Umwelt

05.05.2022

Wasser-Fußabdruck durch bewussten Konsum senken

Nicht allein beim Duschen, im Haushalt und Garten verbrauchen wir Wasser, einen weitaus größeren Teil beanspruchen wir unbemerkt durch unseren Konsum. Dieser Wasser-Fußabdruck, also der tatsächliche Wasserverbrauch und seine ökologischen Auswirkungen, sind uns häufig nicht bewusst. In Deutschland beträgt er durchschnittlich 7.200 Liter pro Person und Tag (Umweltbundesamt). 

Wasser-Fußabdruck durch bewussten Konsum senkenFoto: © AlkeMade - Pixabay.com

Mehr als die Hälfte unseres Wasser-Fußabdrucks ist durch die Einfuhr ausländischer Produkte bedingt, der restliche Anteil aus eigenen Ressourcen gedeckt. In regenarmen Regionen verschärft sich dadurch der Wassermangel. Wasserarme Länder sind häufig auch Billiglohnländer. Das bedeutet in den betroffenen Ländern dann Raubbau der Ressourcen, die Armut und Elend steigern. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF haben im Moment mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Obwohl mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt sind, stehen nur weniger als drei Prozent Süßwasser zur Verfügung, nur 0,4 Prozent davon eignen sich zum Trinken.

Auf der Spur des versteckten Wassers

Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Produkte sind für einen Großteil des weltweiten, nicht direkt sichtbaren, sogenannten virtuellen Wasserverbrauchs verantwortlich. Spitzenreiter sind tierische Lebensmittel, denn beträchtliche Wassermengen fließen in die Produktion von Futtermitteln.

Ein seit 2011 etablierter Standard ermittelt die virtuellen Wassermengen von Produkten und den zugehörigen Wasser-Fußabdruck (Water Footprint Network). Eine einprägsame Definition für den Begriff „virtuelles Wasser“ liefert das Institut für Wasserbildung der UNESCO: „Unter virtuellem Wasser versteht man die Gesamtmenge an Wasser, die während des Herstellungsprozesses eines Produktes, Lebensmittels oder einer Dienstleistung verbraucht oder verschmutzt wird oder dabei verdunstet. Die Berechnung des virtuellen Wassergehaltes eines Produktes bezieht jeden einzelnen Schritt im Herstellungsprozess mit ein.“ 

Das virtuelle Wasser setzt sich zusammen aus grünem, blauem und grauem Wasser. 

  • Grün steht für das in einer Region natürlich vorkommende, im Boden gespeicherte und von den Pflanzen aufgenommene Regenwasser: Wichtig für Landwirtschaft und in einem stetigen Kreislauf.
  • Problematischer ist das blaue Wasser: Aus Grundwasser, Flüssen und Seen entnommen, steht es für die künstliche Bewässerung der Anbauprodukte. Dieses Wasser fehlt später im natürlichen Kreislauf. 
  • Graues virtuelles Wasser bezeichnet die beim Anbau verschmutzte Menge, die später nicht mehr nutzbar ist oder die Menge, die nötig wäre, das verschmutzte Wasser zu säubern. Jede Verringerung des Schadstoffeintrags bedeutet eine Entlastung in diesem Bereich.

Um die knappe Ressource Wasser zu schonen, sollten wasserarme Länder Agrarprodukte am besten aus wasserreichen Gebieten importieren und nicht umgekehrt. Die Realität sieht allerdings anders aus: Viele unserer wasserintensiv hergestellten Lebensmittel kommen nicht aus Deutschland. Bei den deutschen Importen des virtuellen Wassers stehen die Agrarprodukte aus Brasilien, der Elfenbeinküste und Frankreich ganz oben auf der Liste. Kaffee, Kakao, exotische Früchte, Soja und verschiedene andere Ölsaaten lassen sich aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht oder nicht gut in Deutschland anbauen. 

