten aus. Eine Neuanschaffung ist aus Umweltsicht meist der schlechtere Weg, auch wenn beispielsweise die Waschmaschine nicht die optimale Energieeffizienzklasse hat.
  • Lassen Sie öfter mal ihr Auto stehen. Weniger Individualverkehr erfordert weniger Straßenneubauten und Sanierungen.
  • Auch Energiesparmaßnahmen sparen neben Energie auch Sand ein. Weniger Kraftwerke und Staudämme müssen gebaut werden.
  • Überdenken Sie ihren Platzbedarf. Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung stieg der Wohnraum der Deutschen von 1998 mit 39 m² auf 45 m² im Jahr 2013. Einen Altbau zu sanieren macht aus ökologischer Sicht oft mehr Sinn, als ein neues Haus zu bauen.