Umwelt
04.03.2025
Wasser im Warenkorb: Wie Konsum die Welt verändert
Unser Konsum beeinflusst die Wasserressourcen weltweit. 7.200 Liter sind dem Umweltbundesamt zufolge notwendig, um die Produkte herzustellen, die eine Person in Deutschland rein rechnerisch pro Tag verbraucht. Der Großteil davon (86 Prozent) wird nicht hierzulande, sondern in anderen Ländern beansprucht. Wir gehen der Frage nach, ob Produkte mit einem hohen Wasserverbrauch automatisch umweltschädlich sind, und geben Tipps zum wasserschonenden Lebensmitteleinkauf.

Ohne Wasser läuft nichts. Ob Nahrung, T-Shirt oder Handy: Die Herstellung all dieser Produkte verbraucht Wasser. Das so genannte virtuelle Wasser bzw. der Wasserfußabdruck eines Produkts beschreibt, welche Menge die Herstellung benötigt. Die Berechnung unterteilt den Wasserverbrauch in drei Kategorien:
Grünes Wasser steht für natürlich vorkommendes Boden- und Regenwasser, welches zum Beispiel Pflanzen beim Wachstum aufnehmen.
Blaues Wasser bedeutet, dass Oberflächen- oder Grundwasser zur Bewässerung bzw. zur Herstellung genutzt wird.
Graues Wasser zeigt, welche Wassermenge beim Anbau von Pflanzen bzw. bei industrieller Produktion verschmutzt wird.
Lebensmittel und andere landwirtschaftliche Produkte haben den höchsten Anteil am weltweiten Wasserverbrauch. Spitzenreiter sind Pflanzen wie Kakao und Kaffee mit Werten von 27.000 bzw. 21.000 Liter Wasser pro Kilogramm Lebensmittel. Diese sind aber dennoch nicht als bedenklich zu erachten, da die Pflanzen an unterschiedliche Klimaverhältnisse angepasst sind und von Natur aus nur in Regionen wachsen, in denen ausreichend Niederschläge fallen.
Künstliche Bewässerung ermöglicht den Anbau auch in Regionen, in denen die Niederschläge ganzjährig oder zumindest zu bestimmten Jahreszeiten nicht ausreichen. Wenn die künstliche Bewässerung dauerhaft mehr Wasser aus Flüssen, Seen oder dem Grundwasser erfordert, als Niederschläge wieder ausgleichen, hat dies langfristig gravierende Folgen auf den Wasserhaushalt vor Ort. Ebenfalls kritisch einzustufen ist der intensive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der zu einer großen Menge an grauem, also an verunreinigtem Wasser führt.
Wasserknappheitsfußabdruck: Risiko für Konflikte um Wasser
Bewässerung ist nicht gleich Bewässerung. Wird ein Liter Wasser in einer trockenen Region wie Spanien, Marokko oder Kalifornien für den Anbau von Obst und Gemüse verwendet, bedeutet dies ein höheres Umweltrisiko als dieselbe Menge in einem wasserreichen Gebiet.
Im Gegensatz zum Wasserfußabdruck, der den Wasserverbrauch wiedergibt, ohne das Wasserangebot vor Ort zu berücksichtigen, setzt der Wasserknappheitsfußabdruck die zur Bewässerung entnommene Menge in Bezug zum Wasserangebot und zeigt so das Risiko für Wasserknappheit. Auf diese Weise lässt sich ermitteln, mit welchen Lebensmitteln große Wassermengen aus trockenen Regionen nach Deutschland gelangen (WWF).
Der Wasserknappheitsfußabdruck unserer derzeitigen Ernährung liegt fast vollständig außerhalb von Deutschland und beträgt 1,443 m³ pro Person und Jahr. Davon entfallen 96 Prozent (1.384 m³) auf pflanzliche Lebensmittel (WWF). An erster Stelle stehen Zitrusfrüchte wie Zitronen, Orangen und Mandarinen, gefolgt von Mandeln und Steinfrüchten wie Pfirsichen und Aprikosen (WWF).
Tierische Produkte spielen trotz eines hohen Wasserverbrauchs eine untergeordnete Rolle beim Wasserknappheitsfußabdruck, da Weidehaltung und Futtermittelanbau in der Regel nicht mithilfe künstlicher Bewässerung in Gebieten mit Wassermangel erfolgen. Dennoch wirken sich die Ausweitung von Weide- und Anbauflächen zur Futtermittelproduktion ebenso wie Nitrateinträge bei intensiver Massentierhaltung negativ auf den Wasserhaushalt aus. Die Herstellung tierischer Lebensmittel ist zudem mit höheren CO2-Emissionen verbunden und belastet die Umwelt insgesamt stärker als die der pflanzlichen Produkte. Mehr zu einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung sehen Sie in unserem Videoclip „Von Kichererbsen und Wiederkäuern“.
Auswirkungen auf den Wasserhaushalt vor Ort
Durch unseren Konsum haben wir Einfluss. Denn welche Pflanze angebaut wird, hängt in der Regel davon ab, welche Feldfrüchte Verbraucher*innen nachfragen. Werden Anbauflächen aufgrund steigender Nachfrage ausgeweitet, kann dies Nutzungskonflikte um knappe Wasserressourcen verursachen bzw. verstärken. Leidtragende sind die Menschen und Ökosysteme vor Ort. Avocados aus Südamerika, Kartoffeln aus Ägypten, Mandeln aus Kalifornien oder Gemüse aus Spanien, Marokko und anderen Mittelmeerländern, es gibt zahlreiche Beispiele für die Übernutzung lokaler Wasserressourcen infolge einer exportorientierten Landwirtschaft.