Wie lässt sich der Wasser-Fußabdruck bestimmen?

Der Wasser-Fußabdruck berücksichtigt klimatische und geografische Bedingungen der Produktionsregionen ebenso wie die Art des Anbaus, die Nutzung der Flächen, die Wasserverteilung in dem Gebiet und die jeweilige Wasserverfügbarkeit aus Grund- und Oberflächenwasser. Die klimatischen Bedingungen bestimmen den Wasserhaushalt und häufig auch saisonale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit in einer Region.

Der Wasser-Fußabdruck eines pflanzlichen Landwirtschaftsproduktes ergibt sich aus dem Verhältnis der geernteten Menge und der für den Anbau eingesetzten Wassermenge. Diese hängt ganz entscheidend vom Ort und der Art der Erzeugung ab. In wasserarmen Gebieten findet sich in der Regel eine höhere Wasserentnahme als sich durch Niederschläge neu bildet. So benötigen die Landwirte für den Anbau von einem Kilogramm Weizen in der Slowakei 465 Liter Wasser, in Somalia dagegen 18.000 Liter.

Berechnungen aus Spanien zeigen, dass die Landwirtschaftsproduktion vier bis fünf Mal so viel Wasser entnimmt, wie sich neu bildet. Grundwasserstände sinken damit kontinuierlich. Hier und in anderen südeuropäischen Ländern drohen ganze Landstriche durch Bewässerung und damit Übernutzung des Grundwassers zu versteppen. Trotz ungünstiger Wasserverhältnisse bauen die Landwirte in Spanien einen Großteil der Obst- und Gemüseprodukte für den europäischen Markt an.

Welche Lebensmittel verbrauchen wie viel Wasser?

Höchster Wasserbedarf für tierische Lebensmittel 

Bei der üblichen intensiven Haltung von Rindern haben diese nach etwa drei Jahren ihr Schlachtgewicht erreicht. In dieser Zeit hat ein Tier etwa 1.300 Kilogramm Kraftfutter aus verschiedenen Getreiden und Soja, 7.200 Kilogramm Raufutter also Weidefutter oder Heu gefressen und 24.000 Liter Wasser zum Tränken gebraucht. Dies bedeutet, in einem Kilogramm Rindfleisch stecken allein 15.400 Liter virtuelles Wasser (Bundesinformationszentrum Landwirtschaft).

Große Unterschiede bei Obst und Gemüse

Einen kleineren Wasserfußabdruck als Fleisch und Wurst haben Obst und Gemüse, wobei es hier sehr große Unterschiede gibt.

Die Tomate ist mit rund 28,2 Kilogramm pro Person laut Statista das meistverzehrte Gemüse in Deutschland – noch vor Möhren, Speisezwiebeln und Gurken. An diesem Lebensmittel lässt sich verdeutlichen, wie unterschiedlich der Wasserverbrauch für ein und dasselbe Produkt ausfällt, je nachdem wo und wie es angebaut wurde. Die jährliche Erntemenge von Tomaten in Deutschland steigt kontinuierlich. Mehr als die Hälfte der Tomaten stammt aus Wassermangelländern wie Spanien und Marokko (BLE). Tomaten nehmen für das Wachstum Wasser aus dem Boden auf. Weltweit beträgt der durchschnittlich berechnete Wasserdarf 214 Liter virtuelles Wasser für die Erzeugung eines Kilos Tomaten. Wächst die Pflanze allerdings bei künstlicher Bewässerung in sonnenreichen aber wasserarmen Regionen in einer Intensivkultur mit fünf Ernten jährlich her-an, verbraucht sie mehr Wasser als sich neu bildet.

