Umwelt

22.04.2019, Überdüngung und Artenvielfalt

Stickstoff - vom Nährstoff zum Problem

Stickstoff ist für alle Lebewesen ein wichtiger Nährstoff. Die Landwirtschaft setzt stickstoffhaltige Düngemittel ein, um Erträge zu steigern. Ein Überangebot des Nährstoffs belastet jedoch Ökosysteme und beeinträchtigt die Artenvielfalt.

Stickstoff - vom Nährstoff zum ProblemFoto: © Petair - Fotolia.com

Stickstoffeinträge in die Umwelt

Der Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel in der Landwirtschaft und die Verbrennung fossiler Energieträger setzen jedes Jahr weltweit enorme Mengen reaktiven Stickstoffs frei. In Deutschland gelangen dem Umweltbundesamt zufolge jährlich etwa 4,2 Millionen Tonnen in den Stickstoffkreislauf, das entspricht etwa 50 kg pro Person. Die Landwirtschaft hat daran mit gut 60 Prozent den größten Anteil, den Rest verursachen Energiewirtschaft/Industrie, Verkehr und private Haushalte mit jeweils gut 10 Prozent.

Die übermäßige Freisetzung reaktiver Stickstoffverbindungen bringt eine Reihe von Umweltproblemen mit sich. Nicht nur Wasser, Boden und Luft sind betroffen sondern auch natürliche Lebensräume und ihre Bewohner.

Stickstoff – vom Nährstoff zum Problem

Lange Zeit war Stickstoff ein rarer Nährstoff, der das Pflanzenwachstum begrenzte. Durch den Einsatz stickstoffhaltiger Düngemittel steigerten sich die Erträge. Doch in natürlichen Ökosystemen wird der Stickstoffeintrag zunehmend zum Problem.

Ein einseitig hohes Stickstoffangebot kann zu so genanntem „Geilwuchs“ führen: Die Pflanzen bilden weniger feste, stützende Substanzen und haben eine geringere Gewebestabilität. Baumkronen brechen hierdurch beispielsweise leichter bei Sturm. Das schnelle Wachstum macht Pflanzen auch anfälliger gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen. Die übermäßige Freisetzung reaktiver Stickstoffverbindungen gilt als eine der Hauptursachen für den Rückgang der biologischen Artenvielfalt.

Mehr Stickstoff, weniger Arten

Durch Stickstoffeinträge in die Umwelt verändern sich natürliche Ökosysteme schleichend. Gefährdet sind insbesondere Pflanzen und Tiere in Lebensräumen, die von Natur aus nährstoffarm sind: Unter anderem Trockenrasen, Heiden und Moore. Der zunehmende Stickstoffeintrag verdrängt standorttypische Pflanzen und davon abhängige Tiere wie Insekten und Vögel. Stickstoffliebende Pflanzen wie Ruprechtskraut, Brennnesseln oder Himbeeren breiten sich immer mehr aus.

Artenvielfalt fördern: Tipps für den Garten

Angesichts steigender Siedlungsflächen gewinnen Gärten als Rückzugsort für Pflanzen und Tiere an Bedeutung. Durch eine naturnahe Gartengestaltung schaffen Sie heimischen Arten einen Lebensraum:

  • Bevorzugen Sie einheimische Pflanzenarten. Sie sind an unsere Klimaverhältnisse angepasst und bieten Insekten, Kleinsäugern und Vögeln Nahrung und Lebensraum. Im Fachhandel erhältlich sind sowohl Samen als auch vorgezogene Pflanzen.
  • Achten Sie auf den Standort. Ist es sonnig oder eher schattig? Ist der Boden nährstoffarm, kalkhaltig oder trocken? Mit Pflanzen, die an den jeweiligen Standort angepasst sind, haben Sie weniger Arbeit und länger Freude.
  • Trockenmauer, Sandgarten oder Sumpfbeet – legen Sie je nach Garten gezielt besondere Biotope an und schaffen damit einen Standort für gefährdete Arten.
  • Setzen Sie auf Vielfalt und Abwechslung. Hecken mit Wildsträuchern, Beete mit mehrjährigen Stauden oder Blumenwiese statt Rasen, heimische Pflanzen sind für Mensch und Tier attraktiv. Damit Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Nahrung finden, blüht möglichst über die gesamte Vegetationsperiode hinweg etwas in Ihrem Garten. Listen für insektenfreundliche Pflanzen erhalten Sie bei Naturschutzverbänden und Fachbehörden.
  • Schaffen Sie in Ihrem Garten Ecken, in denen Pflanzen stehen und Laub oder Totholz liegen bleiben können. Alte Äste und Baumstümpfe beispielsweise dienen Insekten als Versteck, Nahrung und Baumaterial. Insektenhotels bieten eine platzsparende Ergänzung.
  • Setzen Sie Düngemittel nur äußerst sparsam und gezielt ein, verzichten Sie möglichst auf Pestizide und verwenden Sie torffreie Erde. Informationen und Tipps finden Sie im Beitrag Düngen und Pflanzenschutz im Garten.

Stickstoffeinträge minimieren – Klimaschutz im Alltag

Unser Verhalten und Lebensstil beeinflussen, in welchem Ausmaß Stickstoffverbindungen in die Umwelt gelangen. Klimaschonendes Handeln reduziert fast immer auch die Emission reaktiver Stickstoffverbindungen. Hier finden Sie Tipps zum Energiesparen sowie zum Umgang mit Lebensmitteln.

Es ist höchste Zeit, Boden gut zu machen. Das Umweltteam des VSB bietet Informationsmaterialien, Vortrag und Ausstellung zum Thema Boden schätzen, Boden schützen.

 

Links:

BR: Drastischer Insektenschwund in Deutschland

Bundesamt für Naturschutz: Eutrophierende Stickstoffeinträge

Nabu: Tipps zum naturnahen Gärtnern

Umweltbundesamt: Stickstoff – zu viel des Guten?

Umweltbundesamt: Reaktiver Stickstoff in Deutschland. Ursachen, Wirkungen, Maßnahmen