Umwelt

27.05.2019, Ökologisch Waschen

Tipps und Infos zu Bio-Waschmitteln und Co.

Bio-Waschmittel, Waschnüsse, Waschbälle und Co. versprechen saubere Wäsche bei einer möglichst geringen Wasserbelastung. Halten Ökowaschmittel aber bei der Waschleistung mit konventionellen Waschmitteln mit und haben sie überhaupt einen entscheidenden Umwelt­vorteil?

Tipps und Infos zu Bio-Waschmitteln und Co.Foto: © iStockphoto.com/cwa-studios

Entscheidender Faktor: Biologische Abbaubarkeit

Die Umweltverträglichkeit von Bio-Waschmitteln aus dem Supermarkt ist nicht automatisch besser als die von normalem Waschmittel. Denn waschaktive Substanzen sind auch in Öko-Waschmitteln vorhanden und verschmutzen das Abwasser. Generell gilt: Jede Wäsche belastet die Umwelt.

Beim Waschmittel kommt es auf die biologische Abbaubarkeit der Inhaltsstoffe an. Tenside, die den Schmutz aus der Wäsche lösen und den Hauptbestandteil jedes Waschmittels ausmachen, müssen per Gesetz biologisch abbaubar sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie aus natürlichen Rohstoffen oder petrochemisch hergestellt sind.

Hersteller von Ökowaschmitteln achten jedoch verstärkt auf die Herkunft der Rohstoffe und die Umweltverträglichkeit der Inhaltsstoffe. Sie nutzen häufig Tenside aus ökologisch angebauten pflanzlichen Quellen, verzichten auf Zusatzstoffe wie optische Aufheller oder Enzyme. Für die Umwelt gilt auch beim Waschen: Je weniger Hilfsstoffe im Waschmittel, desto besser.

Die Qual der Wahl

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es schwer zu erkennen, welche Qualität das Bio-Waschmittel aufweist. Anders als bei Lebensmitteln ist der Begriff „Bio“ bei Waschmittel nämlich nicht geschützt. Dazu kommt, dass die Inhaltsstoffe nicht alle auf der Packung aufgelistet sein müssen. Lediglich ein Link zur Inhaltstoffliste im Internet ist gesetzlich vorgeschrieben (UBA).

Orientierung geben die beiden Label EU-Euroblume (Europäisches Umweltzeichen) und blauer Engel (Umweltbundesamt). Allerdings sind momentan nur eine Hand voll Waschmittel mit Euroblume (Produktliste) und Blauem Engel (Produktliste) auf dem deutschen Markt zu finden. Das heißt aber nicht, dass die zahl­reichen anderen Bio-Waschmittel aus Bioladen oder Supermarkt weniger umweltfreundlich wären. Der Hersteller Sonett kritisiert beispielsweise die Messlatte, mit der Biowaschmittel bei diesen Zertifizierungen gemessen werden. Euroblume und Blauer Engel beurteilen demnach gleichrangig die Waschleistung, Effizienz und Umweltauswirkung eines Produkts und nicht vor­rangig deren ökologische Verträglichkeit. Verzichtet ein Hersteller auf optische Aufheller, Bleichmittelaktivitoren, Enzyme etc. fällt die Waschleistung nicht genauso aus wie bei einem konventionellen Produkt (Sonett). Bioprodukte tragen dafür häufig Label, die die ökologische Herkunft der Rohstoffe, den Verzicht gentechnisch veränderter Enzyme und biologische Abbau­barkeit garantieren (z.B. ECOCERT, ECO-Garantie).

Die Inhaltsstoffe ökologischer Waschmittel variieren stark. Bio-Waschmittel entfalten zum Teil erst bei höheren Temperaturen, meist ab 40°C, ihre volle Wirksamkeit. Konventionelle Wasch­mittel waschen bereits bei 20°C gut und sparen damit Energie. Doch auch bei Bio-Waschmitteln gibt es Produkte mit Aktivatoren, die einen Einsatz schon ab 20°C ermöglichen. Auch Enzyme, optische Aufheller oder Palmöl finden sich in Bio-Waschmitteln. Das umstrittene Palmöl stammt bei vielen Bio-Herstellern jedoch aus nachhaltiger Landwirtschaft. Eine bewusste Kaufentschei­dung der Verbraucherinnen und Verbraucher setzt eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik voraus – in der Realität ist Waschmittel aber ein Produkt, dass beim Einkauf einfach mitgenommen wird und kaum Beachtung findet.