Nicht nur die künstliche Bewässerung stellt ein Problem dar. Eine weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln, insbesondere nach tierischen Produkten wie Fleisch und Milch, führt zur Zerstörung von Wäldern und Savannen, um neue Weide- und Ackerflächen zu schaffen. Der FAO zufolge gehen bis zu 90 Prozent der globalen Entwaldung auf Rodungen für die Landwirtschaft zurück. Auf Soja entfällt fast die Hälfte der von der EU importierten Entwaldung durch Agrarprodukte. Der Großteil des in die EU importierten Sojas wird als Futtermittel eingesetzt (WWF).
Wälder spielen eine entscheidende Rolle sowohl für den Wasserhaushalt als auch als natürlicher Klimaschutz. Um weitere Waldrodungen zu verhindern, hat die EU mit der Verordnung 2023/1115 einen Rahmen für entwaldungsfreie Lieferketten geschaffen. Die Verordnung schreibt für den Handel mit Soja, Ölpalme, Rindern, Kaffee, Kakao, Kautschuk und Holz sowie daraus hergestellten Erzeugnissen unternehmerische Sorgfaltspflichten vor, welche ab dem 30. Dezember 2025 zu erfüllen sind (BLE).
Wasserrisiko steigt infolge des Klimawandels
Der Klimawandel bringt starke Veränderungen in der Niederschlagsverteilung mit sich. Weltweit kommt es häufiger zu Extremwetterereignissen wie Dürre und Starkregen. Sowohl Starkregen als auch Trockenheit richten große Schäden an und haben massive Ernteausfälle zur Folge. Dies führt zu steigenden Preisen, wie es bei Kakao und Schokolade bereits spürbar ist (WWF). Prognosen zufolge wird die Erderhitzung die Zahl der wasserarmen Regionen erhöhen und den Mangel in bereits wasserarmen Regionen verschärfen (Oxfam). In Zukunft ist auch in Europa mit längeren und häufigeren Dürreperioden zu rechnen (UfZ). Zugleich ist eine Zunahme der Überschwemmungen und eine Verschlechterung der Wasserqualität zu erwarten (WWF).
Umdenken dringend erforderlich
Um Schäden möglichst gering zu halten, braucht es ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen und zugleich eine schnelle Anpassung an bereits eingetretene Klimafolgen. Hierzu gehört insbesondere die Reaktion auf das veränderte Niederschlagsmuster.
Die Auswahl robuster, angepasster Pflanzen sowie eine nachhaltige Anbauweise beeinflussen den Wasserbedarf. Nicht nur die Bewässerungsform, z.B. Tröpfchenbewässerung, sondern auch Maßnahmen wie Bodenbedeckung mit Mulch oder Misch- statt Monokultur spielen eine wichtige Rolle. In Deutschland laufen Versuche, welche Feldfrüchte auch bei Hitze oder Trockenheit gute Erträge erzielen (Tagesschau).
Tipps für Verbraucher*innen
Beim Einkauf ist nicht erkennbar, ob Produkte künstlich bewässert oder für deren Anbau Wälder gerodet wurden. Bei frischem Obst und Gemüse muss lediglich das Herkunftsland angegeben werden, bei verarbeiteten Produkten entfällt auch diese Information.
Darauf können Verbraucher*innen beim Einkauf achten:
- Regionale Lebensmittel bevorzugen, Südfrüchte nur in Maßen genießen. Eine steigende Nachfrage bei uns führt anderswo zu einer Ausweitung der Anbauflächen.
- Produkte aus Gebieten mit Wassermangel meiden. Der Water Risk Atlas zeigt, in welchen Regionen bereits heute Wasserstress herrscht. Der Anbau in diesen Regionen verschärft Wasserprobleme vor Ort.
- Bei der Ernährung auf saisonale Abwechslung und überwiegend pflanzliche Lebensmittel achten. Dies kommt auch der Gesundheit zugute (VSB).
- Vegetarische oder vegane Alternativen erhöhen unter Umständen den Wasserknappheitsfußabdruck. Hier lohnt sich ein kritischer Blick auf das jeweilige Produkt, wie das Beispiel pflanzlicher Alternativen zu Kuhmilch zeigt: Während Hafer einen geringen Wasserbedarf (3,4 Liter) hat und zum Teil aus Deutschland stammt, benötigen Mandelbaum-Plantagen große Mengen an Wasser (371 Liter) und wachsen mithilfe künstlicher Bewässerung in Regionen, in denen bereits Wassermangel herrscht (Stiftung Warentest).
- Die Herstellung von Obst und Gemüse aus biologischem Anbau verursacht weniger graues Wasser. Darüber hinaus fordern Anbauverbände wie Naturland und Bio Suisse in Gebieten mit knappen Wasserressourcen von ihren Betrieben einen Wassermanagementplan (Naturland).
- Nachhaltiger Konsum bedeutet, kompetent zu handeln und sich bewusst Zeit zu nehmen: Für eine nachhaltige Produktauswahl, für einen verpackungsfreien Einkauf, für die Ernte von (Wild-) Früchten, die Zubereitung von Speisen oder die Vermeidung von Lebensmittelmüll. Lebensmittelabfälle kosten unnötig Geld und Ressourcen und lassen sich auf verschiedenen Wegen vermeiden. Mehr dazu im VSB-Tipp.
Weiterführende Links:
BMELV: Entwaldungsfreie Lieferketten: Agrarproduktion ohne Waldzerstörung
BSTMUV: Verstecktes Wasser auf Reisen
Heinrich Böll-Stiftung: Wasseratlas 2025
TU Berlin: Deutschlands konsuminduzierter Wasserverbrauch
Umweltbundesamt: Wasserfußabdruck
Waterfootprint: Wasserfußabdruck verschiedener Produkte