Bei Erdbeeren aus Spanien verhält es sich ähnlich. In der Region um Huelva zum Beispiel bauen Landwirte auf 6.400 Hektar jährlich 245.000 Tonnen Erdbeeren für den europäischen Markt an. Die Produktion von einem Kilogramm Erdbeeren benötigt auf den ersten Blick in Spanien weni-ger Wasser als die in Deutschland: 209 Liter zu 321 Liter (NaturFreunde). Die Bewässerung macht aber den Unterschied. Während der Wasserbedarf in Deutschland mit Regenwasser fast gedeckt werden kann, stammt das Wasser in Spanien größtenteils aus Bewässerungsanlagen, welche die Grundwasserreserven angreifen.

Den eigenen Wasser-Fußabdruck beim Lebensmittelkonsum verkleinern

Es lohnt sich, beim Einkauf genauer hinzusehen und den Rohstoff Wasser, der in den Lebensmitteln steckt, im Blick zu haben. Jeder Einzelne verringert durch gezielten Einkauf seinen eigenen Wasser-Fußabdruck und trägt zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen bei der Erzeugung von Lebensmitteln oder anderen landwirtschaftlichen Produkten bei.

Dabei ist zunächst die Frage der Herkunft zu klären. Wie sieht es mit dem Wasserkreislauf im Herkunftsland aus? In welcher Klimazone befindet sich der Anbau? Handelt es sich um Kulturen, die dort bewässert werden müssen? Durch einen saisonal angepassten Kauf von einheimischen Frischwaren lässt sich die Wasserbilanz erheblich verbessern. Auch der Anbau ökologischer Produkte erfordert gewöhnlich weniger Wasser als großflächige Monokulturfelder. Flächengebundene Tierhaltung verhindert hohe Stickstoffeinträge in Grund- und Oberflächenwasser.

Beim Kaffeekonsum kommt es zum Beispiel unter anderem darauf an, ob die Bohne aus den regenreichen Bergregionen Brasiliens oder aus dem regenarmen Tiefland stammt, das intensive Bewässerung benötigt. 

Tipps für Verbraucher*innen

  • Prüfen Sie aus welchen Ländern Ihre Lebensmittel zu uns kommen: Das weitgereiste Produkt ist in der Regel zweite Wahl, zumal wenn es aus Ländern mit geringem Niederschlag und künstlicher Bewässerung kommt.
  • Vornehmlich regionales und saisonales Gemüse und Obst einkaufen: Was den Wasserverbrauch angeht, sind Sie mit einheimischen Produkten auf der sicheren Seite.
  • Wählen Sie beim Einkauf Produkte aus ökologischem Anbau: Hier kommen keine Pestizide zum Einsatz, die den Verbrauch an virtuellem grauem Wasser steigen lassen.
  • Reduzieren Sie Ihren Fleischkonsum: Legen Sie mindestens einen fleischfreien Tag in der Woche ein. Damit sparen Sie bereits so viel Wasser, dass eine Person ein ganzes Jahr lang täglich duschen könnte.
  • Versuchen Sie nur so viele Lebensmittel zu kaufen, wie Sie auch verbrauchen: Landen die Lebensmittel im Müll, verschwenden wir nicht nur die Produkte selbst, sondern auch die (Wasser)-Ressourcen, die in ihnen stecken.
  • Öfter Tee als Kaffee trinken: Der virtuelle Wasserverbrauch ist bei der Teeproduktion, verglichen mit Kaffee, günstig. So müssen für eine Tasse Schwarztee nur 27 Liter Wasser aufgewendet werden, während hinter einer Tasse Kaffee je nach Anbau 140 Liter virtuelles Wasser stehen. In einer Tasse Pfefferminztee stecken nur 0,9 Liter virtuelles Wasser.

Weiterführende Links:

Weltfriedensdienst: Persönlicher Wasser-Fußabdruck als Wasserampel gestaltet

Verbraucherportal Bayern: Wasser im Einkaufskorb – wassersparend einkaufen

VSB-Tipp: Klimaschutz im Alltag – Lebensmittel bewusst wählen

Water Footprint Network: Weitere Beispiele zum Wasserverbrauch von Produkten (englisch)