Umwelt

14.04.2025

Wasserverbrauch durch Kleiderkonsum

Unser Konsum belastet die weltweiten Wasservorräte erheblich. Der Klimawandel, die Zunahme der Weltbevölkerung und der wachsende Wohlstand gefährden die Verfügbarkeit und die Qualität der weltweiten Vorräte. In Deutschland liegt der direkte tägliche Verbrauch für Toilettenspülung, Waschen und Duschen laut Umweltbundesamt durchschnittlich bei 126 Liter Trinkwasser pro Person. Der tatsächliche tägliche Verbrauch liegt mit 7.200 Liter Wasser pro Person viel höher, denn hinter jedem Produkt, das wir nutzen, verbirgt sich durch den Herstellungsprozess ein erheblicher Wasserverbrauch. Welcher Wasserbedarf für unsere Bekleidung benötigt wird und Tipps zum wasserschonenden Umgang mit Textilien, lesen Sie hier.

Wasserverbrauch durch Kleiderkonsum© Thomas Dutour - stock.adobe.com
Zertifikate wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Naturtextil geben Hinweise auf nachhaltige Produktion.

Wasserverbrauch durch Kleiderproduktion

Von der Faserproduktion über die Färbe- und Veredelungsprozesse bis hin zur Verarbeitung und Pflege verbraucht jedes Kleidungsstück große Mengen an Wasser. Dieser für Verbraucher*innen nicht sichtbare Wasserbedarf für die industrielle Herstellung und die landwirtschaftliche Erzeugung von Produkten wie beispielsweise Textilien wird als virtuelles Wasser bezeichnet. Das virtuelle Wasser ist Teil unseres Wasserfußabdrucks, der einschließlich außerhalb Deutschlands beanspruchtes Wasser berücksichtigt. 86 Prozent des Wassers, das für die Herstellung der in Deutschland konsumierten Waren benötigt wird, ist aus dem Ausland. Für Kleidung sind es sogar nahezu 100 Prozent. Deutschland exportiert auf diese Weise sowohl die Beanspruchung der Wasserressourcen als auch die damit einhergehenden Umweltbelastungen. Allein das Färben und Veredeln von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung verursachen rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung.

Ein Baumwoll-Shirt benötigt von der Rohstoffgewinnung bis zur Produktion rund 2.700 Liter Wasser. Das entspricht dem Trinkwasserbedarf einer Person für zweieinhalb Jahre. Eine Jeans erfordert sogar 11.000 Liter Wasser. Diese Zahlen zeigen, dass Kleidung einen beträchtlichen Anteil am Wasserverbrauch unseres Konsums hat und einen lohnenden Hebel zur Wassereinsparung bietet.

Wasserverbrauch im Lebenszyklus eines Kleidungsstücks

Die Modeindustrie gehört zu den wasserintensiven Branchen. Der Lebenszyklus eines Kleidungsstücks umfasst mehrere Phasen: Rohstoffgewinnung (z. B. Baumwollanbau, Herstellung von Kunstfasern), Produktion (Weben, Färben, Nähen), Transport (Weltweiter Handel, Distribution), Nutzung (Waschen, Bügeln, Trocknen) und Entsorgung oder Recycling. Jährlich verbraucht die Textil- und Bekleidungsindustrie laut Wasseratlas 93 Milliarden Kubikmeter Wasser für Anbau und Produktion – ein enormer ökologischer Fußabdruck. Das entspricht ungefähr vier Prozent der globalen Süßwasserentnahme. Der größte Wasserverbrauch entsteht bei der Rohstoffgewinnung und der Produktion, insbesondere durch den Baumwollanbau. Auch das Färben und Veredeln von Stoffen ist sehr wasserintensiv. Zudem setzen chemische Färbeprozesse und industrielle Abwässer die Umwelt zusätzlich unter Druck. Besonders problematisch ist, dass Wasser oft in wasserarmen Regionen für die Textilherstellung genutzt wird, was dort regelmäßig zu Wassermangel führt. Als Gegenmaßnahme sollen technische Verfahren eine Wasserersparnis erreichen durch Recyceln und Wiederverwenden des eingesetzten Wassers. Für eine Reduktion des Wasserverbrauchs im Sinne einer Kreislaufwirtschaft ist entscheidend, Kleidungsstücke möglichst lange zu tragen, weiterzuverwenden und zu recyceln.

Wasserverbrauch in der Textilproduktion: Virtuelles Wasser (Blau, Grün, Grau)

Der Wasserverbrauch in der Textilproduktion setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Blaues Wasser ist das Oberflächen- und Grundwasser, das für Bewässerung und industrielle Prozesse entnommen wird. Grünes Wasser ist das natürliche Regenwasser, das in Böden und Pflanzen gespeichert ist. Graues Wasser ist Wasser, das verschmutzt wird, etwa durch Pestizide in der Landwirtschaft oder Chemikalien aus Färbeprozessen. Der Wasserverbrauch hängt von der Art des Materials ab: Für die Baumwollproduktion ist der Anteil an blauem Wasser besonders hoch, da der Baumwollanbau meist in wasserarmen Regionen erfolgt und die Baumwollfelder häufig künstlich bewässert werden. So sind im Schnitt 10.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Baumwollstoff herzustellen, nur etwa die Hälfte davon ist grünes Wasser. Die Naturfasern Leinen und Hanf sind nachhaltigere Alternativen, da sie weniger Wasser verbrauchen und oft ohne künstliche Bewässerung auskommen. Textilien aus Kunstfasern (Polyester, Nylon, Acryl) benötigen weniger Wasser bei der Herstellung, verursachen jedoch während der Nutzungsphase Wasserverunreinigungen durch Abrieb von Mikroplastik beim Waschgang. Schnelle Konsummuster („Fast Fashion“) erhöhen den Wasserverbrauch. Ein Grund mehr, Kleidung nachhaltig zu konsumieren.

Nachhaltige Entscheidungen treffen – Tipps für Verbraucherinnen

Jedes Kleidungsstück hat seine Umweltgeschichte. Als Verbraucher*in haben wir die Möglichkeit, diese nachhaltiger zu gestalten. Durch bewussten Konsum, nachhaltige Kaufentscheidungen und einen schonenden Umgang mit unserer Kleidung verringern wir unseren Wasserfußabdruck. Jeder kleine Schritt zählt für eine umweltfreundlichere Zukunft.

  • Bewusst einkaufen: Setze auf nachhaltige Mode, zertifizierte Bio-Baumwolle reduziert durch ökologischen Anbau die Wasserbelastung.
  • Qualität statt Quantität wählen: Lieber wenige, langlebige Kleidungsstücke kaufen als häufig neue, minderwertige Mode. Hochwertige Kleidung hält länger und muss seltener ersetzt werden.
  • Second-Hand und Upcycling nutzen: Gebrauchte Kleidung kaufen oder eigene Kleidung kreativ umgestalten, statt ständig Neues zu konsumieren.
  • Waschen mit Bedacht – Weniger waschen, niedrigere Temperaturen und Verzicht auf den Trockner reduzieren den Wasser- und Energieverbrauch in der Nutzungsphase.
  • Kleidung reparieren und weitergeben: Statt wegzuwerfen, können Kleidungsstücke geflickt oder gespendet werden, damit sie länger genutzt werden.
  • Faire und nachhaltige Labels unterstützen: Zertifikate wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Naturtextil geben Hinweise auf nachhaltige Produktion.

Weiterführende Infos