Wundermittel – Waschnüsse, Waschbälle und Co?

Waschnüsse, Efeu und Kastanien werden in vielen Do–it-yourself-Foren als gute und ökologi­sche Alternative zu herkömmlichen Waschmitteln angepriesen. All diese Pflanzen enthalten allerdings Saponine – waschwirksame natürliche Tenside, mit denen verschmutzter Wäsche zu Leibe gerückt wird. Gelangen diese Substanzen ins Abwasser, wirkt sich das auf Wasserorga­nismen aus. Saponine sind z.B. giftig für Fische (Utopia).

Schwierig bei selbst hergestellten Waschmitteln z.B. aus Waschsoda, Gallseife, Kernseife, Wasser und Zitronensäure sind auch deren Dosierung und die Wasserenthärtung. Die richtige Dosierung des Enthärters ist wichtig, um die Waschleistung der Tenside aufrecht zu erhalten. Ist das Wasser zu hart, binden sich die Seifen durch den Kalk und lagern sich als schwerlösliche Kalkseifen an Maschine und Kleidung ab. Zusätzliche Tenside zur Schmutzlösung werden be­nötigt, was wiederum zu einer höheren Abwasserbelastung führt. Der Tensidgehalt bei selbst­hergestellten Waschmitteln ist meist nicht bekannt und führt zu einer willkürlichen Dosierung.

Waschbälle sollen ganz ohne Waschmittel auskommen bzw. deren Wirksamkeit erhöhen. For­scher der Uni Bonn untersuchten die Waschleistung von Waschnüssen, Seifenkraut und zweier­lei Waschbällen. Das Ergebnis: Keine der getesteten Waschmittelalternativen erreichte eine bessere Waschleistung als das Waschen mit purem Wasser.

Kaufverhalten: Konventionelles Waschmittel hat die Nase vorn

Laut eigener Angaben bevorzugen zwar viele Verbraucherinnen und Verbraucher umweltfreund­liche Waschmittel, das Kaufverhalten zeigt jedoch ein anderes Bild. Tatsächlich verwenden le­diglich 10 Prozent ökologische Waschmittel (Metaanalyse UBA). Liegt das am Preis, der Waschleistung oder geben Verbraucherinnen und Verbraucher bei Umfragen sozial erwünschte Antworten? Die Gründe sind vielschichtig.

Tipps für umweltfreundliches Waschen

Neben der Wahl eines umweltfreundlichen Waschmittels gibt es weitere entscheidende Fakto­ren für ökologisches Waschen:

  • Dosieren Sie das Waschmittel richtig. Ein Blick auf die Dosierungsanleitung auf der Ver­packung verhindert die häufig übliche Dosierung „nach Gefühl“.
  • Waschen bei niedrigen Temperaturen spart sehr viel Energie. 30°C oder sogar 20°C reicht bei normal verschmutzten Textilien und konventionellem Waschmittel meist aus (Forum Waschen). Bio-Waschmittel benötigt beim Verzicht auf Enzyme höhere Temperaturen.
  • Nutzen Sie parfumfreie Waschmittel. Viele Duftstoffe sind schwer biologisch abbaubar und lösen Allergien aus (näher Informationen unter www.verbraucherservice-bayern.de/presse/muessen-waschmittel-gut-riechen)
  • Lüften reicht häufig bei kaum getragener Wäsche aus. Weniger Waschen ist die beste Möglichkeit, die Umwelt zu schützen.

Weiterführende Informationen: 

Faltblätter des VSB: Umweltbewusste Wäschepflege und Waschmittel richtig angewendet.

VSB-Tipp: Waschmittel richtig dosieren 

Forum Waschen: Tipps und Infos rund ums Wäschewaschen 

Umweltbundesamt: Nachhaltige Produkte - attraktiv für Verbraucherinnen und Verbraucher 

VZ Hamburg: Sind gentechnisch veränderte Enzyme in Waschmitteln ein Problem?